Am 30.01.2021 um 14:48 schrieb Dr. Dr. Thomas Fröhlich
<dr.thomas.froehlich(a)t-online.de>de>:
„Polar entgegengesetzte…“, „aufeinander bezogene“ (nicht willkürlich als leere Punkte
zufällig-willkürlich nebeneinandergestellte) „Kräfte“ (Kräfte = dynameis, Vermögen,
Potenzen, semantische Energien, die etwas nicht blind, sondern strukturiert und
strukturierend in Gang setzen), „sich ergänzen“ (miteinander etwas Bestimmtes, zum
jeweiligen Pol Passendes anfangen könnend):
Semantische Energie ist somit das, was als richtende und damit „informierende“ Kraft in
einem mindestens bi-polaren, aus mindestens zwei DCP-gestützten grundsätzlich
wesensverschiedenen, je eigen-wesenden Identitäten bestehenden Raum fließt, übertragen
wird, eingeleibt wird
Hi Thomas,
Du hast mich so vollgetextet, dass ich die Orientierung verlor. Aber vielleicht können wir
die wesentlichen Gedankengänge noch einmal von hinten aufzäumen?
Mythologisch geht Dein Gedankengang vom Buch der Wandlungen zum DCP. Ihr mythologischer
Kern ist die Bi-Polarität. Was Du mit „semantischer Energie“ meinst wird mir aus Deiner
Erläuterung nicht klar. Mit Bi-Polarität kann ich mehr anfangen, die gibt es auch in Mathe
und Physik. Aber bereits die ganzen Zahlen und elektrischen Ladungen sind eingebettet in
eine mathematische bzw. physikalische Struktur, jeweils entwickelt in Zahlentheorie bzw.
Elektrodynamik. Die „richtende“ Kraft zwischen Ladung und Feld wird in der
Lorentz-Gleichung formuliert. Dabei können Ladungen und Felder als durchaus
wesensverschieden im Ladungs- und Feldraum angesehen werden. Seit Emilie du Chatelets
Schlichtung des Streits zwischen Descartes und Leibniz um die „lebendige Kraft",
werden Impuls, Kraft und Energie klar voneinander getrennt.
In was sind „semantische Energie“, „informierende Kraft“ und DCPs eingebettet? Lediglich
in kaum präzisierte Umgangssprache? Im Anschluss an Aristoteles hast Du Festgehaltenes von
Hypothesen bzw. Aktuelles von Potentiellem bzw. einen Wirklichkeits- von einem
Möglichkeitsraum unterschieden, wobei der Möglichkeitsraum ein Prozessraum sein soll. Als
Analogie hast Du die komplexen Zahlen gewählt, weil in der Quantentheorie die realen
Teilchenorte von den imaginären Möglichkeitswellen unterschieden im komplexen Hilbertraum
dargestellt werden und Messwerte dem reellen Betragsquadrat entsprechen müssen.
In der klass. Physik ist der 2n-dim. Phasenraum nach Orten und Impulsen bereits bi-polar
mit symplektischer algebraischer Struktur. Die wird in der Quantenphysik beibehalten und
durch die Nichtkommutativität ergänzt. Zur Thermostatistik kommt die Quantenstatistik. Die
Ensemble-Zustände und ihre durch Bewegungsgleichugen formulierten Zustandsänderungen
könnte man wiederum in einem gemeinsamen Raum aus Zuständen und Prozessen darstellen. Aber
Du beginnt ja noch früher bei der Konstitution der Dinge überhaupt. Müsste es auch dafür
nicht bereits eine über die Umgangssprache hinausgehende Einbettung geben? Die
Hilberraumstruktur lässt sich beispielsweise zur konstruktiven Logik verallgemeinern. Und
die symplektische Phasenraumstruktur muss sich nicht auf reelle Zahlenkörper beziehen, sie
kann für beliebige Körper verallgemeinert werden.
Der aus Feststellungen und Hypothesen bzw. Wirklichkeiten und Möglichkeiten bzw. Zuständen
und Prozessen konstruierte Raum sollte auch im biopsychosozialen Kontext eine mehr als nur
metaphorische Vagheit haben. Ich denke beispielsweise an die Kategorientheorie aus der
Mathematik, in der ja Klassen nur zusammen mit ihren Morphismen untersucht werden.
Harmonische Analyse und Maßtheorie wären womöglich Konkretisierungen wohl gewählter
Kategorien. Der Theor. Physiker Gerhard Mack hatte in den 1990er Jahren mit einer
„Mathematik des Lebendigen“ im Rahmen der Kategorientheorie begonnen:
http://www.gerhard-mack.de/willkommen/vorlesungen-vorträge/
<http://www.gerhard-mack.de/willkommen/vorlesungen-vortr%C3%A4ge/>
Und dafür eigentlich nur Einsteins Prinzipien extrem aufgefasst:
https://arxiv.org/pdf/gr-qc/9704034.pdf <https://arxiv.org/pdf/gr-qc/9704034.pdf>
Mack geht aus von einem "Pre-Axiom: The human mind thinks about relations between
things or agents.“
Dann fragt er sich: "How does one build a theory of the world on so little a priori
structure? It proceeds in two steps
1. Name things,
2. Make statements about named things.“
Es geht ums Identifizieren und Charakterisieren von Vorgegebenem. Vorgegeben sind bei Dir
z.B. Tänzer und Reaktanten. In welchen Beziehungen nun stehen die Tänzer und Reaktanten.
Du siehst in ihnen DCPs am Werk, beschreibst sie aber nur metaphorisch. Das erinnert mich
an die Vagheit der Psychoanalyse. Kategoriell betrachtet nimmt sie als Objekte die Teile
Ich, Es, Überich des psychischen Apparates an zusammen mit den Morphismen als ihren
Methoden bzgl. der Abwehrmechanismen. Die Haupttätigkeit des Analytikers ist das
therapeutische Gespräch, aus dem Objekte und Methoden nach und nach heraus interpretiert
wurden. Ähnlich vage scheint es mir auch um das Konzept der DCPs zu stehen, solange sie
nicht mehr nur sprachlich, sondern in irgendeiner Weise wohlstrukturiert formal
ausformuliert werden.
Die Prozess-Physiker Cahill und Klinger haben ebenfalls in den 1990ern versucht, lediglich
vom Rauschen auszugehen: "Bootstrap Universe from Self-Referential Noise“. Ohne
Objekte und Regeln bleibt nur das Bootstrapping aus dem Rauschen in einem geschlossenen
System:
https://arxiv.org/pdf/gr-qc/9708013.pdf <https://arxiv.org/pdf/gr-qc/9708013.pdf>
2002 gelangte Cahill "From QUANTUM FOAM to GENERAL RELATIVITY“.
https://arxiv.org/pdf/gr-qc/0203015.pdf <https://arxiv.org/pdf/gr-qc/0203015.pdf>
Was aber aus seinen und den Ansätzen Macks geworden ist, weiß ich nicht. Dennoch grüße ich
mit Visionen von einem physico-bio-psycho-sozialen Modell,
Ingo