nun sollte man das besser lesen können!
wh: "wie stellt sich eigentlich FÜR DICH, lieber karl, folgendes dar:
"es gibt den kosmos, und es gibt in ihm quasi unendlich viele sonnen,
also auch "unendlich viele" planeten, also auch "unendlich viele"
belebte planeten, von nur einzellern darauf bis hin zu "intelligentem
leben" en masse, getrennt allerdings alles durch unüberwindbare abgründe
von raumzeit ... (so mutmaßte es schon ua giordano bruno vor 400 jahren
- und heute "wissen" wir es praktisch, ua daraus, dass die von uns
beobachteten galaxien in brühen aus kohlenwasserstoffen und
eiweissen/eiweiss-vorstufen/ "ertrinken", was uns die analysen des von
ihnen emittierten lichtes erzählen)"
Ebenso Giordano Bruno (nicht mutmaßend): „Der Geist über allem ist Gott.
Der Geist, welcher allem innewohnt, ist die Natur.“ Diesbezüglich
erstaunlich für mich: Heute ist, soweit ich es wahrgenommen habe, Bruno
Galionsfigur der Skeptiker/Atheisten/Freidenker.
Nicht verwunderlich hingegen der eigentliche Grund: Er wurde von jenen
an die römische Justiz ausgeliefert (quasi als Parallele zur Anklage
gegen Jesus; auch die Juden wollten sich nicht selbst „die Finger
schmutzig machen“ um den angeblichen Sohn „ihres“ Gottes wegen
Gotteslästerung zu kreuzigen), die man – zurecht – als
verabscheuungswürdige Inquisitoren verdammt. Damit sollte alles gesagt
sein. Du weißt es, wir wissen es alle: Es waren fürchterliche Zeiten, in
denen sich vorgeblich selbst ernannte Stellvertreter eines Gottes mit
unvorstellbarem Machtmissbrauch an Menschen versündigt haben.
Mit Fug und Recht und voller Abscheu sind diese klerikalen Cliquen zu
verurteilen. Jedoch sollte man nicht übersehen, dass es (um bei Bruno -
selbst Priester und Dominikaner - zu bleiben) auch ganz andere
Ausprägungen von Religion gab, worauf sich die kulturell humanistische
Entwicklung Europas definitiv auch gründet.
Doch verlieren wir uns nicht wieder in Religionsgeschichte und deren
unsäglichen Perioden.
Als ich erstmals Schriften von G. Bruno las, war ich überwältigt von
seinem Mut, aber mir war auch klar, dass er mit derartig polemischer
Kritik am klerikalen Herrschaftssystem letztlich auf den Scheiterhaufen
kommen musste. Ob ihn der Mut verließ oder schlichtweg seine Klugheit
dazu brachte, seine Thesen (nach sicherlich brutaler Folter) zu
widerrufen, wissen wir nicht. Mich jedenfalls bringt es nicht davon ab,
in ihm einen ganz großen „Geist“ seiner Zeit zu sehen und darüber hinaus
in als Vorreiter jener Thesen/Annahmen zu sehen, die mir auch sehr nahe
stehen (u.a. Leibniz‘ oder in moderner Form Everetts many world theory).
Bezüglich seiner Veranlagung zu Spott und Polemik aber auch hinsichtlich
eines enormen Naturwissens könntest Du eine Wiedergeburt von ihm sein
Bruno hat mich nun abschweifen lassen, also wieder zurück zu seiner
Aussage: „Der Geist über allem ist Gott. Der Geist, welcher allem
innewohnt, ist die Natur.“ Diese fundamentale Aussage lässt erkennen,
dass sich Bruno bereits zu einer Zeit, wo ein orthodox biblisches
Gottesbild vorherrschte (und mit brutalsten Methoden der Inquisition
propagiert und verteidigt wurde), eben von diesem konsequent abgewendet
hatte; und eben dieses nicht nur für sich persönlich tat, sondern seine
Gottesvorstellung ebenso mit (Wort-)Gewalt kundtat.
Nun gibt es unzählige Auslegungen zu Bruno‘s Gottes/Weltbild und es wäre
vermessen, hier an dieser Stelle mit wenigen Sätzen ebenso eine
derartige darlegen zu wollen.
Davon abgesehen, dass ausgerechnet Bruno (wie oben erwähnt) zur
Leitfigur derer erkoren wurde, die letztlich jede Art von
Gottesvorstellung ablehnen bzw. bekämpfen, würde ich einem Motiv der
Giordano-Bruno-Stiftung insoweit zustimmen, als wir (Menschen) nicht die
Krone der Schöpfung sind, sondern die „Neandertaler von morgen". Im
übertragenen Sinn wird damit ausgesagt, was wir hier bereits
thematisiert haben: Kosmos und alle darin vorkommenden Lebensformen sind
in einem fortwährenden (evolutionären) Optimierungsprozess begriffen.
