Nun ist es mit philweb sehr ruhig geworden und man könnte fast sagen: totenstill - kein Wunder angesichts des Tötens allerorts, denn was soll man da noch über Sinn und Zweck von Leben, des Lebens schlechthin philosophieren oder gar im Sinne der Theodizee nach Gottes Gerechtigkeit fragen. Und überhaupt Gott! „Im Namen Gottes geschieht unendliches Unheil, das im Bewusstsein eines Gottes nie erfolgen würde“, so drückte es eine junge Muslima aus. Wie wahr doch diese Feststellung, wenn man die sich jüngst zugetragene Begebenheit liest, wonach ein „Gotteskrieger“ ein Baby im aktuell nahöstlichen Kampfgebiet mit den Worten abschlachtet: „Gott ist groß“ (übersetzt).
Doch nun zur Begrifflichkeit eines Gottes und zur (mittlerweile einige Zeit zurückliegenden) Frage von Joseph an mich hinsichtlich der christlichen Schöpfungsgeschichte an mich:
jh: „Gut und schön die vielen Umschreibungen. Die letzten Tage kam ich auf den Gedanken, zu fragen, wie es denn mit dem Schöpfungsbericht ist, und suchte und las, ich weiß jetzt nicht mehr so genau warum. Ich dachte, dass ein Mensch, der noch keine subatomaren Entitäten kennt, sich einen Schöpfungsbericht ausdenken konnte, dazu brauchte es eigentlich keines Gottes. Wie würde denn ein moderner Mensch wie du, mit hohen Programmierkenntnissen, und Kenntnissen von Energiefeldern, sich den Schöpfungsvorgang vorstellen? Am ersten, zweiten, ...Tag. Derzeit musste Gott noch mit einem Knochen hantieren, so wie es viel später Frankenstein versuchte, der nur ein kleiner Nachahmer sein konnte. Vielleicht stellst du dir vor, dass ein moderner Gott weniger Tage oder mehr, für die moderne Version der Schöpfung brauchte. Denn ein einfacher Urknall ist wohl keine Schöpfung. Ich kann nämlich nicht von einer kindischen Schöpfungsversion abkommen, wenn mir keine neue und bessere Version zur Kenntnis gegeben wird. Es gab schon viele, die einen besseren Menschen fabrizieren wollten. Was geht denn im Kopf von jemandem vor, der Leben mitsamt einem Lebensraum für dieses Leben erfinden will. Und was würde er sagen, wenn er ein Durcheinander vorfinden würde, viele Jahre nach seiner Schöpfung. Könnte er dann nicht denken, er oder der Gedachte hätte viele Fehler getan? Warum hat er nicht bei den Pflanzen aufgehört? Warum wollte er unbedingt noch sein Ebenbild herstellen? Je mehr ich an das denke, was mit dem Wort Schöpfung gedacht werden soll, um so mehr Probleme habe ich damit. Bin ich jetzt unprotestantisch? Einen anderen Konflikt habe ich, den ich mir bei dir nur massiv vorhanden vorstellen kann. Denn einerseits scheinst du mir eine Art Pantheist zu sein, der von da her mit dem Denken von Schöpfungstheorien in Konflikt kommen würde. Wie bewältigst du diese Spannung?“
Nun, so wie alles Leben aus der „Spannung“ - sprich Differenz – entsteht, sich über die jeweilige Eigenzeit hin nach den Gesetzen der Entropie erstreckt und schließlich in sich zusammen fällt, betrifft das die Körperlichkeit, was dem diesen Körpern während deren Lebenszeit innewohnenden Geist (der Mensch als geistiges Wesen) anbelangt, ist eine andere Frage, über die wir hier unzählige Male diskutiert haben.
Schnell ist man da wieder bei Gott und Teufel, bei entsprechenden Dieseits- und Jenseitserzählungen, bei Erde, Himmel und Hölle. Im Wesentlichen also bei Spekulation oder eben bei puren Glaubensfragen, da es schlichtweg kein Wissen über Gott und diesbezügliche Jenseitigkeit geben kann. Ohne Wissen darüber kann es demnach auch keine Worte davon geben und so bleibt schlichtweg nur Metaphorik und davon ist die benannte Schöpfungsgeschichte vornehmlich geprägt.
