Am 17.11.2023 um 04:23 schrieb Joseph Hipp über
PhilWeb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
Über diesen kam ich dann zum "Esel des Buridan", dann zu seinem Autor, der sich
übrigens mit der hier so interessierenden Kohärenz beschäftigte, vor fast tausend Jahren,
zudem kritisierte die Philosophie gegenüber etwas anderem, mir ist es noch nicht ganz klar
geworden, was. Und dann war er gegen den Emanationismus
https://de.wikipedia.org/wiki/Emanation_(Philosophie), von dem RF hier sprach, diesen der
Schöpfungstheorie gegenüber stellte, was aber hier nicht besonders gewürdigt wurde. Nun
scheint die Fremdbezeichnung "Emanationist" auf Karl zu passen, weil sie im
Wikipedia-Artikel auch auf die Schöpfungstheorie passt. Dort habe ich dann gelesen, dass
Karl sogar für sein Bekenntnis der Häresie überführt werden könnte, pass also auf, Karl!
„Karl ist müde geworden“ hast Du, Joseph, kürzlich hier geschrieben. Allenfalls müde im
„Abnützungskampf“ mit Ingo T. könnte man scherzeshalber annehmen, doch ich war lediglich
physisch etwas „disabled“, grippale oder dergleichen Infekte.
Irgendwie vom „Buridanschen Esel“ auf verschlungenen Denkpfaden auf mich gekommen,
erscheint Dir die Fremdbezeichnung "Emanationist" auf mich gemünzt zu sein und
ich zudem als bekennender Katholik, mich angesichts eines vermuteten Zwiespalts zwischen
christlicher Schöpfungslehre und naturwissenschaftlichen Theorien zur Weltentstehung, der
Häresie schuldig machen könnte :-)
Nun, es gibt, wie ich nachfolgend - wieder einmal - zeigen möchte, bei mir keinen
Zwiespalt, kein Unentschieden sein zwischen metaphorisch biblischer Schöpfungserzählung
und dementsprechender naturwissenschaftlicher Sicht, denn es gilt diese sinnvoll ihrem
jeweiligen Bereich zuzuordnen.
Wäre ich also „Emanationist“, würde dies meiner Vorstellung eines primordialen kosmischen
Prinzips entgegen stehen, wonach selbst ein (wie auch immer zu denkendes, resp. zu
erklärendes) unendlich zyklisch aufeinanderfolgendes Universum einen Anfang (einer
Ur-Idee, resp. aus einem Ur-Sprung folgend) gehabt haben muss; Dieses unbenommen der
verschiedenen Theorien, seien es „Big Bang“ oder „Big Bounce“ (als ebenso mit einem Big
Bang erfolgenden Beginn einer Expansionsperiode).
Bemerkenswert an der Idee des „Big Bounce“ aus Sicht der Quantenmechanik ist, dass sich
die Art des Quantenschaums verändert, wenn dieser sich verdichtend dem Unendlichen nähert
und dabei die bekannt grundlegenden Konstanten der Physik (einschließlich der
Lichtgeschwindigkeit) quasi außer Kraft gesetzt und somit tatsächlich wirkungslos sind.
Zumindest müsste das für ein den „Wendepunkt“ überspannendes, unvorstellbar kleines
Zeitintervall von 10(hoch-43)sec gelten.
Im Ursprung existiert also keine Masse, daher keine Zeit, daher keine Körperlichkeit, kein
Leib, aus dem Neues oder gar Geist entstehen könnte, somit etwas „emanieren“ könnte.
Soviel zur abstrusen Vorstellung, Geist würde aus Masse entstehen, also daraus (dem
lateinischen „emanare“ entsprechend) emanieren. Dieser Ursprungs-Theorie folgend, bin ich
mitnichten ein „Emanationist“, kann es gar nicht sein!
Meiner Meinung nach, werden oftmals in diesem Zusammenhang stehende Begrifflichkeiten
kognitiv unzulänglich erfasst, was notwendigerweise in Kombination mit subjektiv
angelegten Denkmustern zu objektiv unzutreffenden Inferenzen führt. Wer aber könnte für
sich sagen, dass er stets vor solchermaßen entstehenden Fehlschlüssen gefeit ist?
Denn was ist tatsächlich Wahrheit, was ist Realität, was ist Wirklichkeit?
Darüber haben wir hier beliebig oft diskutiert und es sollte unbestritten gelten, dass mit
heute verfügbarem Wissensstand viele hinreichend validierte Theorien und Denkmodelle
vorliegen, insbes. bezogen auf die Realität, also das Sicht-, Anfass- und Messbare, dieser
Lebenswelt.