Damit muss aber nicht ausgedrückt sein, dass der Mensch sich (als eben
solcher in seiner Epoche erlebend) als lediglich Gleicher unter Gleichen
(also auf gleicher Stufe niederer Lebensformen) zu sehen hätte. Als sich
seiner selbst bewusst und somit sich als geistig autonome
Erscheinungsform der Evolution erkennend, sollte er sich der ihm
evolutionär (Christen würden sagen: von Gott) zugedachten Rolle bzw.
Lebensaufgabe gewiss werden können und als individuell geistig
agierendes Wesen seine Lebenswelt (und damit die seiner Mitmenschen)
gestalten. Dies durchaus ganz in Huxley‘s Sinn des „evolutionären
Humanismus“. Dazu benötigt man selbstredend kein „Gottesbild“ und auch
keine Religion.
Humanismus sollte aber auch bedeuten, dass man jenen Menschen ein
„Gottesbild“ zugesteht, die aufgrund ihres kulturellen Umfelds, ihrer
Sozialisierung etc. zu diesem Bild gekommen sind (dieses dabei
hoffentlich in die heutige Zeit transformierend) und daran festhalten
wollen. Absolut bedrückend ist dabei zu sehen, wie wenig sich
Verantwortliche (also i.W. jene innerhalb klerikaler Strukturen) von
definitiv überkommenen biblischen Auslegungen von Religion und vor allem
von diesem unseligen anthropomorphen Gottesbild gelöst haben, demnach
dieses nach wie vor vermitteln und verbreiten! So wenig sich diese
„Gottesvertreter“ vom orthodoxen Lehrgebäude der Kirchen u.ä. lösen,
umso mehr lösen sich Menschen von ihnen.
Meine Wunschvorstellung wäre, sie könnten sich einem „evolutionären
Gottesbild“ nähern und wären damit dem „evolutionärem Humanismus“ sehr
nahe! Wir sollten jetzt nicht den Fehler begehen, sogleich wieder gegen
jeden Gedanken, jedes Wort, jeden Satz hier anzugehen, sondern in Ruhe
und nach Überlegung die jeweiligen Positionen abklären.
Als „Neandertaler von morgen“ unterliegen wir dem kosmischen
Entwicklungsprozess, gestalten diesen jedoch auch (mit allen -teils sehr
unguten- Konsequenzen). Insoweit vollzieht sich dieser Prozess nicht auf
pur materieller Basis, sondern geschieht nach einem geistigen Prinzip,
in das (von Intelligenz und Vernunft geprägte) Menschen eingebunden sind
(meinetwegen auf Grundlage mathematischer Gesetzmäßigkeit). Darüber
nachzudenken, Argumente abzuwägen und sich hier auszutauschen, könnte
ein lohnendes Anliegen sein.
Das setzt aber voraus, nicht sogleich mit Absolutheitsanspruch
vorgebrachten „Statements“ den jeweiligen Diskurs abzuwürgen.
wh: „ist nun auf allen belebten planeten im kosmos derselbe oben von dir
geschilderte gott, egal welche namen oder darstellungen er auf den
fremden welten haben mag? derselbe "dreieinige" gott, und ein sohn, und
heiliger geist über allen wassern aller belebten planeten im kosmos? und
ist das auch so für alle noch oder für immer unbelebten planeten im
kosmos (vor unserer eigenen haustüre zb für mars, merkur und venus)?“
Ich würde hierzu gerne Stephen Hawking zitieren wollen:
„Warum muss sich das Universum all dem Ungemach der Existenz
unterziehen? Natürlich kann man Gott als Antwort auf diese Frage
definieren, aber das bringt einen nicht viel weiter, es sei denn, man
akzeptiert die anderen Konnotationen, die gewöhnlich mit dem Begriff
„Gott“ verbunden werden“ (S. Hawking)
wh: „...und ist diese annahme nicht geradezu aberwitzig
anthropozentrisch? oder sollen wir annehmen, dass obiges falsch ist,
dass nur die erde - der einzige belebte - und mit einem gott "begabte"
planet im kosmos ist?“
Ja und einmal mehr geht es um diesen Gottes-Begriff. Vielleicht
gelingt es uns hier, sich einer hinreichenden Vorstellung zu nähern. Und
vielleicht ist es diesbezüglich auch dienlich, über Bonhoefers
Feststellung nachzudenken:
„Einen Gott, den es gibt, gibt es nicht! (D. Bonhoefer,
Habilitationsschrift)
Soweit für den Augenblick!
Bester Gruß an Dich und in die Runde! - Karl