Am 23.02.23 um 02:23 schrieb Karl Janssen über PhilWeb:
Nun gut Joseph, ich weiss ja, dass Du Dich gegen jede
Art einer
Bevormundung stemmst. Und dann klingen mein "Heute könnten und
sollten
wir“ wie Alarmglocken in Deinen Ohren.
Das hast du gut gesagt.
Nachdem Du aber so sehr auf einzelne Worte und
Satzbildungen fixiert
bist, übersiehst Du bisweilen die eigentliche Aussage als
Ganzes und
hier eben die Möglichkeit, ein andere als die herkömmliche
Gottesvorstellung haben zu können, nämlich indem man sich diesen Gott
nicht als eine personifizierte Gestalt in himmlischen Gefilden, sondern
eben als eine Wesenheit von kosmischer Intelligenz vorstellt. Diese
Wesenheit ist ein Abstraktes, eben eine die hiesige Lebenswelt
übersteigende Entität.
Im Einzelnen, gebe ich jetzt gleich Satz für Satz einen weiteren Satz,
was du nicht so gerne hast, das könnte bei dir vielleicht auch wie
Alarmglocken klingen, wie bei mir das andere. Wenn du ja sagen würden,
wären also jeder mit dem anderen einverstanden. Zwar nur Glöckchen beim
einen, Glocken beim anderen, aber das spielt keine Rolle.
Warum gehe ich so vor? Ganz einfach weil Descartes einmal vorschlug, das
Ganze zu teilen, im Denken. Hat er gleichzeitig gedacht, es wieder als
Ganzes zu denken, im zweiten Akt? Wenn ja, dann ist das nur eine
vorläufige Fixierung, vermutlich eine fiktive im Sinne von Vaihinger.
Das ist also die Antwort auf deinen Satz:
Nachdem Du aber so sehr auf einzelne Worte und
Satzbildungen fixiert
bist,
Dem stimme ich gerne zu, sogar dann, wenn du geschrieben hättest "oft"
statt "bisweilen" oder "zu sehr" oder mit dem Wort
"fixiert".
übersiehst Du bisweilen die eigentliche Aussage als
Ganzes
das kann durchaus vorkommen. Dem stimme ich also voll zu. Dann will ich
gerne, dass man mich darauf hinweist.
die eigentliche Aussage als Ganzes und hier eben die
Möglichkeit, ein
andere als die herkömmliche Gottesvorstellung haben zu können (1)
Ja, unter denjenigen, die das Wort und die Sache denken.
Einverstanden?
Jetzt kann du mit dem Wort "denken" an dieser Stelle nicht einverstanden
sein, dann könnte ich sagen: Du bist fixiert auf eine der sprachlichen
Bedeutungen, wobei die allgemeine sogar in Wikipedia angenommen wird:
Unter *Denken* werden alle (psychologischen) Vorgänge zusammengefasst,
die aus einer inneren Beschäftigung mit Vorstellungen
<https://de.wikipedia.org/wiki/Vorstellung>, Erinnerungen
<https://de.wikipedia.org/wiki/Erinnerung_(Psychologie)> und Begriffen
<https://de.wikipedia.org/wiki/Begriff_(Philosophie)> eine Erkenntnis
<https://de.wikipedia.org/wiki/Erkenntnis> zu formen versuchen.
"alle" heißt: ohne Ausnahme, also auch Vorgänge, für welche die Person
andere Namen gibt, wie glauben, meinen, großartig finden, vermuten,
vorstellen usw.
Wenn du nun Ausnahmen machst, müssen wir differenzieren, mit Wörtern,
etwa mit Kategorisierungen, dem Wort "Oberbegriff" usw. Gut, ich weiß,
dass die einen mehr differenzieren als die anderen, aber dann haben wir
eine Riesenaufgabe vor uns, die hier den Rahmen auch sprengen würde.
Also fahre ich anders weiter.
Einverstanden?
Nach dem Satz (1) entstehen zwangsläufig zwei Gruppen von Personen,
denkend, im Denken. Dazu kann das Wort Satz Kategorisierung gesagt
werden. Es ist so wie einem Baum zwei dicke Äste zu geben, denn die
Kategorisierung entsteht schon mit (1). Ob bewusst, unbewusst, implizit,
spielt keine Rolle.
