Am So., 22. Nov. 2020 um 03:26 Uhr schrieb K. Janssen via Philweb
<philweb(a)lists.philo.at>at>:
Gar nicht schlecht, denn wir wissen beide, wie müßig
die
Diskussion um "Ewigkeit", "Seele" letztlich ist.
Wir sind ja letztlich im "Philweb", nicht im "Theoweb". Der Theologe
kann sich in seiner Argumentation auf irgendeine verbindlichen
Glaubensgewissheit stützen, muss dann aber faktisch anerkennen, dass
diese nicht von allen geteilt wird.
Frei nach dem, was uns die amerikanischen (Weihnachts-)Filme immer so
beibringen, ist der Glaube eine Art Geschenk eines liebenden Vaters
(wieso eigentlich nicht Mutter?) an die Seele. Tja...
Wir sind aber nun mal im "PhilWeb" und da haben wir so eine gemeinsame
Grundlage nicht. Weder im positiven, noch im negativen Sinne. Das ist
vielleicht auch eine große Chance, falls man an die Kraft des Dialoges
glaubt.
Wobei sich bei mir die Frage stellt (auch weil mein Verstand zu einer
Form von mir selbst diagnostizierten Schubladendenkens zu tendiert),
was eigentlich so genau der Unterschied zwischen Theologie und
Philosophie ist. Grundsätzlich geht es beide Male ja ums...
"Abstrakteste"? (Wobei ich das Wort gerne einigen mathematischen
Dingen vorbehalten würde...) Weltanschauliches?
Z. B. bei der Frage der Seele und ihres Schicksals nach dem physischen
Ableben, könnte man diese Frage nicht versuchtsweise in zwei Teile
spalten: Einmal die theologische Hauptfrage und die philosophischen
Nebenaspekte?
Wobei es hier wichtig ist zu betonen: Ein Atheist kann in diesem Sinne
ebenfalls theologisch argumentieren. Quasi "negative Theologie".
"Seele ja/nein", "Körper verlassen Ja/Nein" usw. sind dabei der
theologische Hauptteil. Die philosophische Nebenfrage wäre die nach
der "Identität":
Information ist die Summe aus
informationsdarstellender Symbolik und
deren Semantik (Information=Symbol+Semantik). Die Symbolik (Daten ohne
Bedeutung) ist als "energetisch-modulierter" Träger von Information
gegenständliche Materie~Energie, die Semantik hingegen ist immateriell
und drückt sich im Informationsgehalt (bedeutsames Wissen) der
abgelegten Daten aus.
Ich werfe mal ein: Man muss zwischen den Informationsbegriff der
Physik und den der Informatik unterscheiden. Information in der Physik
ist - soweit ich das mit meinen begrenzten Verstand verstehe - so
etwas wie die Anzahl der möglichen Zustände eines Systems.
Das, was in der Philosophie und ähnlichen Beschäftigungen, wohl
"Information" genannt werden könnte, würde ich stattdessen "Wissen"
nennen wollen.
Ist Evolution nicht der GOTT der Naturalisten? Und da
müht sich dieser
"Gott" mit Trash ab?
An dem Punkt habe ich mich festgebissen:
Ich habe manchmal schon den Eindruck, dass der Evolution ein
quasi-göttlicher Status zugebilligt wird.
Da scheinen manche Naturalisten so zu argumentieren (mich manchmal
eingeschlossen!), dass jede Eigenschaft eines Tieres, des Menschen
oder einer Pflanze quasi eine optimalen Sinn erfüllen muss.
"Die Evolution macht keine Fehler", also muss irgendeine
Verhaltensweise oder eine körperliche Eigenschaft in der evolutionären
Umwelt irgendwie sinnvoll gewesen sein.
Das stimmt aber nicht. Die Eigenschaft darf nur nicht zum Aussterben
seiner Träger vor Weitergabe seiner Gene geführt haben. Die Evolution
sorgt nicht für perfekte Optimierung, sondern filtert nur grob alles
raus, was nicht erfolgreich in die nächste Generation kommt.
Wir lassen uns von so großartigen und komplexen Geschichten wie
sexueller Fortpflanzung, Immunsystem oder ganzen Ökosystemen
irreführen. Auch nutzlose Eigenschaften können weitergegeben werden.
Die Evolution ist also kein Gott.
Aber ja, ich weiß, der Blinddarm hat eine Bedeutung als "Petrischale"
für Darmbakterien und der männliche Bartwuchs ist wahrscheinlich nicht
zuletzt nützlich für die sexuelle Selektion.
Zum anderen verwundert mich, warum Atheisten ständig
mit unerbittlicher,
nahezu selbstzerstörerischer Weise auf diesen absoluten Exitus
("irreversibel futsch") abheben. Mir scheint, sie haben Angst davor!
Wer könnte es ihnen verübeln?
> ein abraham abulafia, jüd philosoph, mystiker,
und und, 13.jh.,
>
https://de.wikipedia.org/wiki/Abraham_Abulafia
> baute das obige zu einer kosmogenie/kosmogonie aus, in der er
> behauptete, dass alle weltinhalte nur bruchstücke des gesuchten
> "großen namens gottes" wären,
> ("jachwe" ist ja nur eine platzhalter-abbreviatur für den wahren, den
> großen namen gottes)
> alle abläufe in welt versuchen nun im rahmen unablässiger
> permutationen der weltinhalte diesen namen wiederzufinden = richtig
> zusammenzusetzen,
> woraufhin die welt in gott zurückfließen wird, wieder einswerdend mit
> seinem namen, und damit aufhört zu existieren, einfach weil die
> notwendigkeit für welt entfällt,
> denn im jüd besteht gott nur und ausschließlich in form seines namens
> (die jüd buchstaben-mystik, sephiroth-baum, usw
> zb sephiroth:
>
https://de.wikipedia.org/wiki/Sephiroth )
Diese Geschichte weckt in mir schlagartig einige literarische
Assoziationen. Von einer Kurzgeschichte von Asimov bis hin zu Borges
berühmter Bibliothek.
Dort wird der Gedanke mit dem Namen Gottes sogar explizit erwähnt,
wenn auch im anderen Zusammenhang. Da jedes denkbare heilige Buch in
den Büchermassen der babelonischen Bibliothek enthalten ist,
schlussfolgert der Ich-Erzähler, dass jedes ausgesprochene Wort in
irgendeiner Sprache der Name eines mächtigen Gottes ist, daher müsse
alles (!) mit Ehrfurcht ausgesprochen werden. Ist es da wirklich ein
Zufall, dass die Bücher in hebräischen Buchstaben geschrieben wurden?
Ich habe das bisher einfach als Hinweis auf unseren
christlich-jüdischen Kulturhintergrund abgetan, den Borges durch
katholische Prägung ja teilt.
Wobei unser aller Alphabet ja ohnehin auf eine phönizische Urform zurückgeht.