Am 28.12.2019 um 20:35 schrieb Claus Zimmermann
<mail(a)clauszimmermann.de>de>:
Die Forschungen zum Kindbettfieber und zur Hygiene bei Geburten wären der "Blick
unter die Motorhaube", bei dem man zwar mehr sieht als bei äusserlicher Betrachtung,
aber im Prinzip nichts anderes. Man kann den Bakterien ja nicht ansehen, welche Wirkung
(wie wir das ausdrücken) sie haben. Man muss es testen und was sieht man dann anderes als
eine wenn-dann-Korrelation, die man natürlich auch mit "weil" umschreiben kann,
was aber in diesem Fall nur ein anderer Ausdruck für das empirische "wenn-dann"
ist. Mit einem gewissen Verwirrungspotential, weil (!) dieser Ausdruck auch zur Begründung
dient oder auf ein psychologisches Motiv hinweisen kann.
Natürlich ermöglicht dieses detaillertere Korrelationswissen punktgenauere
Behandlungsmethoden.
Hi Claus,
Du ergehst Dich gerne in Sprachspielen und wenn ich Dich recht verstehe, sind es
wenn-dann-Sätze, auf die Du Korrelationen zu reduzieren gedenkst: Wenn Desinfektion, dann
keine Keime; wenn keine Keime, dann kein Kindbettfieber? Über die Keime müsste ich
zunächst nichts weiter wissen als dass sie existieren und infizieren. Bis heute ist die
Keimtheorie zu einer umfangreichen biologischen Wissenschaft mit vielerlei medizinischen
Anwendungen geworden. Auch wenn Wissenschaft im Kern bloßes Korrelationswissen sein
sollte, handelt es sich nicht um beliebige Schein- oder Formalkorrelationen, sondern um
methodisch prüfbare Korrelationen zwischen physischen Vorgängen. Warum sollte man diese
Korrelationen nicht kausal nennen? Dabei ist die Keimtheorie in der Medizin mit dem
Atomismus in der Physik vergleichbar. Die „Atome“ der Menschen sind Zellen und Einzeller,
die der Physik Feldquanten und Elementarteilchen.
Bei höherer Mathematik oder Quantenmechanik bitte ich
um Gnade. In beiden Fällen fehlen mir die Grundlagen. Ich kann mir nicht recht vorstellen,
daß ich daraus etwas über die Probleme lernen könnte, die in der Mehrdeutigkeit des
Zeichens "weil" potentiell angelegt sind. Da werde ich mit einem
Teilchenbeschleuniger sowenig weiterkommen wie bei einer nur durch Versuche zu
beantwortenden Frage mit begrifflicher Entwirrung.
Mit der Quantenmechanik ist das Kausalitätsprinzip in der Physik erneut problematisiert
worden und so ist es interessant herauszuarbeiten, inwieweit auch dort kausale von
Scheinkorrelationen unterschieden werden können. Auf molekularer Ebene lässt die
Quantenmechanik (im Prinzip) die Berechnung der Bindungswahrscheinlichkeiten zwischen den
Biomolekülen in und auf den Zellen und Einzellern zu.
Es grüßt,
Ingo