Am 19.06.23 um 10:00 schrieb Ingo Tessmann über PhilWeb:
Moin Karl,
das sind wiederum nur grob vereinfachende Worte. Aber was unterliegt
ihnen? Eine mathematische Struktur, aus der formal Zeit und Raum erst
hervorgehen. Heusler definiert in „The Topological Origin of Quantum
Randomness“ zur Präzisierung der Beziehung zwischen Unterscheidbarkeit
und Raum-Zeit einen Identitätsoperator:
Moin, moin Ingo,
es bleibt mir grade nicht viel Zeit zur Anwort. Es ging uns um Worte,
sicher ausgehend von Josephs jeweils präzisem Anspruch auf entsprechende
Wortwahl. Mir ging es darum, Deine Aussage zu bekräftigen, dass
„inhaltslose Worte“ sinnlos sind und darüber hinaus zu erörtern, wie
Worte im Zusammenhang mit dem Denken stehen.
Worte, ob gesprochen oder geschrieben, gelten bezogen auf die Linguistik
als kleinste semantische Einheit der (jeweiligen) Sprache. Abgesehen von
anderen Bedeutungen dieses Begriffs, etwa in der Informatik als Teil
formaler Sprachen, ist das Wort an eine Bedeutung gebunden, ansonsten es
schlicht irrelevant ist und eben als inhaltsleer zu gelten hat – hohle
Worte, Worthülsen also, die ich erwähnt habe.
Was sollte daran grob vereinfachend sein? Sollen wir hier in diesem
Forum stets immer nur auf maximal wissenschaftliche Präzision achten
müssen? Soweit es für das jeweilige Thema hinreichend ist, genügt doch
möglichst einfache - wenngleich nicht naiv triviale - Beschreibung
entsprechender Zusammenhänge, um einen geeigneten Diskussionsrahmen zu
gestalten.
Was nun den üblichen Wortgebrauch anbelangt, sollte doch allemal
konsensfähig sein, dass vor diesem das Denken steht, eben wie es der
Volksmund ausdrückt: Denke bevor du sprichst, resp. dich in Worten
ausdrückst.
Ebenso konsensfähig sollte sein, dass Denken substratunabhängig ist und
als quantenmechanisches Ereignis im Gehirn angenommen werden kann.
Substratunabhängig, weil zwei Menschen mit zwar gleichartiger
Gehirnstruktur aber dennoch unterschiedlicher Gehirnleistung durchaus
(an) das Gleiche denken können.
In welcher Weise man Denkleistung als quantenmechanischen Prozess
ansehen kann, ist ein hochaktuelles Forschungsthema, das selbstredend
bislang nicht als abgeschlossen gelten kann und somit nur eingeschränkt
konsensfähig ist.
Sollte Denken als QM-Ereignis zu sehen sein, gelten die Regeln der QM
und im Vergleich zweier denkender Individuen die Annahme, dass es sich
hinsichtlich der Gleichartigkeit der Gehirne (Kardinalität) um
diesbezügliche Ununterscheidbarkeit im Sinne des angesprochenen
Leibniz-Prinzp handelt, als zwei individuelle Quantenobjekte jedoch
unterscheidbar sind.
Wer wollte diese denkenden (resp. informationsverarbeitenden)
Quantenobjekte auf Teilchenebene herunter brechen, wenn er nicht der
Maxwell‘sche Dämon wäre?
Also bleibt (nur) der hypothetische Denkansatz, sich diese Denk-Prozesse
als jeweilige kohärente Quantenzustände vorzustellen, die gemäß ihrer
entsprechenden (chemisch-biologischen) Umgebung per unausweichlicher
Dekohärenz realisiert werden.
Es ist also durch diese Quantenprozesse eine individuelle Ordinalität
gegeben, die trotz der grundsätzlichen Gleichartigkeit des menschlichen
Gehirns, die Individualität und somit die Einmaligkeit wie ebenso die
Unterscheidbarkeit jedes einzelnen Menschen belegt; Eben wie Quine es
sagt: „No entity without identity“
Soweit für den Augenblick auf die Schnelle.
Bester Gruß an Dich und in die Runde! - Karl
PS: Du bemerkst sicher, dass ich meine Weltsicht nicht vordergründig an
den unumstritten primordialen Regeln der Mathematik, sondern eher
philosophisch ausrichte.
„Quantum Randomness“ ist zwar ein Faktum, verliert seine Bedeutung mit
jedem einzelnen Zusammenbruch einer Wellenfunktion (Dekohärenz) im Sinne
von Zufall und Notwendigkeit. Immer ist der Zufall ein winziger
Auslöser, mit bisweilen gewaltiger (notwendiger) Konsequenz.
https://www.mdpi.com/2073-8994/13/4/581
Physisch mögen lediglich Fluktuationen hinreichen. Basieren
mathematische Strukturen auch das Denken, dann ist es gleichsam
prägeometrisch. Siehe dazu: „Emergence of Spacetime from Fluctuations“
von Marcus Reitz et al.: „We focus on the regime in which a
representation in terms of a spacetime and matter fields emerges. We
find that the geometric properties of the emergent spacetime, such
as its volume and number of dimensions, depend on the energy scale
considered and on the balance of bosonic and fermionic species.“
Noch grundlegender geht Cohl Furey vor, die gerade in Berlin forscht
und als „Magierin der Oktaven" umschrieben wurde:
https://www.adlershof.de/news/die-magierin-der-oktaven
In ihrer Dissertation ging es ihr um die Frage: „Standard model
physics from an algebra?“ Mit der Lektüre habe ich erst begonnen, sie
wird noch dauern. Nicht nur Kausalität soll aus Algebra hervorgehen,
sondern auch die irrversible Zeit und natürlich die Teilchen:
https://arxiv.org/abs/1611.09182
Vielleicht wird noch zu unseren Lebzeiten die vereinheitlichende
mathematische Struktur des Universums gefunden — und sei es erst in
den Räumen der 64 dim. compl. Algebra der Oktonionen.
IT
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