Am Do., 10. März 2022 um 23:55 Uhr schrieb Joseph Hipp via Philweb
<philweb(a)lists.philo.at>at>:
Es gibt schon Überorganisationen, die Uni, die Nato,
früher gab es den
Warschauer Pakt, es gibt die "Vereinigten Staaten" usw.
Die Vereinigten Staaten sind de facto ein normaler Nationalstaat, der
sich in der Weltgemeinschaft so aufführt wie ein Nationalstaat.
Theoretisch wäre es natürlich möglich, dass z. B. England (oder ganz
Großbritannien), Deutschland oder Kanada den Antrag stellen, als
US-Bundesstaat aufgenommen zu werden.
Es wäre daher theoretisch - wir entfernen uns hier von jeglichen
Realismus! - denkbar, dass die Welt eine Art "Weltregierung" bildet,
indem alle Staaten zu US-Bundesstaaten werden. Gleiches gilt für die
EU, ja sogar für die GUS in Russland.
Die NATO ist nur ein Militärbündnis. Es gab wohl früher mal
Diskussionen, sie in ein politisches Bündnis, einen "Club der
Demokratien" umzuwandeln. In diese Richtung ist aber niemals etwas
unternommen worden.
Die UNO oder der Völkerbund erfüllen diese Forderungen. Jedenfalls bisher.
5. Auch an Historiker: Was sind Kriege anderes als
Spielereien von
Obersten und Obrigkeiten? Mit den Personen und Untergruppen als
Spielfiguren? Ist das zudem unabhängig von den Namensgebungen
Demokratie/Diktatur?
Die meisten heutigen Staaten lassen sich auf Eroberungen oder
Fürstentümer zurückverfolgen. Wenn mir der Zynismus gestattet ist,
auch nicht anders als das organisierte Verbrechen heute. Nur haben
sich die Opfer über lange Zeit dagegen gewehrt und dabei gewisse
Rechte und Mitbestimmung bekommen.
Am So., 6. März 2022 um 23:23 Uhr schrieb K. Janssen via Philweb
<philweb(a)lists.philo.at>at>:
Das Denken scheint blockiert angesichts der
unfriedlichen Ereignisse
dieser Tage und so stellt sich die Frage, ob man augenblicklich
überhaupt ohne die Basis eines diesbezüglich klar zu umreißenden
Denkansatzes hier schreiben kann oder soll.
Ich hatte die Befürchtung, als zynisch bis verachtend dargestellt zu werden.
Jemand, der reales Leid nur als Anlass zum Denken sieht.
Ich sehe das etwas anders: Ich bin nur ein einfacher Bürger. Zumindest
soweit ich hier in der Liste bin, kann ich nur Argumentationen
entwickeln und testen.
Ich kann vielleicht für das Ende des Krieges demonstrieren oder
Petitionen einreichen, aber da endet meine direkte Macht.
(Über den Rest schweige ich mich mal aus.)
Alles diesbezüglich hehre Schriftgut verliert seine
Wirkung, wenn
Ideologie (allem voran religiös oder völkisch motivierte) das
gesellschafts- und letztlich militärpolitische Denken und Handeln prägt.
Punkt!
Die Sache wird noch mal komplizierter.
Es braucht keine Ideologie. Es reicht, wenn ein Herrscher sich, seine
Interessen, bzw. die seines Volkes bedroht sieht und glaubt, dass ein
militärisches Eingreifen das rationalste Mittel ist, um das zu
erreichen.
Mit einem Wort: Präventivschlag.
Man befürchtet, dass man in eine so schlechte Position kommt, dass man
quasi zum "Sklaven" einer anderen Nation wird, ohne sich effektiv
wehren zu können, und will dies vermeiden.
Nehemn wir ein fiktives Beispiel.
Ich stelle diese Frage rein fiktiv. Der Leser soll sich bitte hier
eine Parallelwelt vorstellen. Es handelt sich um Elfen- und
Feenstaaten, keine Menschen. Auch jegliche Spekulation über
menschliche Natur ist damit erst Mal außen vor.
Wie viel von dieser Überlegung wir dann auf Menschen übertragen
können/sollen/dürfen ist eine zweite Frage.
Viele kleine Stadtstaaten schließen sich zu einem Bündnis zusammen,
weil sie von einem großen Fürstentum Angst haben und nicht wollen,
dass dieses sie schluckt.
Jetzt sieht das Fürstentum auf einmal, dass die Stadtstaaten zusammen
ein mächtiger Block sind, der sie quasi einkreist. Das Fürstentum kann
jetzt argumentieren, dass es von außen Bedroht wird und sich gegen die
Einkreisung schützen muss, indem es einzelne Stadtstaaten aus dem
Bündnis löst und/oder mit Gewalt davon abhält, dort einzutreten.
Hat das Fürstentum recht?
Meines Erachtens nein, solange das Bündnis der Stadtstaaten rein
defensiven Charakter hat. In dem Fall wird nämlich augenblicklich
klar, worum es da eigentlich geht. Das Fürstentum will eine
hegemoniale Stellung einnehmen, wenigstens gegeüber seinen Nachbarn.