Diejenigen, die das Wort zur Sache gerne sagen, und die Sache denken
können können in Gruppe A vorhanden gedacht werden. Die restlichen
wollen vielleicht nicht in einer "nur-restlichen" Gruppe vorkommen, aber
ausnahmsweise denke ich sie mir in Gruppe B vorhanden. Es sind
diejenigen, die von der Sache keine Ahnung haben, denen die Sache
abhanden kam, und die damit auch das Wort dafür nicht brauchen, es sei
denn, sie versuchen so zu denken wie die Personen in Gruppe A, etwa um
mitzureden, anderenfalls können sie nur schweigen. Sie könnten auch so
tun als ob.
Die Personen der Gruppe A können eigentlich nur untereinander streiten,
was die Sache ist, wie sie ist, es wird aber schwierig, wenn sie mit
Personen der Gruppe B sprechen, die so wie Blinde gegenüber der Sache
gedacht werden könnten. Ob die Personen in Gruppe A Mitleid mit den
Personen in Gruppe B haben, spielt keine Rolle.
Und Sache könnte etwas Beliebiges sein, wobei ich mir nicht so sicher
bin. Mit dem Wort Quark (nicht der Quark als Käse) kann ich leider keine
entsprechende Sache denken. Dann gehöre ich eindeutig auf den Ast B, und
kann dann nicht mit diskutieren, wenn es um Subatomares geht. Kann ich
dann sagen: Quarks gibt es und es gibt sie nicht. Wäre das Unsinn oder
nicht? Für Immanuel Kant war der Satz ein Ausgangspunkt, wie bei den
Mathematikern ein Satz, mit dessen Hilfe sie nachher Sätze widerlegen
können.
Aus (1) geht also hervor, dass du Karl, schon implizit zwei Gruppen in
deinem Denken hergestellt hast, die Gruppe B nicht berücksichtigt hast,
vergessen hast, oder wie auch immer. Der Satz (1) geht sofort über zur
zweiten Gruppenbildung:
Die Gruppe A1 mit der herkömmlichen Gottesvorstellung: Gott als Person
in himmlichen Gefilden.
die Gruppe A2 mit der geläuterten Gottesvorstellung: Gott als eine
Wesenheit von kosmischer Intelligenz.
Ich kann das so denken (vorstellen, nachvollziehen, verstehen), auch
kann ich an einen Baum mit Ästen und Zweigen denken.
Zu Gruppe A1 und Gruppe A2:
Karl hätte auch das Wort Theismus als Einteilungshilfsmittel nutzen
können, damit wäre vielleicht eine nicht so moderne Gruppentrennung
erfolgt. Er hätte dann sagen können: Ich bin Anhänger einer Art
Theismus, der für Gruppe A1 steht. Auch wenn er das nicht sagt, könnte
er die Fragen beantworten, die von denjenigen gegeben werden, die sich
als Theisten oder Deisten oder wie auch immer bezeichnen. Diese sagen
nämlich, egal ob sie von einem personifizierten Gott sprechen, oder
einem unpersonifizierten, ob dieser die Welt erschaffen hat oder nicht.
Ich habe noch nicht von Karl genau gehört: "Diese Wesenheit hat die Welt
erschaffen." Ich habe auch nicht von ihm genau gehört, ob diese
Wesenheit eingreift oder nicht, etwa in die Köpfe der Personen, oder nur
in diejenigen, die eine Antenne haben, so dass diese sie fühlen können,
andere nicht. So wie es mit dem Auge der Fall ist für das Sehen. Ich
habe auch noch nicht gehört, ob das Wort Pantheismus gesagt werden kann,
ob dann eine Gruppe A3 nötig wäre, in der er sich einordnen würde. Karl
kann noch so viele Umschreibungen zur Sache geben, es ändert sich nichts
an der Gruppierung der Ebene A1, A2, die er explizit angegeben hat.