Keinesfalls jedoch ist hinlänglich oder gar abschließend geklärt, was Wirklichkeit im
Bezug auf die Gesamtheitlichkeit alles Existierenden und ein darüber hinausreichendes
Transzendentes, ein numinoses Agens, das nicht mit menschlicher Sinneswahrnehmung, sondern
allenfalls nur intelligibel zu erfassen ist. Somit auch nicht geklärt ist die
übernatürliche Wesenheit, als das „Ding an sich“, wie es sich im „Schleier der Natur“
verbirgt.
Nimmt man diese numinose Wesenheit als einen von Menschen erdachten, persönlichen Gott an,
öffnet man damit einmal mehr die Büchse der Pandora, ganz im Sinne der Theodizee. Also
gilt für mich auch nicht die Zuschreibung eines „Bekennenden“, im üblichen Begriff eines
gläubigen Christen.
Glauben heißt nicht wissen. Da es kein Bild, geschweige denn ein Wissen von Gott geben
kann, bliebe nur der Glaube an einen solchen, allenfalls gestützt durch biblisch
verbriefte Offenbarungen.
Damit komme ich der Sache näher, indem ich mit JHWH zwar keine konkrete Schöpfungsaussage
verbinde, sondern darin das für mich entscheidende „ICH bin da“ erkenne, insbes. das
darüber hinausreichende Kausativ des „ER, der das SEIN erschafft und stetiges Werden
veranlasst. Ein veranlassendes Agens, nicht mehr – nicht weniger!
Wie hier bekannt, halte ich es mit Feldern, mit Information als „Building Blocks jeglich
kosmischer Existenz. Damit verbindet sich die Vorstellung eines gewissen Universalismus
als ein Ur-Prinzip und somit als verursachendes Ordnungsmuster für die Formbildung der
sichtbaren Lebenswelt im Sinne des „anima forma corporis“, was nun einem Sprung zurück in
die Metaphysik gleich zu kommen scheint. Daher - daran anknüpfend - mein schon mehrfach
hier beschriebener Versuch, eine Brücke zwischen Natur- und Geisteswissenschaft und damit
der Metaphysik zu schlagen:
Geist, Theorie (wie Ingo T. ihn benennt) als unbestreitbar immaterielles, verursachendes
Agens, kann m.E, durch nichts anderes als durch materielose Teilchen (Photonen) getragen
sein. Somit sind Information tragende Felder grundsätzliche Voraussetzung (eben „building
Blocks“) für alles kosmische Leben. Dieses insoweit, als nun diese Felder interagieren,
damit zu Kohärenzen (Potentia) führen und sich entsprechend ihres materiellen Umfeldes per
Dekohärenz verkörpern (anima forma corporis).
Leben als ständig prozessuales Ereignis ist ein permanentes „in gegenseitige Resonanz
treten“ - „Thats it!“
Da ist kein (Resonanz-)Raum für stupide einseitige Emanation und allein schon aus dieser
meiner Erkenntnis heraus, kann ich - wie gesagt - kein „Emanationist" sein.
Auch mache ich mich als Katholik keiner Häresie schuldig, was mir - gesetzt der Fall -
ohnehin kein von hoher Kanzel drohender Pfaffe mehr zu sanktionieren vermag. Gott (sic!)
sei Dank. Nebenbei: Priester oder Pastoren (m/w)d), die es ernst mit ihrer Berufung
meinen, die dieser entsprechend Seelsorge betreiben, die in Art einer modernen Theologie
denken und handeln, sind keinesfalls Pfaffen im hergebrachten Sinn.
Weit abseits vorgeblich gültiger religiöser Dogmen halte ich es mit dem Aquinaten: „quidam
vero catholicam fidem profitentes platonicorum doctrinis imbuti", dieses jedoch im
Platon'schen Sinne einer angenommenen Existenz von unveränderlichen Ideen, also
Theorien, die sich - abstrakt als raumzeitlich nicht gebundener, unabhängiger Geist (den
man durchaus als Gott annehmen kann) wesend - in stetig schöpferisches Werk setzen.
„God is a feeling“, diese (hier schon zitierte) von einem zeitgenössischen, amerikanischen
Philosophen gemachte Aussage kommt in moderner Sprache zum Punkt: Die einen fühlen ihn,
die anderen nicht. Für letztere kann es ihn definitiv nicht geben, da ihnen der Zugang auf
dem Wege der Kohärenzbildung verbaut ist. Sie vermögen es schlichtweg nicht, in Einklang
mit diesem „göttlichen“ Feld zu kommen, bzw. sie versuchen es gar nicht erst. Und so gilt
wie immer: „So What?“ - jedem das Seine, eben sein Eigensein.
Mit bestem Gruß an Dich und in die Runde! - Karl