Am 11.07.2022 um 03:36 schrieb waldemar_hammel:
K. Janssen über PhilWeb schrieb:
So wie ich kurz davor war (oder eher doch bin),
hier in philweb
einfach aufzuhören. Warum auch nur ein Wort mehr noch zu den weltweit
abermillionen geschriebenen hinzufügen, warum noch auch nur einen
Gedanken verschwenden, um sich letztlich hier als selbstverliebter
Protagonist zu produzieren oder als solcher gesehen zu werden. Will
ich das weiterhin? Eigentlich nein, eigentlich sollte hier für mich
Schluss sein.
ungefragter einwurf:
mich stören hier weder "wiederholungen", noch das mitunter festhalten
und "herumhacken" auf themen, im gegenteil, es bleibt ja immer irgend
etwas neues dabei hängen,
und selbst die "wiederholungen" sind eigentlich genau genommen nur
spiegelungen in doch wieder anderem licht, langer rede kurzer sinn:
ich erlebe den austausch hier
nach wie vor als interessant und fruchtbar, auch wenn nur (noch) sehr
wenige teilnehmer der liste aktiv mitschreiben,
Man sieht, wie ähnlich unsere Sicht auf Zweck- und Sinnhaftigkeit eines
Gedanken-/Meinungsaustausches zwischen Menschen ist und es diesmal Du
bist, der dieses Forum am Leben halten will. Was braucht es, um ein
Forum als Ort zwischenmenschlicher Begegnung lebendig zu halten? Es
braucht geeignete Themen, wo sich möglichst viele Teilnehmende
einbringen können oder zumindest passiv mit Interesse dabei sein können.
Doch welche Themen könnten das sein, die sich vom „Mainstream“
unzähliger Internetforen, Blogs, interaktiven Web-Sites usf. abheben und
dieses eben nicht im Sinn von „abgehoben“, sondern vor allem durch eine
der Liste innewohnenden Diskursform, die persönliche Angriffe, sinnloses
Politisieren und Polarisieren etc. zu vermeiden sucht?
Themen zu finden und diese in fairen Diskussionen zu erörtern, ist nicht
so einfach zu bewerkstelligen, wie wir das in philweb immer wieder
erlebt haben, denn auch hier treffen die unterschiedlichsten Charaktere,
Interessen, Berufsfelder usw. aufeinander und es braucht manchmal sehr
viel Zurückhaltung, um nicht bei jeder Gegenrede sogleich loszupoltern.
Wir beide haben uns sicherlich darin besonders zu bemühen gehabt.
Erstaunlich genug, zu welchem Maß man sich über die Jahre kennenlernen
kann, ohne sich auch nur einmal in direktem Kontakt begegnet zu sein.
Nicht immer gelingt es offenbar, die jeweils tief angelegten und
verfestigten Überzeugungen resp. Weltsichten zurück zu stellen, wenn es
darum geht, „Brücken“ über diese Tieflagen zu schlagen, um eine
Diskussion zu einem hinreichend konzilianten und akzeptierten Ausgang
für alle Beteiligten zu bringen. Beachtenswert indessen, dass wir uns
dennoch hier durchschlagen, und sei es mit deutlichen Worten, so wie ich
kürzlich schrieb:
Du bist blind für etwas, das ich partout zu "sehen" glaube. Und ich bin
taub für Deine Worte, mit denen Du mir partout Deine Weltsicht
weismachen willst. Doch nichts ist umsonst. Dank Dir habe ich in all den
Jahren unserer Diskussionen hier viel gelernt - schlichtweg dadurch,
dass ich mich gezwungen sah, Deine mir nicht zugänglichen Argumente zu
durchdenken und meine ("magisch-animistischen") Vorstellungen zu
hinterfragen :-))
Ich konnte das so schreiben, weil ich genau wusste, wie Du es auffassen
wirst. Natürlich bist Du nicht blind für etwas, das ich zu sehen glaube,
denn wärst Du es, bräuchte ich kein einziges Wort mehr für einen
weiteren Austausch schreiben. Wir haben – grundsätzlich unterschiedliche
Weltsichten, wenn es um basale Fragen nach Ursachen resp. Verursachung
in dieser Lebenswelt geht. Diese Unterschiede werden wir niemals (in
diesem Leben) nivellieren können, da wir die Welt aus unterschiedlichen
Perspektiven sehen – nicht mehr, nicht weniger. Legen wir gedanklich die
Perspektiven zusammen, dann gibt es selbstredend keine Differenz mehr
und wir enden wie ein altes Ehepaar, das sich (müde von den
Auseinandersetzungen eines letztlich geglücktem Ehelebens) schlichtweg
nichts mehr zu sagen hat. Erstaunlich dabei, wer solches zu beobachten
weiß: Der eine nutzt die Sprache, die Diktion des anderen, wenn aus
dieser Gemeinschaft nach außen kommuniziert wird. Nun, um den Dialog
hier aufrecht zu erhalten, muss man sich dennoch nicht wie die
„Kesselflicker“ streiten. Und so lese ich mit einiger Freude diese Deine
(für Dich erstaunlich konstruktive) aufmunternde Bewertung von der
Sinnhaftigkeit zwischenmenschlicher Kommunikation:
wh: "...langer rede kurzer sinn: ich erlebe den austausch hier nach wie
vor als interessant und fruchtbar, auch wenn nur (noch) sehr wenige
teilnehmer der liste aktiv mitschreiben,…“
Letzteres hingegen sehe ich einigermaßen besorgt. Ich weiß zwar aus
persönlichen Kontakten mit eingeschriebenen Teilnehmenden bei philweb,
dass sie hier gerne mitlesen zugleich aber sich eher mit eigenen
Beiträgen zurückhalten möchten (aus welchen Gründen immer). Doch genau
darin liegt die lauernde Stolperfalle, dass man als Protagonist dieser
Liste bewusst oder (zumeist) unbewusst die eigene Rhetorik auf diese
„schweigende Mehrheit“ (schlimmstenfalls missionierend) ausrichtet. Das
meint offensichtlich Ingo, als er mir zuletzt „ideologisches Vorgehen“
vorhielt, nämlich „unter dem Blickwinkel von Information und
Organisation, Paramecien und Saug-Roboter unter einen Hut bringen zu
wollen“.
