Am 19.06.2024 um 02:32 schrieb Joseph Hipp über
PhilWeb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
eine Thematik, über die man schlichtweg nicht
herkömmlich wissenschaftlich diskutieren kann, wenn in einem Diskurs Beweisführung etwa
nach dem Vorbild der Mathematik eingefordert wird.
Das stimmt. Das Vorbild ist
jedoch gar nicht so schlecht. Es kann jedoch zerlegt werden. Und zwar ist die Vietisierung
(das Wort gebrauche ich privat, weil Francois Viete die Buchstaben einführte) ist allein
schon einerseits sehr gut, um das Denken zu vereinfachen, wenn man die Hürde nimmt, zu
lernen, woraufhin der eine oder andere meint, Mathematik zu lernen würde die Welt
verbessern. Vietisierung gab es mit der Notenschrift in Bezug auf die Musik. So mache ich
gerne von der Vietisierung auch in der Umgangssprache Gebrauch. IT würde in diesem
Zusammenhang auf die Modellbildung verweisen. Nur ist hierbei oft ein Ende, und zwar dann,
wenn zu viele Modelle vorgelegt werden, und die Personen sich nicht einig sind, welches
denn gewählt werden soll, welches am besten zutrifft oder am meisten nutzt. Es gibt noch
andere gute Teile am Vorbild Mathematik. Ein anderes Vorbild, das der Kausalität geht
jedoch unter, bei allzu viel Mathematik. Übrigens kommt die Kausalität oft in den
Gesprächen hier und anderswo vor. Ein Kriminalist schrieb, in eine mir verständliche
Sprache übersetzt: "Der eine findet unter den Vorsachen in der Kausalmasche eine
bestimmte Sache, an einer anderen Stelle eine andere, und dann kombiniert er beide. Das
erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass seine Beschreibung mangelhaft ist, und Fehler bewirkt
werden." Ein anderes Problem ist, dass bei der Kausalbeschreibung oft Zeiträume als
Vorsachen angegeben werden. Beides kommt oft in Gesprächen vor. Ein drittes Ideal ist die
Klassifizierung, ein viertes die Didaktik. Vielleicht sind die Vorbilder anders
einzuteilen.
Hi JH,
ich hatte in meinen Mails an KJ nicht die Modellbidlung im Sinn, sondern das auf den
Alltag bezogene eherne Beweisschema der Mathematik: Definition, Satz, Beweis. Auch
alltäglich lässt sich angeben, worum es geht (Definition), wie es sich damit verhält
(Satz) und warum es sich so verhält (Beweis). Als Beispiel hatte ich die (mit Bezug auf
die Anstalt KJ gegenüber) Existenz einer Brandmauer in Europa in Abrede gestellt. KJ hatte
sich allerdings der Beweisführung verweigert. Was bleibt da zu tun? Gegen Ignoranz ist
kein Kraut gewachsen.
Neben dem Vorbild Mathematik hast Du Kausalität, Klassifizierung und Didaktik ins Spiel
gebracht und auf die Kriminalistik verwiesen. Ich hatte mich auch auf das Rechtswesen und
die Medizin bezogen. In der Stochastik kommen alle genannten Bereiche zusammen, da ihre
Sätze zwar exakt bewiesen werden können, in der Anwendung aber lediglich
wahrscheinlichkeitsgewichtet vorkommen. Kausalitäten gelten also nur angenähert und sind
zudem von bloßen Korrelationen abzugrenzen.
Das Problem ggf. zu vieler Modelle sehe ich weniger kritisch, da jedes Modell ja seine
Voraussetzungen und Lösungsnäherungen aufweist, also verglichen und bewertet werden kann.
So wie jeder math. Satz nur insoweit gilt wie seine Voraussetzungen im Beweis zutreffen
gilt auch jedes Modell nur soweit wie seine Voraussetzungen reichen. Wie verschiedene
Modelle sinnvoll hinsichtlich ihrer Lösungsszenarien verglichen werden können, führen
bspw. Meteorologen und Klimaforscher vor.
IT