Das Verteidigungsbündnis macht aber eine militärische Übermacht de
facto bedeutungslos, weil die Kleinen sich gegenseitig zu Hilfe
kommen. "Alle für einen, einer für alle", wie das Staatsmotte der
Eidgenossen lautet.
Das Verteidigungsbündnis muss hier einen Spagat schaffen:
1.) Glaubwürdig nach Außen kommunizieren, dass man verteidigungsfähig
und auch bereit ist, damit niemand es überhaupt angreift. Sonst könnte
man auf das Bündnis auch gleich komplett verzichten und sich fallweise
zu hilfe kommen. (Oder eben nicht.)
2.) Klarmachen, dass man nicht selbst als Aggressor auftritt.
Der zweite Punkt erhebt die Frage: Bedeutet das, dass sich die
Mitgliedsstaaten des Bündnisses gar nicht erst in die internen
Angelegenheiten von anderen Mächten einmischen dürfen?
Wenn ich Kants Überlegung aus Sekundärquellen richtig verstehe, dann
geht es ja genau darum. Dass ALLE Staaten ohne Ausnahme, also auch das
Fürstentum mit den Stadtstaaten zusammen, so ein Bündnis schließen.
"Egal wer angreift, bekommt es augenblicklich mit allen anderen zu
tun", lautet dann das Kalkül.
Nur hätte in diesen Bündnis das Fürstentum die stärkste Kraft. Was
wiederum zum Nachdenken angreit. Was ist, wenn Stadt A die Stadt B
überfällt, das Fürstentum aber sagt, "das fällt nicht unter den
Vertrag"? (Vielleicht verspricht Stadt A den Fürsten eine Beteiligung
am Gewinn?)
Deshalb fordert Kant republikanische Verfassungen, weil dort die
Gesetze den Regierungschef quasi zwingen, trotzdem einzugreifen...
Nochmal betont, wir sprechen hier über Elfen und Feen.
Am Mo., 7. März 2022 um 03:45 Uhr schrieb Joseph Hipp via Philweb
<philweb(a)lists.philo.at>at>:
Eine Vereinbarung, die Pdf-Datei zu nutzen, kann dazu
führen, dass ein
Teilnehmer sich auf eine bestimmte Seite beziehen kann.
Auf der HTML-Version könnte man direkt verlinken. ich denke, dass
diese Formalität besprochen werden sollte.
Am Mo., 7. März 2022 um 04:50 Uhr schrieb waldemar_hammel via Philweb
<philweb(a)lists.philo.at>at>:
nun ist der "normale" krieg, den wir ca 80
jahre lang wenigstens in
europa überwunden glaubten, mitten unter uns zurückgekehrt, und sogar
mit der komponente, dass ein
Was war mit dem Balkan, Ex-Jugoslawien?
Am Mi., 9. März 2022 um 18:27 Uhr schrieb Joseph Hipp via Philweb
<philweb(a)lists.philo.at>at>:
Denn wie lange dauert die Ewigkeit? Wir wissen es,
sogar länger noch als
die Ewigkeit, denn es wurde noch zu Kants Zeit etwas draufgesetzt, es
ging um "Von Ewigkeit zu Ewigkeit", somit kommt nach der Ewigkeit noch
eine Ewigkeit.
Auch wenn ich nicht gefragt bin:
Es geht hier wohl auch um das Christentum und die Bibel. In der Bibel
ist an einigen Stellen nämlich vom "Äon" die Rede, was mit Ewigkeit
übersetzt wird.
Äon kann aber auch einfach mit Zeitalter übersetzt werden. Dann macht
es mehr sinn: Von Zeitalter zu Zeitalter.
Im Deutschen kennen wir die Formel "für immer und ewig".
Eigentlich ist diese Doppelung unsinnig. Es scheint aber einen
rhetorischen Wert zu haben, wie bei einer Aufzählung zwei Dinge zu
nennen. Übrigens scheint es ähnliches sogar in Ägypten gegegebn zu
haben, der Pharao war "der Herr der beiden Länder", obwohl Unter- und
Oberägypten schon seit 1000 Jahren vereint waren. Dort gab es, so
Assmann in seinem Buch über Ägypten, wohl auch zwei Wörter für Zeit.
Am Do., 10. März 2022 um 13:38 Uhr schrieb Ingo Tessmann via Philweb
<philweb(a)lists.philo.at>at>:
Gegen Kriegsverbrecher helfen keine Schriften, das sehe
ich wie Du.
Männer und Frauen des Wortes bleibt nur diese stumpfe Waffe.
Dem aufgeklärten Frankenkaiser Napoleon ging es dann
um die Zivilisierung Europas.
Oder doch eher darum, seinen Familienmitgliedern
Fürstentitel zu
erobern, auf Kosten der französischen Wehrpflichtigen, versteht sich.
P.S.: Danke an Ingo für die Literaturempfehlungen.