Am 05.01.2024 um 00:36 schrieb Karl Janssen über PhilWeb:
Wer heute noch buchstabengetreu die Bibel interpretiert, müsste -
sofern man die fernöstliche Idee wiederkehrender Kreisläufe
aufgreift – noch einige Runden drehen, bis er sich - körperlich
wie geistig - diesen irdischen Gefilden entziehen kann. Da
klingelt es schmerzlich in Deinen Ohren, Waldemar, denn alleine
der Gedanke, ein Teil von Dir, i.w. Deine Persona, allgemein als
Seele bezeichnet, sollte auf Dir unerklärliche Weise posthum - in
welch immateriellen Gefilden auch immer - weiter existieren, es
würde Dir heute Nacht einen weiteren Albtraum bescheren :-))
Gleiches gilt für die Auslegung des christlichen
Glaubensbekenntnis: „Auferstehung von den Toten und das ewige
Leben...“ Wer tatsächlich buchstabengetreu glaubt, leibhaftig am
Tage des „Jüngsten Gerichts“ leibhaftig vom Tode zu erstehen, um
in dieser Gestalt fortan ewig lebend in einem Himmel oder einer
Hölle zu existieren, wird posthum bitter enttäuscht sein.
Wirkliche Auferstehung von den Toten, also ein weiteres Existieren
der irdisch als ICH erlebten Persona, findet für all jene Menschen
statt, die sich im Verlauf ihres Lebens darüber bewusst geworden
sind, dass sie nicht nur in ihrer puren Körperlichkeit, sondern
auch als von Geist beseelte Lebewesen existierten und
dementsprechend ihr Denken und Handeln ausgerichtet haben.
Ich hatte meine Vorstellung von einer posthumen Existenz hier
schon dargelegt, wonach mit dem Ableben diese als ICH erlebte
Persona Teil eines WIR wird, ein WIR als kategorisiertes Kollektiv
spezifischer geistiger Ebenen. „Wie oben, so unten“ nach
hermetischen Prinzipien. Das müsste Dir doch entgegen kommen,
Waldemar und Deine Todesangst würde Dich nicht mehr im Traum
verfolgen, ebenso Deine Lebensangst, es würde Deine menschen- und
weltverachtende Grundeinstellung mäßigen.
Entgegen der mir hier oft zugeschriebenen Geisteshaltung als
Katholik, mache ich mir überhaupt keine Gedanken über ein ggf.
erfolgendes nachtodliches Weiterleben. Wie oft beschrieben,
befinden sich „Himmel und Höllen“ in habitablen Lebensräumen wie
dem hiesigen. Hier finde ich Himmlisches und Höllisches vor, was
mich nach dem Tode erwarten sollte, warte ich in Ruhe ab, nachdem
es kein Wissen über ein Jenseits geben kann. Allenfalls der mir
persönlich zu eigenen Gewissheit von einer diese irdische Welt
übersteigenden Sphäre.
Kannst Du nun bemerken, Waldemar, wie lächerlich Deine letzten
Ausführungen zu diesem Thema sind? Christen, die sich tiefergehend
mit ihrer Konfession auseinander gesetzt haben, werden keinerlei
realen Bezug zu „Gott-Söhnchen und Jungfrauen-Kautelen“ haben. Wer
als Christ bewusst in der Jetztzeit lebt, weiß zwischen
überlieferter Metaphorik, naiver Volksgläubigkeit (sei's drum) und
aktuell modern theologischer Auslegung biblischer Texte zu
unterscheiden. Dir kann dies nicht gelingen, da Dir dieses Wissen
- trotz Hochbegabung – mangels Affinität verborgen bleibt. Also
lebe doch Dein Leben – mit oder ohne Wölfe – glücklich und
zufrieden, lasse anderen Menschen aber ihren Seelenfrieden,
solange diese Dich mit ihren Ansichten in Frieden lassen. Wenn Du
Dich allerdings von einem Kruzifix an einem Wegesrand oder in
einem öffentlichen Raum provozieren lässt, wirst Du in diesem
Kulturkreis niemals zu einem Seelenfrieden kommen.
vielleicht weißt du, lieber karl, was "hypersemiose" ist, was der
begriff meint ?
