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Am 23.04.2021 um 22:23 schrieb Joseph Hipp via Philweb
<philweb(a)lists.philo.at>at>:
[Philweb]
Am 23.04.21 um 03:27 schrieb K. Janssen via
Philweb:
Erst wenn die nun in Indien sich verbreitenden „Doppelmutationen“ auf die Welt
übergreifen und (wie vermutet wird) diese sich den derzeit verfügbaren Impfstoffen
entziehen, dann haben wir tatsächlich die „Pest“ am Hals und damit die Hoffnung auf
signifikante Bevölkerungs-Dezimierung.
Hiermit hat Karl zwei Aspekte in einem Satz geschrieben. Es könnte aber viel mehr Aspekte
geben. Den Bevölkerungsaspekt (A2) zu denken ist erlaubt, es sei denn es wird denjenigen,
die ihn sagen, unter die Nase gehalten, sie dürften so nicht denken. Das wäre möglich,
wenn ihnen von oben herab ein Denkverbot erteilt würde. Bei A2 geht es um Wahres, nämlich
Zahlen, Statistik, Mathematik, nicht um Moral.
Wie bereits mehrmals angesprochen, ist die Bewertung dieser Pandemie hinsichtlich der
dadurch entstandenen und noch zu erwartenden Schäden (individuell an Leib und Seele,
gesellschaftlich vornehmlich durch Verhinderung gemeinschaftlichen Kulturerlebens usf.
sowie massive wirtschaftliche Einbrüche) letztlich eine Frage der Ethik.
Mein (oben zitierter) Bezug auf mögliche Dezimierung einer explodierenden Weltbevölkerung
durch angenommene massive Übersterblichkeit erfolgte also ebenso unter ethischem
Gesichtspunkt und somit geht es eigentlich immer nur um die tragischen Einzelschicksale
und um die Frage, ob man diese durch entsprechende Maßnahmen (Lockdown etc) möglichst
gering halten will.
Karl hat weitere Aspekte A3, A4 usw. nur angedeutet,
ich kann nicht alle weiter bedenken, es müsste schon mehr Vorarbeit gemacht werden.
Der Aspekt A1, geht mit Wörtern, Sätzen, Texten einher, die zu denken geben, wie schlimm
die Sache ist.
...
Vor vielen Jahren hatte ich hier die Frage gestellt, ob es sinnvoll ist, zuerst Ursachen
zu suchen, und dann erst Moral oder Gesetze darauf anzuwenden, ich bekam keine Antwort.
Da ist offenbar etwas untergegangen. Es könnte allerdings auch sein, dass dazu schlicht
keine Antwort gefunden werden konnte.
Frage und Antwort, das ist ein hoch interessantes Thema, über das es sich trefflich
diskutieren lässt.
Eines vorweg: manche Fragen können keine Antwort haben, da diese immer nur
kontextabhängig sinnvoll erfolgen kann. Doch darauf würde ich gelegentlich gerne etwas
ausführlicher eingehen.
Wenn ich den öffentlichen Gesprächen folgen würde,
müsste ich sozusagen von Verantwortungsketten ausgehen, um darin dann die Ursachen
nachträglich hinzuzufügen. Oder erst mal schauen, ob es Gesetze gibt, die anwendbar sind.
Und wenn keine da sind, bedarf es auch nicht der Suche nach Ursachen. In den meisten
Gesprächen kommen kunterbunt Ursachen, Verantwortung, Moral, Gesetze,
Teufel-an-die-Wand-Malereien vor. Dabei kann ich nicht mitmachen. Wenn ein Flugzeugunglück
untersucht wird, denke ich geschieht alles ziemlich richtig, und zwar geht es erst um die
Suche nach den Ursachen.
Das Entsetzen über Tote, Verletzte, dauerhaft gesundheitlich Geschädigte, das einem
einzelnen tragischen Ereignis (z.B. Zugunglück, Flugzeugabsturz) zufolge in der
Öffentlichkeit wahrgenommen wird, hat offensichtlich einen anderen Ausdruck als den, der
im Zusammenhang mit dieser Pandemie erkennbar ist.
Wer gerade von einer Geschäftsreise per Flugzeug zurückgekehrt ist, schaudert beim
Gedanken, dass ein Absturz dieses Fliegers sehr wahrscheinlich auch sein Leben beendet
hätte. Auf einer Covid-Intensivstation dem Tod ins Auge zu sehen, hat bislang nur die
wirklich Alten getroffen, warum sollte man darüber erschaudern.
Nun, das könnte sich bald ändern, wenn eines der eigenen (durchaus schon erwachsenen)
Kinder dieses Schicksal ereilen sollte (s. das Interview des Charité Intensivmediziners
das ich vorhin hier „verlinkt“ habe).
Da fragt/sucht man wohl erst mal nicht mehr nach Ursachen, sondern erstarrt im Kummer um
diesen Verlust.
Bester Gruß an Dich und in die Runde! - Karl
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