Am 27.03.2024 um 16:52 schrieb waldemar hammel über
PhilWeb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
(1)
ich gerade vor tagen eine sendung mit Lesch gesehen, ging um die "großen
fragen", und Lesch machte die sendung auf friedhof und in einer kirche,
diese sendung ging über "den sinn des menschenlebens",
und lesch gelangte zu meinem erstaunen dabei zum selben ergebnis wie ich schon lange:
der sinn des mensch-lebens besteht darin, sich selbst sinn und sinne zu suchen und vor
allem auch zu finden
Erstaunlich, wie erfreulich zugleich, Waldemar, dass Du Dich nun doch auf die
Sinnhaftigkeit menschlichen Lebens besonnen hast. Denn Du kannst Dich doch sicher an
unsere diesbezüglichen Diskurse erinnern, wo Du Sinn und Zweck jeglichen Lebens vehement
bestritten hast.
Prof. Lesch, der umtriebige Fernsehstar (manchmal erinnert er mich an Morgan Freeman),
dessen Sendungen ich früher mal gesehen hatte, die er zusammen mit Prof. Vossenkuhl (dem
Philosophen) gestaltet hat: „Denker des Abendlandes“, war eine Sendereihe, vermutlich noch
in einer Mediathek gespeichert. In dieser stieß ich auf die Sendung aus 2023 „Gibt es
Gott?“ und habe sie prompt angesehen.
Es ist die visuell aufbereitete Abfolge bekannter Beiträge zu diesem Thema, mit dem Tenor:
Ein Gott kann weder bewiesen, noch widerlegt werden, Lesch geht auf die Pascal'sche
Wette ein, die für mich einem jämmerlichen Kalkül gleichkommt, denn wenn ich mich nur
deshalb für die gute Tat, für ein sog. rechtschaffenes, im christlichen Sinne ein
gottgefälliges Leben entscheide, weil ich damit jenseitigen Lohn nach dem Tode erwarten
kann, ist dieses Tun wertlos. Das bezieht sich auf das persönliche Kalkül,
gesellschaftlich mag es insoweit nützlich sein, als es Motiv für ethisches Handeln und
somit der Gemeinschaft zuträglich ist. Darüber hatten wir hier auch schon geschrieben und
so ist's eine von mir wiederholte Aussage: Die gute Tat, also die Entscheidung für das
erkannt Gute ist nicht an eine Religion, an einen Gott gebunden, sie muss aus der dem
Menschen innewohnenden Vernunft und Empathie, also der Sensibilität für die Mitmenschen,
für die Tiere und die ganze Natur entspringen.
Damit ist der Sinn des Lebens umschrieben, nämlich dessen Gegebenheit als solche
wahrzunehmen, sich als geistiges Wesen begreifen zu können und eben dieses "cogito
ergo sum" übersteigend, nicht primitiven Instinkten folgend ein Leben vegetierend
hinzubringen, sondern die Möglichkeit für eine kreative Gestaltung des eigenen Lebens, wie
auch des Lebensumfelds zu ergreifen.
„Macht euch die Erde untertan“ - Diese unglücklich verkürzte, oft missverstandene Form des
„Dominium terrae“ als Auftrag Gottes sollte so interpretiert sein, dass Menschen
verantwortlich mit dem Geschenk dieser Erde umgehen sollten, sie zum Erblühen bringen, wie
das ja auch in unzähligen Formen geschieht.
Doch nichts kann aus dem Nichts heraus geschehen, bzw. bewirkt werden, immer ist es die
Differenz, das Spannungsfeld allen Lebens, aus dem heraus die kreative Idee verkörpert, in
Form gebracht wird: „Anima unica forma corporis“. Ideen entspringen bestehenden Mustern
oder Intuitionen. Und letztere sind es, deren unvermittelte Entstehung nicht empirisch
erklärbar sind.
Und klar, was jetzt von mir kommt: Es ist dieses unbewusste in Resonanz kommen mit
(Informations-)Feldern, einerlei, ob man sie als morphisch oder kosmisch benennen möchte.
Es sind dann die Gesetzmäßigkeiten von Nichtlokalität und vor allem Nicht-Materialität
erkennbar. Für Dich ein Unding zwar, und damit hast Du recht, denn es ist keine
Dinglichkeit damit beschreibbar.
So liegt der Sinn des Lebens für den Menschen, als eben ein geistiges Wesen, das die
Empirik des materiellen Lebensraums zu übersteigen und dennoch dabei zu gestalten vermag,
eben genau in dieser damit verbundenen Fähigkeit zu mentaler Kreativität.
Ein Christ könnte sagen, wir dürfen uns zurecht Kinder Gottes nennen, da wir an seiner
Kreativität partizipieren. Das geht zurück auf das aristotelische Prinzip, wonach Geist
und Seele untrennbar im Körper verbunden sind und damit Gott über die Seele in den
Menschen einwirkt. Das entspricht jedoch nicht meiner Auffassung, da mir der Gottesbegriff
des JAHWE näher steht: „Ich bin da“. Will ein Mensch sich mit ihm verbinden, muss er damit
in Einklang kommen, eben in Resonanz mit dieser „kosmischen Intelligenz“ oder mit anderen
Worten, mit dieser transzendentalen Wesenheit, gelangen. Christen können das im Gebet
erreichen, andere durch Meditation, innere Achtsamkeit etc.
Kurz gesagt aus meiner Sicht: Der Mensch als geistiges Wesen ist als Bewohner dieser Welt
potentiell befähigt, eben diese Welt kreativ zu gestalten und genau dieses Vermögen
vermittelt ihm Sinn und Zweck seines irdischen Daseins.
Bester Gruß an Dich und in die Runde - dudem ein frohes Osterfest!
Karl