Bekanntermaßen gab und gibt es unzählige Schöpfungserzählungen in den verschiedenen Kulturräumen dieser Welt und erstaunlicherweise deckten sich die Schilderungen nicht selten mit heute verfügbaren naturwissenschaftlichen Erkenntnissen; so etwa, wenn von einem Himmel und Erde trennenden Luftgott oder der Göttin der Urmeere als Besiegerin der Chaosfluten die Rede ist. Die biblische Schöpfungserzählung, insbes. des NT, kommt der naturwissenschaflichen Wirklichkeit bezogen auf zeitgemäße Kosmologie recht nahe:
„Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde, die Erde aber war wüst und wirr, Finsternis lag über der Urflut und Gottes Geist schwebte über dem Wasser“ (Gen. 1,1).
Naturwissenschaftlich geht man u.a. von der Urknall-Theorie aus, einem sich aus unvorstellbar verdichteter Materie explosionsartig (immer noch) ausdehnendem Universum. Unbeschadet von daran anknüpfenden Vorstellungen, z.B. eines unendlich sich nach thermodynamischer Gesetzmäßigkeit zyklisch bildenden und wiederum vernichtenden Universums, bleibt immer die Frage der Menschen nach dem eigentlichen Anfang und diese Frage ist naturwissenschaftlich definitiv (noch) nicht abschließend beantwortet, so bleibt nach wie vor Raum für beliebige sog. Schöpfungserzählungen. Man wird künftig dabei zunehmend nicht mehr auf Metaphorik zurückgreifen müssen, das Prinzip der Differenz von Materie und Geist jedoch, wird als axiomatisch angelegtes Faktum bestätigt bleiben. Eine Differenz, die sich wiederum in ein vielfältig Differenziertes unterteilt, wie diese schon in ägyptischen Mythen von einer sich selbst erschaffenden Schöpfer-Gottheit dargelegt wurde. Dabei kommt Aristoteles' sich selbst denkender, unbewegter Beweger in den Sinn. Eine aus sich selbst entstandene Gottheit schafft als ein sich stets wiederholendes Schöpfungswerk aus jeweiligem Urzustand ein vielfach Differenziertes. Dieser alt-ägyptische Mythos mag sich mit Penrose' zyklischem Universum (CCC) in Verbindung bringen lassen, eine mir sehr nahliegende Vorstellung.
Nochmal zurück zum Gottesbegriff, namentlich der m.E. unsäglich anthropomorphen Vorstellung eines persönlichen Gottes. Ob man diesen als „himmlischen Vater“ oder als „überempirischen Akteur“ bezeichnet und sieht, immer ist dabei kritisch, dass man dieser Wesenheit menschliche Eigenschaften zuschreibt. Auch wenn eine (wie auch immer erfolgte) Offenbarung die Ebenbildlichkeit von Gott und Mensch postuliert, steht dies dem Bilderverbot (JAHWE: „du sollst dir kein Bild von mir machen“) entgegen, zudem angenommen werden kann, dass die Überlieferung eher als ein „du kannst dir kein Bild von mir machen“ zu verstehen ist.
So bleibt es wohl dabei:
Im Namen (eines) Gottes erfolgt – subjektiv wie kollektiv - unsägliches Unheil in dieser Welt, was im Bewusstsein, (resp. im Eins- oder in Resonanz sein mit) einer göttlichen, eher als Vorstellung einer kosmisch omnipräsenten, omnipotenten Wesenheit, nicht geschehen würde.
Bester Gruß an Dich und in die Runde! - Karl
JOB: 3-year Postdoc Fellowship in Philosophy of Physics, USI, Lugano
The postdoc will work at the Institute of Philosophy at USI, Lugano (Switzerland), under the supervision of Professor Damiano Costa in the framework of the SNSF-funded Starting Grant project ‘Temporal Existence’. A brief description of the project is provided below.
The approximate gross salary will be CHF 75'000 CHF per year.
The tentative starting date is flexible (earliest starting date is May 1, 2024).
Candidates must have a PhD degree in philosophy and a background in the philosophy of physics, with an emphasis on Relativity Theory. Proven specific competence in analytic metaphysics would also constitute an advantage. The main selection criteria will be (a) compatibility with the research project as well as (b) scientific excellence.
Candidates may write to damiano.costa(a)usi.ch with questions about the suitability of their profile for the project.
Deadline for applications (soft): the selection process will start on March 1, 2024, and will continue until the position is filled. Applications received before February 29, 2024 will be given priority.
