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Am 28.06.2022 um 16:49 schrieb waldemar_hammel
<waha3103x(a)googlemail.com>om>:
K. Janssen über PhilWeb schrieb:
Dabei ist zunächst unerheblich, ob mit Information (als eine neue! Nachricht) mein
neuronaler „Wissensspeicher“ erweitert, also – im übertragenen Sinn gesprochen – in eine
neue Form gebracht wird oder ob ein Bildhauer ein unbearbeitetes Werkstück – sei es Stein,
sei es Holz zu einer Gestalt formt, die als Idee in seinem Bewusstsein existiert.
Immer sieht man dabei die Verbindung von Materie und Geist/Bewusstsein. Und diese
Verbindung geschieht nicht „von selbst“, sie bedarf der Fähigkeit, eine potentiell
vorhandene Idee (Potentia) mittels "bewegender" Energie (energeia resp. Actus)
zu verwirklichen, d.h. in geformte Materie zu bringen. Mit dieser - auf Aristoteles
zurückgehenden - Begrifflichkeit kommt auch der Zeitbegriff ins Spiel. Doch erst noch
einmal zu Materie, beispielsweise Holz.
Holz dürfte eines der ersten Werkstoffe gewesen sein, aus denen der Mensch Werkzeuge,
Waffen, vor allem aber Gebrauchsgegenstände formte. Daher womöglich die etymologische
Herkunft (griechisch) des Begriffs Materie (materia = hyle).
Holz, geformt zu einem Gegenstand, wird somit gewissermaßen ein wesenhaftes Ganzes, wie
sich das anschaulich am besten durch eine Statue zeigt. Obgleich ein derartiges Gebilde
selbstredend kein organisches Leben, keine Psyche in sich trägt, verkörpert sich in dieser
Gestalt etwas, das die Griechen als Eidos (eîdos) bezeichneten.
Die Idee eines Schöpfers kommt durch diese in Form gebrachte Materie (Hyle) und somit zu
sehende Skulptur (Eidos) zum Ausdruck, wird mit dem aristotelischen ousia synthetos zu
einem Synholon.
das ist sehr gut geschildert, bringt aber genau auch meinen kritikpunkt:
"information" fällt nicht von himmel, und steckt auch nicht in einem baum oder
einer holzskulptur, wie du es zumindest implizierst, sondern entsteht erst und
ausschließlich in den empfänger-organen eines betrachters, oder allgemeiner gesagt, in
beliebigen detektoren, wenn und sofern diese egal-welche physikalischen signale auffangen,
was man ganz praktisch beweisen kann, indem die holzskulptur für mensch zb "eine
büste von goethe" ist, für einen hundeempfänger eine uriniergelegenheit, für eine
katze ein anlass zum klettern, und für eine in der nähe stehende zweite skulptur keinerlei
"information", da diese keine detektoren für physikalische signale hat
Mit diesem Kritikpunkt zeigt sich der fundamentale Unterschied zwischen unserer beiden
Interpretation von Information. Das erklärt sich zunächst mit den diversen Auslegungen
resp. Einsatzfeldern dieses Begriffs, wobei grundsätzlich zwischen dem
kommunikationstechnischen Begriff (wie er in der Informationstheorie als
Sender/Empfänger-Modell verstanden wird) und einer philosophischen Auslegung im
ursprünglichen Wortsinne von „informare“, also etwas eine Form geben, formen und damit
gestaltgebend (Materie) ab- bzw. umgrenzen.
In diesem Zusammenhang erstreckte sich der Begriff dann auf die soziale Ebene im Sinne von
mitteilen, unterrichten, erziehen, schließlich über Fakten, Neuigkeiten, etc. als
Information im Sinne von Mitteilung zu berichten; das erfolgte erst etwa ab dem frühen
Mittelalter.
Beiden Ausprägungen des Informationsbegriffs (dialogisch Sender/Empfänger bzw. Struktur)
ist gemeinsam, dass die der Information zugrundeliegende Bedeutung dekoriert resp.
rezipiert werden muss, was eine entsprechende Detektion voraussetzt. Die Information muss
durch einen transitorischen Prozess (Codierung als Bezugsebene) von der syntaktischen
(strukturellen) in die semantische Ebene überführt werden, um letztlich verstanden zu
werden.
Diesen Transformationsprozess beschreibst Du m.E. aus „bio-technischer“ Sicht korrekt,
einschließlich des zu hinreichender Inferenz erforderlichen Gehirnprozesse. Den
philosophischen Denkansatz, der dem Strukturaspekt von Information im Sinne von
Gestaltgebung (Idee -Form - Information) entspricht, weichst Du aus. Das zeigt immer
schon Deine Ablehnung hinsichtlich der Platon‘schen Ideenlehre.
So ist das nun: die einen haben einen (nicht oder kaum beschreibbaren) Bezug zu
immateriellen Aspekten von Leben und Welt, die anderen einen pur materiellen Zugang, d.h.
eine auf Materie und Energie bezogene Sichtweise ohne Chance, sich dem gedanklich
anzunähern, was üblicherweise als das Geistige verstanden und benannt ist.
So what!? Jeder nach seiner Art und Weise.
physikalisches signal wird von einem detektor
aufgefangen UND von diesem verarbeitet = "information", beide bedingungen müssen
erfüllt sein, sonst null, oder sogar häufiger: "hintergrundrauschen", zb nur
einen winzigen bruchteil des in meine augen fallenden lichtes nehme ich als
"information" wahr, der überwiegende teil aber ist "weißes rauschen" =
enthält für mich obwohl detektiert keinerlei information, wobei ein hundedetektor gerade
in dem für mich weißen rauschen für sich information in form von mustern erkennt, während
für ihn meine information weißes rauschen sein mag - information also nichts statisches,
sondern eine funktion von detektoren
Das Vermögen, der einer Gestalt innewohnende Information (also die virtuell sublime
Vermittlung der schöpferischen Idee des Gestaltenden) gedanklich zu erfassen, ist wohl
nur dem Menschen gegeben. Der Mensch als zur Kreativität (vornehmlich der künstlerischen)
befähigtem Wesen steht diesbezüglich unzweifelhaft über dem Tier.
Bester Gruß an Dich und in die (wie zumeist schweigende) Runde! - Karl