Am 15.04.2018 um 16:32 schrieb waldemar hammel via Philweb:
/wh: Diesel und Abgase…/
/das wider-alle-gesetze schmierestehen der politik für die autoindustrie
ist ganz offensichtlich, //geradezu dreist öffentlich sichtbar, /
---
Das ist seit langem wieder mal ein typisch erfrischender, wenngleich an
Fatalismus grenzender Rundumschlag gegen …, nun eigentlich gegen uns
alle. Fahren wir nicht (nahezu) alle mit Kraftfahrzeugen (egal, ob
selbst- oder mitfahrend), mit sonstig öffentlichen von
Verbrennungsmaschinen angetriebenen Verkehrsmitteln usw.? Heizen wir
nicht alle unsere Häuser und Wohnungen mit fossilen Brennstoffen,
verbrennen Holz in Öfen aller Art? Fliegen - zu welchem Anlass auch
immer - um den Erdball und sog. zeitgenötigt sogar im Inland?
Menschliches Bedürfnis, durchaus auch Notwendigkeit von Ortsveränderung,
was sich mit der Erlangung automobiler Fähigkeit durch die Erfindung des
Kraftfahrzeugs, mittlerweile in schier unbegrenzten Mobilitäts-Strömen
darstellt, ist wesentlicher, offensichtlich unverzichtbarer Teil unserer
Arbeits- und Lebenswelt geworden. Unverzichtbar und irreversibel vor
allem für jene Teile der Bevölkerung, die nachweislich zum
wirtschaftlichen und damit gesellschaftlichen Wohlstand Deutschlands
beitragen. Ob man es (sich) eingestehen will oder nicht:
Gesellschaftliche Wertschöpfung und Lebensqualität nahezu in allen
sozial-ökonomischen Bereichen individueller wie kollektiver
Lebensführung (Medizin-Gesundheits-Gemeinwesen, Dienstleistung, Wohnen,
Freizeit etc.) erfordern es, mit den Mechanismen einer Hochtechnologie
zu leben, zu deren aktiver Gestaltung und Umsetzung eine
dementsprechende Innovationsdynamik unumgänglich ist.
Schlüsseltechnologie Deutschlands ist nun einmal Maschinen-, Anlagenbau
und Automobiltechnik. Allen voran natürlich der Automobilbau, der 1886
mit dem „Benz Patent-Motorwagen“ von Carl Benz seinen Anfang nahm und
als heutiger Industriezweig Deutschland zum viertgrößten
Kraftfahrzeugproduzenten der Welt werden ließ. Darauf muss man natürlich
nicht stolz sein, vor allem, wenn man sich zu den Technik-Verweigerern
zählt. Dennoch ist die Automobilindustrie, als primäres Exportgut, das
Zugpferd der hiesigen Wirtschaft und beschäftigt nahezu eine Million
Personen (u.a. aus den Sparten Maschinenbau, Metallverarbeitung, der
Textil- und chemischen Industrie) mit durchwegs hohem
Qualifikationsprofil, was dementsprechende Einkommen und damit eben auch
entscheidende Steuereinkünfte des Staates mit sich bringt. Diese
Menschen sichern also einen erheblichen Teil des sozialen Wohlstands und
damit vor allem die soziale Absicherung einkommensloser
Bevölkerungsschichten. Als Impulsgeber für andere Wirtschaftszweige ist
diese Branche zudem Garant für eine vergleichsweise geringe
Arbeitslosenzahl unserer Volkswirtschaft. Die in diesem Zusammenhang
stehende Innovationsdynamik prägt selbstredend unsere
industriell-technologische Gesellschaftsstruktur, wie sie sich für unser
Land nun einmal herausgebildet hat. Sie ist unumwunden Grundlage und
Motor für einen materiellen Reichtum, mit dem führende PolitikerInnen
unser Land geradzu als ein reiches Land und im gleichen Atemzug zur
weltweiten „Hilfsorganisation“ erklären.
Als „Land der Dichter und Denker“ können wir keine Rolle im Welttheater
spielen; diese Rolle haben wir auch faktisch nie gespielt, sieht man von
weltweit eingerichteten Goethe-Instituten ab.
Apropos Goethe. Seine Beschreibung seinerzeitiger Gegenwartsliteratur
lässt mich demgemäß an heutige „Schreibkunst“ der Alltagspresse denken:
/„...eine Welt entweder als blauen Dunst oder als Lazarett“/.
So wird also die Autoindustrie (wie üblich, ohne Kenntnis deren
intrinsicher Struktur) ins „Lazarett“ befördert, quasi krank
geschrieben. Man sägt den Ast ab, auf dem man sitzt; dummerweise, ohne
sich vorher auf einen anderen zu begeben. Dabei waren und sind es wir
selbst, wir alle als Gesellschaft, die mit dem Bedürfnis nach
individueller, unabhängiger und hinreichend bedürfnisgerechter
Fortbewegung auch die Notwendigkeit automobilen Transports im Verlauf
der industriellen Entwicklung und damit das heutige Verkehrsdilemma
herbeigeführt haben.