Language Requirements: Lugano is in the Italian-speaking part of Switzerland, but for the purposes of the position only English is compulsory.
Applicants must submit their dossier as a single PDF file to damiano.costa(a)usi.ch with ‘Postdoc application’ in the subject line. The dossier should include:
(i) a cover letter describing the candidate’s background in philosophy of physics and the fit between the candidate’s interests and qualifications and the Starting Grant project;
(ii) a CV;
(iii) a 5'000 word writing sample;
(iv) the contact details of two philosophers who can provide academic references.
Shortlisted candidates will be interviewed via Zoom in March 2024.
SNSF Starting Grant ‘Temporal Existence’
Everything in our concrete universe, from the smallest elementary particle to the largest galaxy, exists at some time and at some place. But what is it for something to exist at a time? What is temporal existence? Even though other topics in the vicinity, such as tenseless existence, time, persistence, and temporary intrinsics, have been at the centre of much recent philosophical research, this specific question has been overlooked so far. This project tackles this problem head-on. Drawing from metaphysics and physics, this project will launch a systematic inquiry into the nature of temporal existence and explore the transformative impact that this inquiry can have in philosophy and beyond. A first sub-project deals with this question from the point of view of analytic metaphysics, making use of conceptual tools developed in mereology, location theory, and the theory of grounding. Questions to be addressed include: what is it for something to be in time? Is existence-at a relation? What’s its relation with existence and being? Is everything in time in the same way? A second sub-project will tackle the question from the point of view of the philosophy of physics, and more precisely Relativity Theory. Questions to be addressed include: what is spacetime unitism? How, if at all, does Relativity Theory support spacetime unitism? What does spacetime unitism tell us about being in time? A third and fourth sub-project will apply the methods, arguments and results developed in the first two sub-projects to two case studies, namely that of abstract objects and that of the mind. Questions to be addressed include: are abstract objects such as universals and numbers in time? Does this imply that they are also in space? What consequence do different theories of temporal existence have on debates concerning the existence and nature of abstract objects?
The research team will be composed of PI, a post-doc working on philosophy of physics, a post-doc working in metaphysics, philosophy of mind or religion (or the history thereof), a PhD student working on metaphysics.
The International Association for Philosophy of Time (IAPT) is pleased to announce its 9th annual conference to be held at Università della Svizzera Italiana (USI) in Lugano, Switzerland, on 24th–28th June 2024.
Confirmed invited speakers include:
- Craig Callender
- Nina Emery
- Kit Fine
- Jenann Ismael
- Tim Maudlin
- Kristie Miller
- Laurie Paul
- Oliver Pooley
- Thomas Sattig
- Daniel Sudarsky
- Emily Thomas
More invited speakers will be announced soon.
The local organisers are Damiano Costa and Cristian Mariani. The programme committee is chaired by David Ingram. The conference is sponsored by Swiss National Science Foundation grants, Temporal Existence (Costa, SNSF Starting Grant, 211294), and Quantum Indeterminacy (Mariani, SNSF Ambizione, 208762).
Call for Abstracts: the organisers invite submissions of high-quality abstracts (500 words max.) of papers on the philosophy of time, broadly construed, suitable for 40-minute presentations. Abstracts should be prepared for blind review and submitted by email (as a .docx or .pdf file) to iapt9lugano(a)gmail.com by 31st January 2024, 12.00 pm (noon) GMT. The submission email should include your name, institutional affiliation, and the title of the paper (in the body of the email). Successful applicants will be notified and the full programme confirmed in April.
https://philevents.org/event/show/116897
We are pleased to announce that on Monday, December 4 at 16:30 (CET), Alyssa Ney (UC Davis) will give the talk The Argument from Locality for Many Worlds Quantum Mechanics as part of the Lugano Philosophy Colloquia Fall 2023 organised by the Institute of Philosophy (ISFI) at USI.
This hybrid talk will take place in the Multiuso room, Theology Building, USI West Campus and online via Zoom. If you are interested in joining it online, please write to events.isfi(a)usi.ch
For more information: https://www.usi.ch/en/feeds/25721
Here is the abstract of the talk:
One motivation for preferring the many worlds interpretation of quantum mechanics over realist rivals, such as collapse and hidden variables theories, is that the interpretation is able to preserve locality (in the sense of no action at a distance) in a way these other theories cannot. The primary goal of this paper is to make this argument for the many worlds interpretation precise, in a way that does not rely on controversial assumptions about the metaphysics of many worlds.
