Ich glaube, die Vorstellung von der Entscheidung als innerer Weichenstellung in Richtung Handlung ist nicht unproblematisch.
Nehmen wir die Entscheidung, den Arm zu heben. Würden wir verstehen, was uns jemand mitteilen will, der uns sagt: ich will, aber ich kann nicht - und ich bin auch nicht gefesselt oder sonstwie behindert und es liegen auch keine aussergewöhnlichen Umstände wie z.B. Hypnose vor. Wird unterscheiden zwischen Wollen und Tun hier eigentlich nur für den Fall, daß doch Hindernisse vorliegen, worauf Wittgenstein aufmerksam gemacht hat. Dann ist es nicht eine Entscheidung, die eine zurechenbare und zu verantwortende Handlung ausmacht.
Davon zu unterscheiden wären strategische Richtungsentscheidungen, die sich nicht auf konkrete Handlungen beziehen. Kinder lernen das erst mit der Zeit, leben erst ganz in der Gegenwart nach dem Gesetz von Lustmaximierung und Unlustvermeidung, wissen noch nichts von Konsequenzen ihrer Handlungen und vom übernächsten Schritt. Ich würde den Zusammenhang mit Verantwortung hier aber nicht überbetonen (unstrategische Lustmaximierung um jeden Preis kann ein Verbrechen sein). Zur Verantwortlichkeit gehört, zu wissen, was man tut und anrichtet - ein anderer Aspekt des Erwachsenseins.
Grüße, Claus
-------- Ursprüngliche Nachricht --------Von: Rat Frag via Philweb <philweb(a)lists.philo.at> Datum: 01.10.17 11:37 (GMT+01:00) An: philweb <Philweb(a)lists.philo.at> Betreff: [Philweb] Psychologische Gesetzmäßigkeiten und der Freie Wille
[Philweb]
Hallo liebe Liste,
entschuldigt bitte, wenn meine Gedanken unausgegoren oder albern wirken.
Zunächst einmal: Meines Erachtens basieren die meisten ethischen
Systeme auf den Gedanken des "Freien Willens". Man macht Menschen für
Dinge verantwortlich, die sie tun, nicht für andere Dinge.
Meine Frage lautet nun: Nehmen wir an, eine neue Neuropsychologische
Theorie könnte aus Begleitumständen zwingend ableiten, wie sich eine
Person in Zukunft verhalten wird.
Wenn jetzt die Person A in den Umständen B sich befindet, dann wird A
z. B. ein Rowdy oder ein Dieb.
Können wir in dieser Situation im Ernst noch Person A für seine
Karriere als Dieb oder Knochenbrecher verantwortlich machen? Es waren
ja eigentlich nur die Umstände B, die ihn dazu führten. Er wäre als
Person für seine Handlungen ebensowenig verantwortlich wie
beispielsweise eine chemische Reaktion für ihren Verlauf
verantwortlich ist. Es liegt keine Entscheidung zu grunde.
Ein Kompatibilist könnte jetzt sagen, dass ich hier einen Denkfehler
mache. Wir haben nicht herausgefunden, dass es keinen "Freien Willen"
im Sittlichen Sinne gibt, sondern wie haben etwas neues über den
Willen erfahren. Eben das es sich dabei nur um die Neuropsychologische
Sache XYZ handelt.
Nur meines Erachtens erzwingt diese Interpretation weitreichende
Schlussfolgerungen in Bezug auf Verantwortung und Moral.
Man müsste also eine Ethik ohne Verantwortung erschaffen.
Kann mir jemand folgen?
Was denkt die Liste?
Gruß
Rat.
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Nur zur Klarstellung: ich bestreite nat. nicht, daß Naturgewalten mich wegputzen und in diesem Sinn durchaus überzeugend oder zwingend sein können.
-------- Ursprüngliche Nachricht --------Von: waldemar hammel <waha3103x(a)googlemail.com> Datum: 01.10.17 15:08 (GMT+01:00) An: Philweb(a)lists.philo.at, Claus Zimmermann <Zimmermann.Claus(a)t-online.de> Betreff: Re: [Philweb] Psychologische Gesetzmäßigkeiten und der Freie Wille
Am 01.10.2017 um 14:16 schrieb Claus Zimmermann via Philweb:
> Schon bei der chemischen Reaktion wäre zu fragen, inwiefern wir denn sagen können, daß sie "zwingend" so und so verläuft, wenn damit nicht gemeint ist "nach dem Stand der Wissenschaft".
ja ja, und stand der wissenschaft ist dabei eben, dass chemische
reaktionen stets gleichgewichts-reaktionen sind, weil thermodynamische
geschichten, daher verlaufen alle chem reaktionen immer "zwingend" quasi
nicht-zwingend, soll heißen, spektral, zum großen leid aller
synthetischen chemie. die jeweils vorliegenden randbedingungen bestimmen
(wechselwirkungen), welches produkte-spektrum aus den edukten entsteht,
und es entstehen unvermeidbar stets spektra von produkten, also immer
unscharfe mischungen, statt scharfes - so ein mist aber auch !
und selbst die jeweils entstandenen unscharfen mischungen
chamäleonisieren noch je nach umgebungsbedingungen-gradienten in den
retorten herum ...
man kann es sich fast sparen, reale chemie treiben zu wollen, und sie
durch virtuelle+permutative eventuell-chemie ersetzen, sobald schon mehr
als zwei elemente beteiligt sind, wirds mehr als unübersichlich (und im
sinnn "exakt sein wollen" wahrhaft unberechenbar), und von allem, das in
wässrigen lösungen passieren soll, lässt man am besten ganz die finger,
denn wasser spricht dabei stets die hauptworte mit, und wasser ist
selbst bereits spektral, von wegen HOH)
siehe mensch: mit 70 kilo wasser-netzwerken im edel-corpus stellt er
tiefsinnige fragen, fehlen nur 2% davon im kopf, kennt die leiche sich
selbst nicht mehr ...
