Geschichte aus dem Leben.
wh: ich halte leute wie den Linkola (aus psycholgischer sicht) zu seinen lebzeiten für
hoch gefährlich, da er aufgrund seiner grundeinstellungen durchaus auch selbst leute
getötet haben könnte = er war wohl ein psychopath mit zusätzlich geisteskranken anteilen
(zwischen depression und manie hin u her schwankend, oder "schizothym"?) -
solchen menschen gegenüber ist höchlichstes misstrauen angesagt, und der "wahre
wert" seiner ansichten und aufgeschriebenen sachen ist dadurch sehr gemindert.
er lebte zudem aus innerer überzeugung, und das der punkt, "als einsiedler", ein
a-sozialer gegenüber mensch im wortsinn, (wider menschliches normalverhalten), und aus
obigen gründen kaufe ich ihm auch seine (propagierte) "naturliebe" nicht ab, das
dünkt mich eher wie eine "geschlossene wahnwelt", in der er lebte, und als
"kompensation" = ersatz-handlungen für ihm "geistig fehlendes", zb als
fischer unterwegs sein = mit "stummen fischen" umgehen und diese quälen und
töten, opfer, die sich nicht wehren können als "lebensunterhalt", symbolisch
vielsagend.“
Darauf muss ich nochmal zurückkommen, denn es geht mir nicht aus dem Kopf, erscheint mir
irgendwie auch einen autobiografischen Einschlag zu haben:
Hier in der Gegend wäre Linkola so etwas wie ein „Einschichtiger“ (a Oaschichtiga),
dennoch würde er ab und zu am Stammtisch beim Metzgerwirt unweit von mir sitzen, zwar ganz
außen am Eck aber immerhin. Er sagt nix, brummt manchmal grantig vor sich hin.
Zum Metzgerwirt würde ich Dich, Waldemar, auch einladen, solltest Du jemals auf der
Durchreise hier vorbeikommen. Denn aufkochen für Dich könnte meine Frau ohnehin nichts,
vielleicht grade mal Mais-Pizza und ich schon gleich gar nicht! Also gehen wir zum
Metzgerwirt, zu Fuß natürlich, damit sich die Polizei nicht über uns ärgern muss. Langt
schon einer, der sich dauernd ärgert.
Am Stammtisch sitzt – wie erwartet – schon der Oaschichtige am Eck und dazu zwei Rentner,
ein paar Handwerker, da Gmoabauer (Gemeindebauer), der Apotheker und ein Sommerfrischler,
ein Preuße (dem es aber in BY gefällt – sonst wäre er ja nicht hier).
Wir, Waldemar und ich setzen uns an einen Tisch daneben. „Derf's scho was zum Dringa
sei“ fragt die Zenzi, das ist die Kellnerin (die trotz Auszeit wegen Corona
lobenswerterweise wieder in ihren Job zurückgekehrt ist – was wäre ihr Leben schon ohne
ihre Mannsbilder in der Gaststubn). „Ein Weißbier“ sage ich und Du Waldemar? „Apfelschorle
oder doch besser Kaffee“. „Ein Haferl?“ fragt die Zenzi, „Ja einen Pott Kaffee“. Weiter
fragt sie „Derfs a scho was zum Essen sei?“ Also bestelle ich einen Zwiebelrostbraten und
für Waldemar gibt’s Semmelknödel mit Rahmschwammererlsoß. Die Schwammerl (Pilze) sind zwar
auch Lebewesen, sie können aber nicht denken und sollten daher keine Angst vor dem Sterben
haben, so zumindest denkt es sich Waldemar und wagt es, sie zu essen.
Am Stammtisch wird’s langsam lauter, der Hias ist dazugekommen und erzählt grad der Runde,
wie er am Dorfplatz einen Schacht ausgebaggert hat, frostsicher soll dort ein
Wasseranschluss gebaut werden. „Wia tiaf muaßt do nacha eini baggern?“ fragt der Sepp den
Hias. „Siebzig Zantimeter“ antwortet dieser, „so hoch wia da Tisch do hoid“. „Der Tisch
ist doch nicht siebzig Zentimeter hoch“ warf der Apotheker ein und nun fing der Streit an.