We are pleased to announce that on Friday, December 1 at 17:30 (CET), Balthasar Grabmayr (University of Tübingen) will give the talk On the Limits of Mathematics and Their Philosophical Consequences as part of the Lugano Philosophy Colloquia Fall 2023 organised by the Institute of Philosophy (ISFI) at USI.
This hybrid talk will take place in the Multiuso room, Theology Building, USI West Campus and online via Zoom. If you are interested in joining it online, please write to events.isfi(a)usi.ch
For more information: https://www.usi.ch/en/feeds/25721
Here is the abstract of the talk:
There is a well-known gap between metamathematical theorems and their philosophical interpretations. Take Tarski's Theorem. According to its prevalent interpretation, the collection of all arithmetical truths is not arithmetically definable. However, the underlying metamathematical theorem merely establishes the arithmetical undefinability of a set of specific Gödel codes of certain artefactual entities, such as infix strings, which are true in the standard model. That is, as opposed to its philosophical reading, the metamathematical theorem is formulated (and proved) relative to a specific choice of the Gödel numbering and the notation system. Similar observations apply to Gödel and Church's theorems, which are commonly taken to impose severe limitations on what can be proved and computed using the resources of certain formalisms. The philosophical force of these limitative results heavily relies on the belief that these theorems do not depend on contingencies regarding the underlying representation choices. The main aim of this talk is to put this belief under scrutiny by exploring the extent to which we can abstract away from specific representations in the formulations and proofs of several metamathematical results.
We are pleased to announce that on Friday, November 17 at 17:30 (CET), Marta Pedroni (University of Geneva) will give the talk The singular case of spacetime singularities in quantum gravity as part of the Lugano Philosophy Colloquia Fall 2023 organised by the Institute of Philosophy (ISFI) at USI.
This hybrid talk will take place in the Multiuso room, Theology Building, USI West Campus and online via Zoom. If you are interested in joining it online, please write to events.isfi(a)usi.ch<mailto:events.isfi@usi.ch>
For more information: https://www.usi.ch/en/feeds/25721
Here is the abstract of the talk:
I analyse the status of spacetime singularities in light of singularity resolution in quantum gravity (QG). The avoidance of singularities in QG appears to make a strong case for the view that spacetime singularities are nothing more than mathematical pathologies of general relativity. However, this conclusion may be too hasty. Spacetime singularities are more accurately understood as global properties of spacetime rather than things. Talks about singularities are replaced by talks about singular spacetimes in rigorous definitions. Therefore, if spacetime emerges in QG -- as it is often claimed -- then so may its singular structure. Although this proposal is intriguing, I argue that the attempt to (re)instate singularities in QG through spacetime emergence fails.
Nach Thomas' grandios abgefasster Darlegung zum laufenden Thread, also der biblischen Schöpfungsgeschichte, wollte ich diesem Thema eigentlich keinen einzigen weiteren Gedanken, keinen einzigen Satz mehr hinzufügen, schlichtweg, weil Thomas alle Aspekte in kaum zu erreichender intellektueller, wie auch fundierter Tiefe ausgeführt hat.
Damit sei nicht gesagt, dass darauf bezogen, die Diskussion zu diesem Thema beendet sein müsste, geht es dabei doch um ein Ganzes, eine Sicht auf Kosmos, Welt, Materie und Geist, die weit über ein pur naturalistisch reduziertes Weltbild hinausgeht, gleichermaßen die physischen, wie metaphysischen Aspekte des SEIN, also von Existenz alles Seienden und diesem zugrunde liegenden Prinzip von Kohärenz (potentia) und Dekohärenz (actum).
Daher erlaube ich mir, Thomas' entscheidende Passage dieses Beitrags hier noch einmal heraus zu heben:
TF: „Die Physik setzt Sein (stillschweigend) voraus, und beschreibt dessen verallgemeinerbaren, un-eigenen Aspekte. Sie arbeitet mit inhaltleeren Verneinungen als absoluten Gegensätzen. Ihr Skalenwerk ist von jedwedem Inhalt abgezogen, abstrahiert, extrapoliert, und sie erlaubt sich eine manichäische Extrapolation hin zu absoluten Gegensätzen. Ihre Aussagen betreffen die Art, aber nicht das Wunder des Seins.