Diesbezüglich hat politische Einflussnahme nichts mit ungesetzlichem
„Schmierestehen der Politik für die Autoindurstrie“ zu tun.
Es wirkt verstörend, wenn ausgerechnet von jener Seite destruktive
Kritik am Wirtschaftssystem Deutschlands (und damit vornehmlich an der
Automobilindustrie) geübt wird, von der keinerlei substantielle Beiträge
zum materiellen Wohlstand, eben infolge dieser Wirtschaftsleistung,
erbracht werden. Vornehmlich also aus Kreisen nichttechnischer
Berufsgruppen, wo (ausgerechnet) mithilfe der hochtechnisierten
Medienwelt die technologische Wirtschaftsstruktur Deutschlands in
kritikastischer Manier schlecht geredet wird. Doch solche Kritik nebst
den Appellen „Zurück zur Natur“ werden nicht hilfreich und noch weniger
glaubhaft sein, solange dieses Lamento von jener Klientel gejault wird,
das mit gramer Mine zwischen Regalen von Grünläden umher schleicht, auf
der Suche nach dem ulitmativ veganen Produkt, um sich noch ein paar
Jährchen Lebensverlängerung zu erkaufen. Lässt diese Art doch sehr an
Nietzsches Katholitken-Kritik denken: „sie sehen alle so wenig erlöst
aus...“
Dass dieses Zeug (aus aller Herren Länder) aber ebenso mit
tonnenschweren dieselbetriebenen LKW durch das Land, eben zu diesen
Läden gekarrt wird, auf deren Kundenparkplätzen man zuhauf schwere
Diesel-SUV zu Gesicht bekommt!? Was soll‘s: der Zweck heiligt die
Mittel. Man könnte meinen, die Pfaffen-Doppelmoral und das
Gesinnungsdiktat vergangener Zeiten würde hier geradewegs wieder erwachen.
Perspektivisch sind sozio-ökonomische Konsequenzen eines anhaltenden
technologischen Fortschritts qualitativ wie quantitativ nur sehr schwer
abschätzbar. Deutschland würde jedoch zweifelfrei ohne die
Weiterentwicklung hochtechnologischer Produkte und Systeme seine
internationale Wettbewerbsfähigkeit und damit sein entscheidendes
Marktpotenzial verlieren. In Konsequenz daraus würden wir dann als ein
Land ohne eigene Bodenschätze bisherige Lebensqualitäten und
-gewohnheiten in ungeahntem Ausmaß einzubüßen haben. Sei‘s drum: Ein
paar grüne Läden wird‘s wohl noch geben, wo sich buntstift-dürre Wesen
um vegane Produkte - produced in china – raufen.
Soweit zu diesem Aspekt: Alternativloses Sägen am Ast, auf dem man (nun
mal) sitzt, soweit zur /"schnöden Realität"/!
Politik sollte natürlich steuern, Impulse geben. Tut sie auch,
allerdings - diversen sog. Sachzwängen ausgesetzt - unzureichend und
zudem offensichtlich paralysiert von einer geradewegs durch sie selbst,
über eine zur Unerträglichkeit gesteigerte Medienpräsenz
(Polit-Talkrunden im ÖR-FS, Facebook, Twitter und so fort) ausgelösten
Polarisierung der Gesellschaft, wie es am Beispiel der USA zum Extrem
gesteigert ist.
Um nun - mit Goethes Worten - nicht blauen Dunst zu verbreiten, möchte
ich mitnichten in den Tenor alternativ-politischer Weltenträumer
einfallen, die das Leitbild einer heilen, international
wettbewerbsfähigen, umwelt- und sozialverträglichen (Grün-)Wirtschaft
zeichnen. Die Welt ist nicht heil und wird es auf absehbare Zeit
(wahrscheinlich auf immer) nicht sein. Eher in diesem Sinne:
/[…] Und keinen Tag soll man verpassen,/
/Das Mögliche soll der Entschluß/
/Beherzt sogleich bei'm Schopfe fassen,/
/Er will es dann nicht fahren lassen,/
/Und wirket weiter, weil er muß./
/Ihr wißt auf unsern deutschen Bühnen/
/Probirt ein jeder was er mag;/
/Drum schonet mir an diesem Tag/
/Prospecte nicht und nicht Maschinen./
/Gebraucht das groß' und kleine Himmelslicht,/
/Die Sterne dürfet ihr verschwenden;/
/An Wasser, Feuer, Felsenwänden,/
/An Thier und Vögeln fehlt es nicht./
/So schreitet in dem engen Breterhaus/
/Den ganzen Kreis der Schöpfung aus,/
/Und wandelt mit bedächt'ger Schnelle/
/Vom Himmel durch die Welt zur Hölle./
(aus Goethes Faust)
Hierzu kann nur noch Nietzsche Trost spenden: "Die Wahrheit ist
hässlich: wir haben die Kunst, damit wir nicht an der Wahrheit zugrunde
gehen“ (Fragmente).