beispiel:
kuchen = lecker, macht satt, leicht transportierbar, gibt
unterschiedlichste zubereitungen, enthält viel zuviel zucker usw, das
ist normale, legitime SEMIOSE =
(sinnvolle = regeln-basierte) ableitung von anderen zeichen aus einem
vorgegebenen zeichen
kuchen = bäcker, lebewesen, andere planeten, bäcker auf planet saturn,
also kosmos voller kuchenbäcker, das ist ein beispiel für HYPERSEMIOSE,
die aus praktisch
jedem vorgegebenen zeichen so gut wie alles ableiten kann, weil ihr
schwerpunkt nicht auf dem anfangszeichen, sondern auf den (beliebigen)
intentionen der ableitungen liegt,
hypersemiose zb auch, wenn ich aus einem stein am wege auf die existenz
von engeln schließe,
und hypersemiosen finden sich überaus häufig und bestimmend/zwingend in
den gedankengängen von geisteskranken, zb ich bin depressiv, und alles
mir in diesen zustand begegnende
stützt dann, ist zusatzbeweis für das richtigsein meines zustandes, etwa
"ich bin zum untergang verurteilt"
und ganz genauso steht es mit bibeln usw, und deren hypersemiotischen
interpretationen; statt einfach aus dem tatsächlich geschriebenen eine
weitere übliche regelbasierte zeichenkette zu bilden,
wird aus bibeln hypersemiotisierend alles mögliche gelesen, das ins
jeweilige zeiten-kolorit, oder situativ, oder zu den jeweiligen
intentionen des/der lesenden passt
beispiel:
in der bibel steht schriftlich fixiert "gott sagte zu noah ..."
ein hypersemiotiker (HS a) hypersemiotisiert das als "ein dämon redete
explizit mit noah",
ein anderer HS b: also litt noah unter wahnvorstellungen
ein dritter: ein fischgott unterhielt sich mit noah
und zb DU als HS: noah sprach nur innerlich mit der kosmischen
intelligenz, weil er gerade ein freies zeitfenster zu ihr hatte
usw usw
es ist aber nach den ganz grundlegenden regeln der zeichenlehre
(semiotik) eben nicht erlaubt, aus einem anfangszeichen
quasi-alles-mögliche an folgezeichen zu bilden,
ua weil dies den sinn von zeichen tatsächlich ad absurdum führen würde,
gerade auf bibeln als "kodizes" angewandt bedeutet das, wenn eine bibel
beliebige interpretationen
(als aus dem original-geschriebenen folgende zeichenketten-bildungen)
zulässt/zulassen muss, wird sie damit zum null-kodex, zum selben wie
garnicht geschrieben
(dann könnte ich zb aus einem grasbüschel auch das aussehen des mannes
im mond hypersemiotisieren, und das ergebnis dann als gültig ansehen)
gerade bücher als kodizes, wie gesetzeswerke und halt bibeln, sagen nur
aus, was tatsächlich explizit darin aufgeschrieben auch drinsteht
(deshalb zb "rechts-semiotik" als fach),
und die grenzen der (regelnbasierten) interpretierbarkeit sind dabei
sehr eng gesetzt, weil sonst das kodifiziert-haben eben seinen sinn verlöre
wenn also in einer bibel explizit steht "jesus hat sich der wüste mit
dem teufel unterhalten, so ist das, innerhalb der semantisch-legitimen
konnotationen der einzelnen verwendeten begriffe,
tatsächlich wörtlich und als aussage vollgültig zu betrachten (so
unsinnig das modern-objektiv gesehen auch immer sein mag), es ist
semiotisch nicht korrekt, dann zb als folge-zeichenkette
daraus zu interpretieren "aha, jesus hat in der wüste also kuchen gegessen"
dein eigenes vorgehen ist, dass du dir aus christlich-basierten
versatzstücken ein eigenes, deinen intentionen entsprechendes
glaubens-gebäude zusammengebastelt hast = du interpretierst,
wie oben schon ausgeführt, nicht tatsächliche christliche zeichen,
basiert auf semiotisch-legitimer zeicheninterpretation (das christlich
aufgeschriebene), sondern deinen intentionen gemäß
(zu deinen intentionen passend), und genau das ist eben hypersemiose, in
deren rahmen quasi-alles aus dem original (zb einer bibel) ableitbar
ist, zb statt gott bei dir "kosmischer geist" usw,
was semiotisch nicht legitim ist, und dein glaubensgebäude zu einem
jederzeit ergänzbaren "wackelpudding" (oder "flüssigkeit") macht,
jederzeit neu in unterschiedliche formen zu gießen/re-formierbar,
mit dem vorteil zwar, dass dein glaubensgebäude wirklich endlos
anbaubar/abbaubar/erweiterbar, also sehr bequem, bleibt, aber
anderereits in der sache selbst "wackelpudding" bleibt,
eben weil es "flexibel" ist (wenn physik morgen den teufel entdecken
würde, hättest du kein problem ihn in dein glaubensgebäude als
erweiterung einzubauen, statt zb die physik infrage zu stellen)
plastisch verformbare "glaubenssysteme" sind keine, sondern bestenfalls
glaubensnahe "esoteriken" (weil typisch die hypersemiosen-neigung von
esoteriken) -
ich stufe dich diesbezüglich also also esoteriker ein ...
wh.
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