Diese Art zu Sein ist im Hinblick auf verallgemeinerbare Aspekte des Seins entsprechend allgemein. Die entsprechende Konzeption eines „Universums“ sieht ein allumfassendes Zusammenhängen nach den allgemeinen Regeln vor. Diese Kohärenz des allem Gemeinen wird dann als Ausgangspunkt genommen, um das Besondere daraus entstehen zu lassen. Das aber geht nicht: das Nicht-Allgemeine, Jeweilige, Besondere kann nicht aus dem Allgemeinen hergeleitet werden. Die logische Folge muss gerade umgekehrt sein: das Besondere kann verallgemeinerbare Aspekte enthalten, und der auf letztere Beschränkte Blick ergibt folgerichtig ein „Universum“.
Zurück zum Besonderen mitsamt seinen zu teilenden Aspekten: Diese Kombination kann zu einem semantischen „Punkt“ verdichtet werden, der wiederum als Ausgangs- und Endpunkt der Schöpfung angesehen wird. Schöpfung meint hier das Erzeugen nicht des bloß Individuellen, Besonderen, sondern des Besonderen, Eigenen mitsamt seinen verallgemeinerbaren Aspekten. Die Schöpfung ist dann ein Ausbreiten, Entfalten, Ausrollen in die Vielfalt, an deren Grund aber nicht nur das Allgemeine, sondern das Besondere mitsamt seinen verallgemeinerbaren Aspekten steht. Die Schöpfung ist dieses Ausbreiten in gleichzeitige Vielfalt.
Darauf bezogen, soll es nun tatsächlich auch meinerseits dabei bleiben und so will ich nur noch auf Ingos Vergleich eingehen, wo er den Unterschied zwischen sich und mir, mit dem zwischen Einstein und Heisenberg vergleicht.
Mag Ingos Intelligenz, sein Genius durchaus an ersteren heranreichen, ich für mein Teil wage es nicht, mich auch nur annähernd mit dem geistigen Potential, dem Wissen des großen Heisenbergs in Verbindung zu bringen. Dessen ungeachtet, weiß ich natürlich um Ingos Intention, um so erstaunlicher für mich, dass er mich immer noch mit einem „Katholizismus“ in Verbindung bringt, den man in Teilen tatsächlich als problembehaftet sehen muss, eben soweit dieser geradewegs unkritisch bezüglich heutiger natur- und geisteswissenschaftlicher Erkenntnis weiterhin gelehrt und praktiziert wird.
Mich sollte es ebenso „langweilen“, diese Vorgeingenommenheit immer wieder aufs Neue von Ingo vorgebracht zu sehen, obgleich ihm meine Sicht dieser Dinge nun wirklich längst bekannt sein sollte.
Es ist diese sublime Art, in der Ingo Kritik an anderen Kulturräumen und deren landsmannschaftlichen Traditionen übt, wie hier nun „bayerischer Schuldrill“, nicht beabsichtigend, damit implizit auf ein konkret erkanntes Defizit hinzuweisen: Weithin ist in der Tat bekannt, das Bayern und Baden Württemberg zu den führenden Bundesländern im Bildungsbereich zählen. Von nichts kommt nichts, auch wenn es bisweilen Drill und tatsächlichem Leistungsdruck gleichkommt. Mehr will ich dazu nicht schreiben.
Ein Bezug zu Religion und ggf. eine dementsprechende konfessionelle Bindung bedeutet nicht zwangsweise, daran auf Gedeih und Verderb gebunden zu sein. Auch ich habe mich natürlich von diesbezüglich fragwürdigen Praktiken, Ritualen, Dogmen und Denkmustern emanzipiert. Wer dieses nicht aus meinen Beiträger hier zu entnehmen weiß. will es nicht wahrhaben und genau drückt sich in Ingos Einstellung und Gegenrede zu meinem Weltbild aus.
Sein Weltbild hat Thomas auf die im eigene, sehr einfühlsame, nie verletzende Art beschrieben. Damit ist alles gesagt und wir können darauf bezogen erst mal wieder ein anderes Thema angehen.