Ihm konnte es nicht um meinen Bezug auf Paramecien gehen (den er nicht
verstanden hat oder verstehen wollte, denn es ging mir nicht um die
biologisch angelegte Antriebsart dieser Einzeller, sondern um die Art,
wie Bewegungsmuster – also Form und Information - erstellt und
abgespeichert werden. Es war also mein Bezug auf den
Informationsbegriff, der ihn störte und der Dir ebenso nicht (unter
diesem Aspekt) zu vermitteln ist.
Der Grund ist (wie oft schon von mir beschrieben): Information ist nicht
gleich Information, d.h. es gibt so viele unterschiedliche Facetten
dieser Begrifflichkeit, dass man keine spezifische Beschreibung unter
diesem Überbegriff geben kann. Deshalb läuft Ingos despektierliche, mir
völlig unverständliche Zuschreibung bezogen auf „Informationismus“ ins
Leere: „Ebenso wie Wheeler war auch Feynman ein selbstdarstellender
Sprücheklopfer.“
Und überdies: warum eigentlich sollte man sich dann an deren
Originalarbeiten halten, wenn sie Sprücheklopfer waren?
Unverständlich dieser Anwurf deshalb, weil ich genau weiß, was Ingo an
Feynman zu schätzen hätte: nämlich einen unverstellten, pragmatischen
Blick auf die QM.
Der wahre Hintergrund dieser Auseinandersetzung liegt demnach nicht in
der unterschiedlichen Bewertung bezüglich naturwissenschaftlicher
Fakten, sondern hinsichtlich der fundamental verschiedenen - ideologisch
angelegten - Weltanschauungen, die sich - immer wieder - natürlich auch
in der gesellschaftspolitischen Bewertung des Zeitgeschehens und
selbstredend in diesbezüglichen Diskussionen widerspiegeln.
Meines Erachtens gerät eine ursprünglich fachlich angelegte Diskussion
dann in eine ungünstig diskursive Phase, wenn Ideologien durchscheinen.
Das mag der Grund sein, Waldemar, warum Du sie verabscheust und diesen
dennoch nicht zu entkommen vermagst – wie uns allen auferlegt, weil sie
uns schlichtweg (in aller Regel von Klein auf) eingeprägt wurden.
Bester Gruß! - Karl
PS: Bisweilen erscheint es mir nur noch geisterhaft, hier zu schreiben.
Es sind wirklich nur noch wir drei -Ingo, Du und ich - übrig geblieben,
die sich hier in allen Mühen die Meinung sagen. Also entweder
funktioniert die Verteilung der Mails noch nicht wieder richtig oder wir
sind kurz vor dem totalen Exodus. Unter diesem Eindruck wird es nochmal
schwieriger, weitere Motivation für den Verbleib in und für den Erhalt
dieser Liste zu entwickeln. Bin ich es als gescholtener
Selbstdarsteller, oder ist es doch Corona und dem Putinkrieg
geschuldet, dass hier nur noch drei Totengräber überleben und fleißig zu
Gange sind?
deshalb würde ich auch dich, karl, bitten wollen, nicht "schluss zu
machen", sondern ganz einfach weiterhin mühsam beiträge zu liefern =
den stein immer wieder, trotz widerständen,
den berg hochzurollen, am ende lohnt es sich für alle, die mitmachen
und/oder mitlesen ...
und allen und immer 100% recht machen kann niemand, auch I.T. (grüße
an ihn) hat seine stärken und schwächen, wie jeder von uns = ein jeder
steckt halt in seiner haut, und kann
nicht wirklich heraus.
wh