„Zenzi dua an Meterstab her!“ (Kellnerin bringen sie einen Zollstock). „Ja wo soi i den
herham“ grantelt die Zenzi. „Da Wirt werd doch an Meterstab ham!“ „Geh hab mi gern – i hob
was anders zum doa“ beendet die Zenzi (genannt Zenz) die Angelegenheit. Auf einmal sieht
der Sepp in der Arbeitshose vom Einschichtigen einen Meterstab stecken. „Ja was bist denn
Du für oana, mir bracha an Meterstab und Du sogst nix“ faucht er den Ouaschichtigen an.
„Ja mi hod ja koaner g'fragt“ erwidert der knapp.
Fazit: Nur wer gezielt präzise Fragen stellt, kann entsprechende Antwort erwarten.
Wieder mit dem Leben versöhnt am Stammstisch und zunehmend bierseelig fragt da Sepp zu mir
herüber: „Wen hast denn du do mit dabei, Kare?“ „B'suach auf da Durchreis, a Preiß
hoid“. „So, a Preiß – ja sowas! geh, setzt's euch halt rüber zu uns, mir wearn an scho
ned beißn“. Daraufhin wir, Waldemar und ich erst unsere Bier- und Apfelschorlegläser und
dann die Teller mit dem Zwiebelrostbraten und den Semmelknödeln auf Rahmschwammersoß
rüberheben.
„So, a Preiß bist Du oiso, macht nix, von dene hama eh scho gnua do herunt“. Das war ein
gutgemeinter Integrationsversuch. „was machst du nacha so?“ fragt der Hias und Waldemar
beginnt mit einem Referat über drohenden Weltuntergang, schildert Szenarien aus
Forschungsberichten, er lässt sich erst unterbrechen, als die Tür zur Wirtsstubn aufgeht
und der Hans hereinkommt. „Stellts euch vor, i hab grad einen Riesenkarpfen aus dem
Dorfteich (wo er das Fischerrecht hat) geangelt, der Koch macht ihn scho grad fertig zum
Essen“. „Gratulation!“ tönt es dem Hans vom Stammtisch entgegen.
Dem Waldemar bleibt ein Stück vom Semmelknödel im Hals stecken und hustet dieses Stückerl
dem Hias in seine Maß Bier. „Ja Du Saupreiß“ schreit ihn der Hias jetzt an und haut seinen
Maßkrug dem Waldemar auf den großen Schädel. Daran ist der Waldemar aber nicht gewöhnt und
klappt zusammen wie ein gebrochenes Metermaß. „Tragt's eham außa“ (Tragt ihn nach
draußen) fordert die Zenzi und man trägt den armen Waldemar vor die Wirtshaustür.
Drinnen geht’s jetzt lustig weiter und der Hans haut der Zenz beim Vorbeigehn auf den
Arsch, dafür bekommt er von ihr sofort eine Watschn (Backpfeife). „Au“ schreit der Hans,
„Du g*scheade Guargl“ und die Zenz sagt, „Geh zua, des war doch bloß a Liabstatschal“
(Liebestatscherl). „Des meine doch a“ antwortet der Hans und alles ist wieder gut.
„Da liegt oana vor da Tür und bluat ned wenig aus sein Kopf“ mit diesen Worten trat der
Pfarrer in die Wirtsstube. „Ja vielleicht soin ma doch an Sanka hoin, a wenn er a Preiß
is“, meint der Hans. „Habe die Sanitäter schon angerufen“, sagt der Apotheker und alle
waren wieder zufrieden an einem geselligen Abend am Stammtisch und die Zenz hat noch
einige Maß Bier geschleppt.
Ich hingegen fahre zur Ambulanz und hole den Waldemar mit einem dicken Verband um den Kopf
dort ab. Ob er jemals noch auf der Durchreise hier anhält?
So geht’s zua bei uns, nix für welche, die nix vom richtigen Leben wissen.
Diesmal also eine „ganz andere Schreibe“, quasi wie ein derber Keil zwischen all das
üblich pseudoakademische, lebensfremde „Geschwafel“ hier.
Nix für ungut, pflegt man da zu sagen.
Karl
PS: Meine Affinität zu den „Preußen“ zeigt sich durch regelmäßige Aufenthalte jenseits des
„Weißwurstäqators“ und meine einstige Entscheidung, „Eine von dort“ zu ehelichen.
Und überdies: „G'scheithaferl“ gibt’s hier auch, auch gerade an Stammtischen.
Sollte wer in sprachlicher Weise Verständnisprobleme mit obigem Text haben, dem schicke
ich die Übersetzungen. Für weitergehendes Unverständnis bietet sich das simple Löschen
dieses Beitrages an.