Bester Gruß in die Runde! - Karl
PS: ach, gerade noch zu diesem Einwand von Ingo T.: „Jedenfalls vermisse ich eine Naturgeschichte, die Alltag und Kosmologie nicht vor 3000 Jahren mit einem Wüstenvolk in der Levante beginnen lässt, sondern vor 7000 Jahren mit einem Sonnenobservatorium im norddeutschen Tiefland. Der nicht nur metaphorische Übergang von der Sonne und dem Licht zur CCC wäre ein Selbstläufer.“
Dieses Vermissen sollte Dich doch nicht tangieren, Ingo, nachdem die von Dir erwartete „Naturgeschichte“ längst kompetent mit hinreichender Gültigkeit seitens der Natur- und sicher auch in Teilen der Geisteswissenschaft in mittlerweile unzählig verfügbarem Schriftgut vorgelegt wurde.
Menschen, die sich diesbezüglich noch an überkommenen metaphorischen Schilderungen orientieren, sollten dieses richtig einzuschätzen vermögen, ansonsten sie sich zurecht jenen Zeitgenossen zugehörig zu sehen haben, die nach wie vor einem überholten Weltbild verhaftet sind.
Und nun noch zu „Lieschen Müller“ (Hoffentlich haben wie keine Lisa und auch keine Frau Müller hier im Forum, ansonsten wir ein Problem mit der Netikette haben), will heißen, dass damit jene Attitüde ausgedrückt ist, wie sie stets von Joseph vermieden werden will: „von oben herab“.
Ja und zum Vergleich von Penrose' und Hawkings Sachbüchern. Ist es nicht so, dass Hawking nicht nur begnadeter Denker und Physiker, sondern ebenso brillanter Schriftsteller war, Penrose hingegen nüchtern schildernder, in mathematischen Denkmustern sich ausdrückender Wissenschaftler? Dennoch bin ich von seinen Werken stark beeinflusst, um nicht zu sagen begeistert (letzteres im Wortsinne sic!).
Zu allerletzt hier noch: Danke für alle Beiträge! Zeigen sie doch, dass philweb ein Alleinstellungsmerkmal und ein „Leben“ hat, das sich auf nicht alltägliche Art mit eben dem Leben auseinandersetzt, gleichermaßen, wie es sich als sicht- aber auch unsichtbares SEIN vollzieht.
it: „ Öffne Deinen Horizont doch einmal über den Mythen- und Technikblick hinaus.“
Nun also zu Mythen- und Technikblick.
Üblicherweise findet man bei Menschen, deren Weltbild zu einem Großteil gedanklich im Bereich von Mythen angesiedelt ist, einen Hang zu Fantasie und Fiktion, was sich heute bekanntermaßen auch in diversen Verschwörungstheorien beobachten lässt. Du wirst doch, Ingo, - nach all den Jahren unseres Austauschs unserer Weltsichten hier - nicht annehmen, dass ich gewissen Mythen anhänge oder diese gar unmittelbar Einfluss auf mein Leben haben.
Damit ist jedoch nicht gesagt, dass ich mich dem Blick auf vergangene Epochen der Menschheitsgeschichte, die nun einmal von Mythologie durchzogen waren, entziehen wollte oder gar sollte.
Wenn Du behauptest, Mythologie sei kein Bestandteil von Philosophie, resp. Teil heutiger Philosophiestudiengänge, so ist das schlichtweg eine falsche Aussage. Nach wie vor – wie zu meiner Studienzeit – finden sich Seminare bzw. Inhalte von Lehrplänen, in denen ein Bezug zwischen Mythologie und Philosophie dargelegt und erläutert wird, zumal sich die Philosophie aus dem mythischen Denken entwickelt hat. Selbstredend ist doch unbestreitbar, dass mit massiv zunehmenden naturwissenschaftlichen Erkenntnissen mythisches Gedankengut zurück gedrängt wurde und sich weiterhin verlieren wird, wenngleich dieses immer noch in weiten Teilen der noch rückwärts gerichteten kulturellen Welt verbreitet und gelebt wird.
Müssig schlichtweg, unter uns noch über Gefahren mystischer, resp. mythologisch angelegter Denkmodelle zu diskutieren. Wenn aber Religion kollaborativ mit überkommendem Mythos gleichgesetzt und damit herabgewürdigt wird, ist das eine undifferenziert vorgenommene Beschreibung. Natürlich hat sich auch Religion aus Mythen heraus entwickelt und ist - wo diese überkommenen Vorstellungen noch postuliert und gelebt werden – eine äußerst gefährliche „Droge“. Dort jedoch, wo Religion mittlerweile im Sinne zeitgemäßer Theologie gelehrt und praktiziert wird, ist es im Sinne des Rechts auf freie Lehre und Religionsausübung die legitime Angelegenheit jener, die sich diesem Bereich verbunden fühlen.
