Am 21.04.2023 um 23:26 schrieb Karl Janssen über
PhilWeb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
glaubst Du wirklich, die Welt würde nur am Wesen der Mathematik genesen, diese obendrein
lediglich als Hilfswissenschaft geltend?
Du setzt Penrose und nun sogar Einstein als Maßstab, bezogen auf ein Verständnis von
Mathematik und Physik, das für diese beiden Genies nahezu ein Alleinstellungsmerkmal ist;
wie kann man absurderweise diesem Wissen jenes eines an Naturwissenschaft interessierten
Theologen und Paläontologen gleichsetzen?
Moin Karl,
ich halte lediglich Gläubige und Theologen mit ihren Religionen für extrem überbewertet.
Nun, wenn Dir das reicht ist‘s doch für Dich so in
Ordnung. Mir könnte diese Annahme ebenso reichen, würde sie nicht fundamental der Realität
entgegenstehen.
Geist als mathematisch beschreibbare Feinstruktur von Materie? Diese These steht
„religiösem Gescheibe“ in nichts nach. Vielmehr gilt, wenn sich Geist manifestieren will,
muss er mit Materie wechselwirken. Das ist eine ebenso verwegene Aussage, die niemals von
Materialisten akzeptiert werden kann, da ihnen diesbezügliches Verständnis fehlt.
Die Lebenswelt ist nicht nur ein Gerippe formaler mathematischer Strukturen, sondern eine
emergente Ganzheit, die niemals mathematisch abgebildet resp. beschrieben werden kann. Du
solltest hierzu Penrose‘ „The Emperors New Mind“ lesen!
Ganzheitliche vs auf Formalismen reduzierte Weltbilder werden sich solange diametral
entgegen stehen, bis auch der letzte verbliebene positivistisch verblendete Mensch
einsehen muss, dass Geist nicht der Materie gleichzusetzen ist.
Warum dieser Fundamentalismus? Unterscheidest Du in Deiner „Realität“ überhaupt zwischen
Innen- und Außenwelt? In meiner Innenwelt gibt es keine Materie, sondern nur Erlebnisse
meines Erlebens. In der Außenwelt aber lassen sich aus den Ereignissen im Geschehen
mathematisch und technisch Strukturen identifizieren, die als einer Materie inhärent
verstanden werden können. Auf die Worte kommt es aber nicht an, sondern auf Formalismen
und Experimente. Wenn Du allerdings Deine Innenwelt fundamental als Realität schlechthin
ansiehst, sollten wir uns hier nicht weiter austauschen.
PS: der letzte Absatz dieser Deiner Mail führt uns in
andere Gefilde als die immergleichwn Dispute bezogen auf Metaphysik oder gar Religion.
Dazu ist doch wirklich alles schon hier geschrieben worden; warum nur immer wieder diese
reflexartigen Ausfälle, wenn ein Thema auch nur ansatzweise in diese Richtung läuft?
Ich störe mich doch nicht an Deinem Atheismus, viel eher an einer überheblichen Attitüde
gegenüber Menschen, die diese Lebenswelt nicht aus einer ausschließlich auf Mathematik
beschränkte Perspektive sehen und daher nicht auf ein mechanistisch materiell angelegtes
Weltbild fixiert sind.
Mir geht es lediglich um ein Verständnis nicht nur meiner Lebenswelt, sondern auch um die
weit darüber hinaus gehende Welt da draußen. Für überheblich halte ich die Menschen, die
ihre Lebenswelt in anmaßender Selbstüberschätzung schon für alles halten. Ebenso wie die
Trennung von Innen- und Außenwelt scheint Dir meine wiederholte Unterscheidung von
Organismen und Mechanismen entgangen zu sein.
IT