Mit jeder neuen Ebene (Verästelung) endet das Gespräch mit denjenigen,
die nicht in der entsprechenden Gruppe sind. Es kann nicht einmal von
Streit gesprochen werden. In der Umgangssprache gibt es viele Wörter,
die zu den Gruppen A und B genutzt werden können. Der Streit innerhalb
einer Gruppe ist ein anderer als der Streit der Teilnehmer der Gruppe
mit den Ungruppierten. Darf ich zwei Gruppen A und B denken, oder besser
drei? Stimmt es, dass es diese zwei Gruppen gibt? Muss ich die
Gruppenteilnehmer paraphrasieren? Denn müsste ich bei den
Selbstbezeichnungen und Fremdbezeichnungen mitmachen: Gläubige vs.
Ungläubige, Gottergebene und Gottlose, ... und Atheisten, die Anhänger
des wahren Glaubens vs. die Ketzer. Ich müsste weitere Gruppen denken.
Auf der ersten Ebene noch die Gruppe C, in der das Wort genutzt wird,
die Sache aber negiert oder gar lächerlich gemacht wird. Und diese
Gruppe kann auch von Gruppe A lächerlich gedacht werden. A könnte zu B
Mitleid empfinden: ihnen fehlt die Antenne oder sie sind nicht genügend
lange in die Schule gegangen. Zwischen den Personen der Gruppen A und C
kann jedoch gestritten werden, denn beiden geht es um die Sache, die für
diejenigen von C nicht existiert.
(mit Bezug auf: Wer sollte bestimmen, an wen man zu
glauben hat!?)
... Darüber schreiben wir doch hier und daraus sollte zu entnehmen
sein, dass es eben nicht darum geht, dem dogmatischen Diktat eines
anthropomorphen Gottesbegriffs, sondern seiner ureigensten Vorstellung,
die man ggf. im Sinne dieser benannten Wesenheit von kosmischer
Intelligenz entwickelt hat. Letztere muss man selbstredend nicht mit
einer „göttlichen“ Wesenheit verknüpfen.
Diejenigen, die zur sich selbst bezeichnenden Gruppe A vorhanden denken,
können fast endlose Umschreibungen hergeben, insbesondere für diejenigen
derselben Gruppe A und wie sie sich innerhalb ihrer Gruppe von
denjenigen unterscheiden, die andere Umschreibungen nutzen. Also
zusammengefasst: Der Streit wird zwischen Gruppe A und B nicht besonders
intensiv oder dauert nicht lange. Der Streit zwischen Gruppen A und C
kann weitergehen. Wie wäre es, wenn nicht vorschnell Gruppen gedacht
werden würde? Oder wenn die Personen sich bewusst werden würden, welche
Kategorisierungen sie ungewollt vornahmen. Es gibt auch andere
Gruppierungsmöglichkeiten (Kategorisierungen), über diese kann auch
gestritten werden. So müsste nicht sofort eine höhere Gruppe hergestellt
werden. Trotzdem gibt es gute und schlechte Kategorisierungen, das wurde
insbesondere mit der Kladistik in der Biologie hervorgekehrt, die
mittlerweile der Methode der Klassifizierung den Rang abgelaufen hat.
Ein Beispiel: Der Streit zwischen den Quantentheoretikern und den
Wellentheoretikern? Beide Gruppen brauchen keine fast endlosen
Beschreibungen, und wenn, dann gehen sie zu weit. Sie brauchen die
andere Gruppe auch nicht als B oder C zu denken, neutral als B oder
widerstrebend wie C. Auch wenn dieser Vergleich schlecht sein sollte:
Denkbar sind beide Theorien, die quantentheoretische wie die
welltentheoretische. Das Wissen um das Subatomare muss nicht immer
genommen werden, es gibt auch andere Bereiche, die nicht allzu viele
endlose Diskussionen ermöglichen wie die Bereiche, die mit dem Wort
Glauben einhergehen. Und damit auch Handlungsformen. Ich denke an die
ersten Herzoperation, die Christiaan Barnard so wie ich mich erinnere,
vom Rücken aus vornahm. Nun könnte es immer noch zwei Gruppen geben, mit
den Chirurgen, die vom Rücken her transplantieren, die anderen von
vorne. Dann könnte zwar eine vorläufiger Streit sein, bei denen die
Gruppe X ihre Methode besser finden würde als die der Gruppe Y. Aber das
"Wie" könnte nur richtig in der jeweiligen Gruppe diskutiert werden.
JH