Also lasst uns der Kunst hold sein, wenn‘s sein soll der Kunst zu
philosophieren.
Bester Gruß an Dich und in die Runde!
Karl
PS: In Anlehnung an Nietzsche: Wir haben den Verstand und hoffentlich
die Vernunft, um nicht an der Wirklichkeit zugrunde zu gehen. Will
heißen: ich bin optimistisch und denke, dass hinreichend umfassendes
Verständnis der Zusammenhänge von Technologie, Wirtschaft, Finanzwesen
und (natürlich auch) Politik zu einer allgemein anerkannten ökologischen
Begrenzung unsinnigen Wachstums führen kann. Dass also in diesen Grenzen
ein umweltverträgliches, qualitatives wirtschaftliches Wachstum
stattfinden kann und damit die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts
Deutschland sowie weiterhin ein lebenswertes Gemeinwesen erhalten wird.
Was ermuntert zu diesem Optimismus? Noch einmal Goethe:
/"Junge Leute werden viel zu früh aufgeregt und dann im Zeitstrudel
fortgerissen; Reichtum und Schnelligkeit ist was die Welt bewundert und
wonach jeder strebt. Eisenbahnen, Schnellposten, Dampfschiffe und alle
mögliche Fazilitäten der Kommunikation sind es worauf die gebildete Welt
ausgeht, sich zu überbieten, zu überbilden und dadurch in
Mittelmäßigkeit zu verharren." (Brief an Zelter)/
Hat sich etwas geändert seit fast 200 Jahren?
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hier nochmal die Mail von Waldemar für alle in der Liste, die sein
"mime-attachment" nicht unmittelbar lesen können:
hallo,
vielleicht zu untigen verkomplizierungen einmal ein kurzer abstecher in
die schnöde realität ?
diesel-sache, abgase usw:
das wider-alle-gesetze schmierestehen der politik für die autoindustrie
ist ganz offensichtlich,
geradezu dreist öffentlich sichtbar,
und auch daran denken, dass die autoindustrie schon historisch stets mit
der
rüstungsindustrie verknüpft ist,
auch diese herrscht per lobbies in berlin,
und D spielt in beiden sparten exportweltmeister ...
kybernetisch all sowas schlicht falsche, schädliche, irrsinnige
rückkopplungen im system,
die an sich spezifiziert werden müssten, deklariert, und dann möglichst
unschädlich gestoppt/ abgeschafft werden müssten
ist analog mit "sytemrelevanten banken" = diese bezeichung SAGT sogar
ganz offen,
dass solche banken das system dominieren,
die politik also "den löffel abgegeben hat" = die steuerung liegt bei
solchen banken, und nicht mehr bei der politik,
eine krass-falsche rückkopplung ! zudem die angebliche demokratie in
solchen bereichen auf null,
und da diese dominanten bereiche flächendeckend überlappen, ist die
gesamte angebliche demokratie eine farce ...
deshalb kann man sich zb "wählen gehen", egal wen und was, sparen, ist
schlicht unsinnig,
beschäftigungstherapie für unbelehrbar "gläubige",
denn man kann nur politik wählen,
diese aber hat die system-kontrolle -selbst-eingestanden- längst verloren,
weil "systemrelevante" industrien/banken/mafias/syndikate/oligarchien
das system dominieren,
die nicht zur disposition stehen = nicht wählbar oder abwählbar sind
aus kybernetischer sicht lohnt es nicht, sich über solche systeme den
kopf zu zerbrechen,
denn es sind "unheilbare kranke" = pathologisch-verformte systeme, die
von den profiteuren der entartungen
notfalls mit gewalt verteidigt würden,
die bestehenden höchst asymmetrischen gesetze sind die "friedliche
gewalt" solche systeme gegen alle möglichen widerstände
"legalisch" aufrecht zu erhalten, hinter diesem layer steht dann
allerdings direkt GEWALT, militär, notstandsgesetze ...
ist doch auch klar:
wenn "der staat" das gewalt-monopol hat,
dieser staat aber von "systemrelevanten lobbies" parasitiert ist,
bedeutet dies, dass realerweise eben diese lobbies das gewaltmonopol
haben ...
deutschland eine demokratie?
anfängerkurs applied cybernetics = D leider keine demokratie,
ODER der begriff "demokratie" ist neu belegt (hat andere konnotationen
als konventionell gewesen)
grüße, w.h.