So verwahre ich mich hier davor, mit überkommenem mythologischen Gedankengut in Verbindung gebracht zu werden, nur weil ich mich als Katholik zu einem Gottesbezug bekenne, der jedoch sehr stark vom Schema üblich praktizierter Religion abweicht. Das sollte aus all meinen Beiträgen hier deutlich geworden sein und damit Deine Forderung, Ingo, meinen Horizont über Mythen und Technik hinaus zu öffnen, als höchst fragwürdig erscheinen lässt. Kommt Dir diese Aufforderung nicht selbst lächerlich vor, nach all unserem Austausch hier?
Ich stehe als Technik-Ingenieur mit beiden Beinen auf dieser Lebenswelt, versäume es dabei aber nicht, gelegentlich „zum Himmel“ zu sehen. Das ist kein Himmel voller Engelchen und sonstiger Geschöpfe, die sich vor einer menschengedachten, göttlichen Gestalt beugen, sondern das Universum, voller noch zu ergründender Geheimnisse.
Letzteres Ansinnen hatten Menschen aller Epochen und man nennt dieses Unterfangen „die Suche nach Weisheit“, bescheidener ausgedrückt die Suche nach den Dingen hinter den Dingen oder eben, das was über die erkennbare Physik hinausgeht: metà tà physiká, Metaphysik eben.
Joseph hat das Thema der Schöpfungserzählungen hier angefacht, weil er bei mir als Christ geradewegs einen Zwiespalt zwischen biblischen Mythenbildern und rationalem naturwissenschaftlich orientierten Denkmodell vermutet. Ich hatte geschrieben, dass dies definitiv nicht der Fall sei, da ich beide Bereiche zu trennen weiß und wir alle wissen hier im Forum, wie historische Schöpfungserzählungen einzuordnen sind, nämlich als Mythen vergangener Epochen, die zu großen Teilen überkommen sind, jedoch ihre historische Herkunft und Bedeutung notwendige Kenntnis und Lehre sein sollte und demnach auch als solche betrieben wird.
Dort aber, wo diese Mythen noch eine signifikante Rolle im Denken und Handeln fundamentalistisch ausgerichteter Gesellschaften spielen, besteht nach wie vor ein großes Problem für die menschliche Kultur und deren zeitgemäße geistige Fortentwicklung.
Das sollte nun doch ausreichen, diese lächerliche Diskussion hier auf ein anderes Niveau zu heben.
Karl
We are pleased to announce that on Friday, November 10 at 16:30 (CET), Olivier Massin (University of Neuchatel) will give the talk What is Optimism? as part of the Lugano Philosophy Colloquia Fall 2023 organised by the Institute of Philosophy (ISFI) at USI.
This hybrid talk will take place in the Multiuso room, Theology Building, USI West Campus and online via Zoom. If you are interested in joining it online, please write to events.isfi(a)usi.ch
For more information: https://www.usi.ch/en/feeds/25721
Here is the abstract of the talk:
To be optimistic, it is standardly assumed, is to have positive expectations. I here argue that this definition is correct but captures only one variety of optimism – here called factual optimism. It leaves out two other important varieties of optimism. The first – focal optimism – corresponds to the idea of seeing the glass half full. The second – axiological optimism – consists in the conviction that good is stronger than bad. Those three varieties of optimism are irreducible to each other and do not belong to a common kind, but exhibit essential connections I shall try to bring out.
We are pleased to announce that on Friday, October 20 at 17:30 (CET), Gonzalo Rodriguez-Pereyra (University of Oxford) will give the talk Bolzano on the Identity of Indiscernibles as part of the Lugano Philosophy Colloquia Fall 2023 organised by the Institute of Philosophy (ISFI) at USI.
This hybrid talk will take place in room A.34, Red Building, USI West Campus and online via Zoom. If you are interested in joining it online, please write to events.isfi(a)usi.ch
For more information: https://www.usi.ch/en/feeds/25721
Here is the abstract of the talk:
I shall discuss an argument by Bolzano for the Identity of Indiscernibles. I will explain and reconstruct the argument, discuss the relationship of the argument with Leibniz's arguments and positions, and argue that the argument is invalid.