Am 14.03.2024 um 02:13 schrieb Claus Zimmermann über
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In der Mathematik gibt es nur Quantitäten, die sich auf alles mögliche beziehen können,
z.B. auf eine "Periheldrehung". Aber sie ist keine Naturwissenschaft.
Man könnte ja vielleicht noch sagen: worauf sich die Zahl wirklich bezieht, können wir
nicht wissen. Aber auf irgendetwas muss sie sich beziehen, wenn sie keine leere Form sein
soll.
Moin Claus,
die Zahl entstammt dem Zählen, insofern bezieht sie sich auf eine Tathandlung und gleicht
damit dem Registrieren der Periheldrehung. Menschliches Handeln basiert das Zählen wie das
Messen. Historisch ist daraus die Mathematik entstanden, die ja einmal Wissen schlechthin
meinte. Mit seiner Verfeinerung sind daraus formale Mathematik und reale Physik entwickelt
worden, wobei aus dem Zählen und Messen logisch Formalismen und technisch Experimente
hervorgehen. Die Mathematik genügt sich selbst, zählt sich logisch gleichsam selbst aus,
die Physik dagegen zählt technisch die Natur aus. Insofern hinreichend invariante
Naturgesetze experimentell bestätigt werden, können die Naturvorgänge weitgehend auf
Experimente transformiert werden. Das macht den Erfolg der Mathematik in der Physik aus.
Die
Periheldrehung der Merkuhrbahn sehen wir wohl beide als Tatsache an und die Planetenbahn
als tatsächliche Bahn. Beides aber sind menschliche, da geometrische Formen. In der Natur
gibt es sie nicht, wir sehen sie nur in ihr. Empirisch ist lediglich die 43,1, die
aufgezeichnet und berechnet mit der formal bewiesenen Größe übereinstimmt.
Ist der Sinn für Quantität und sind Quantifizierungstechniken weniger menschlich als der
Sinn für einen Ausdehnungs- und Bewegungsraum und die Techniken seiner Messung? Wenn du
alles menschliche streichen willst, dann doch auch die heilige Zahl.
Ich will bis auf die Zahl als Messwert gerade nicht alles menschliche streichen. Nur im
Messwert zeigt sich die reproduzierbare Quantität der Natur. Die Zahl in der Mathematik
ebenso wie im physikalischen Gesetz und in der Skala, auf die Messwerte abgebildet werden,
ist Menschenwerk. Normativ ist die Messung, empirisch der Messwert. Aber wie schon
beschrieben, stehe ich mit meinen Mensch/Natur-, Innen/Außenwelts- und
Qualität/Quantitäts-Betrachtungen noch am Anfang — und werde damit wohl nicht mehr zu
einem Ende kommen.
IT