---
Diese E-Mail wurde von Avast Antivirus-Software auf Viren geprüft.
https://www.avast.com/antivirus
"Nicht zwingend" würde hier heißen, daß man im wirklichen Leben vor Überraschungen nicht sicher oder eine Theorie, die diesen Namen verdient, nicht gegen Widerlegung immunisiert ist, während bei virtueller Chemie im Computer bloß mathematische Ausdrücke umgeformt werden.
Claus
(Wenn da unten jetzt wieder "Null" steht, macht das die Software immer, wenn man die Mail, auf die man antwortet, nicht zitiert.)
null
Man braucht keine Neuropsychologie, um wissen zu können, dass man die Handlungen von Personen beeinflussen kann, indem man sie bestimmten Umständen aussetzt, im Extremfall z.B. foltert. Das liegt natürlich daran, daß wir bei unserem Handeln die Umstände berücksichtigen, nicht z.B. mit dem Kopf durch eine Betonwand wollen, und im allgemeinen nach Lust streben und Unlust vermeiden. Aber hier sind schon Gegenbeispiele denkbar, teils dumm, teils bewundernswert, und es gibt sie auch wirklich.
Schon bei der chemischen Reaktion wäre zu fragen, inwiefern wir denn sagen können, daß sie "zwingend" so und so verläuft, wenn damit nicht gemeint ist "nach dem Stand der Wissenschaft". Die Folgen schon in den Voraussetzungen antreffen, das gibt es meiner Meinung nach nur in der Logik, Mathematik oder ähnlichen Zeichensystemen. "Alle Menschen in diesem Raum sind sterblich, d.h. A ist sterblich, B ist sterblich...Z ist sterblich, d.h. wie gesagt, auch S ist sterblich. "
In der Psychologie können wir dagegen nur sagen: dieser Mensch steht unter grossem Druck (was vor Gericht übrigens strafbefreiend oder -mildernd berücksichtigt wird), wahrscheinlich wird er das und das tun, und jetzt warten wir gespannt ab.
Grüße, Claus
-------- Ursprüngliche Nachricht --------Von: Rat Frag via Philweb <philweb(a)lists.philo.at> Datum: 01.10.17 11:37 (GMT+01:00) An: philweb <Philweb(a)lists.philo.at> Betreff: [Philweb] Psychologische Gesetzmäßigkeiten und der Freie Wille
[Philweb]
Hallo liebe Liste,
entschuldigt bitte, wenn meine Gedanken unausgegoren oder albern wirken.
Zunächst einmal: Meines Erachtens basieren die meisten ethischen
Systeme auf den Gedanken des "Freien Willens". Man macht Menschen für
Dinge verantwortlich, die sie tun, nicht für andere Dinge.
Meine Frage lautet nun: Nehmen wir an, eine neue Neuropsychologische
Theorie könnte aus Begleitumständen zwingend ableiten, wie sich eine
Person in Zukunft verhalten wird.
Wenn jetzt die Person A in den Umständen B sich befindet, dann wird A
z. B. ein Rowdy oder ein Dieb.
Können wir in dieser Situation im Ernst noch Person A für seine
Karriere als Dieb oder Knochenbrecher verantwortlich machen? Es waren
ja eigentlich nur die Umstände B, die ihn dazu führten. Er wäre als
Person für seine Handlungen ebensowenig verantwortlich wie
beispielsweise eine chemische Reaktion für ihren Verlauf
verantwortlich ist. Es liegt keine Entscheidung zu grunde.
Ein Kompatibilist könnte jetzt sagen, dass ich hier einen Denkfehler
mache. Wir haben nicht herausgefunden, dass es keinen "Freien Willen"
im Sittlichen Sinne gibt, sondern wie haben etwas neues über den
Willen erfahren. Eben das es sich dabei nur um die Neuropsychologische
Sache XYZ handelt.
Nur meines Erachtens erzwingt diese Interpretation weitreichende
Schlussfolgerungen in Bezug auf Verantwortung und Moral.
Man müsste also eine Ethik ohne Verantwortung erschaffen.
Kann mir jemand folgen?
Was denkt die Liste?
Gruß
Rat.
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Hallo Waldemar - immer noch kommen Deine Beiträge als mime-Anhänge an und sind somit für einige Email-Clients nicht unmittelbar lesbar. Kopiere notfalls Deine Schriftstücke als Text in das Nachrichtenfeld Deines Email-Programms. Philweb kommt doch bewusst seit Jahrzehnten nur auf Textbasis daher! Einfach, schnell und hinreichend sicher (eben, weil keine Anhänge zu öffnen sind!)
Hier noch ein Hinweis für Ratfrag zur Archivierung. Diese sollte natürlich weitergeführt werden. Ich muss mich dazu noch mit hh abstimmen.
Am 13.08.17 um 19:01 schrieb waldemar hammel via Philweb
> [Philweb]
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> Philweb mailing list
> Philweb(a)lists.philo.at
> http://lists.philo.at/listinfo/philweb
Meine unten zitierte Mail schien mir doch ein paar Fragen offen zu lassen, weshalb ich sie - siehe unten - vollständigen musste. Ich entschuldige mich für die Selbstbezüglichkeit, aber das hat genervt und musste vom Tisch.
Claus
________________________________
.......Aber kann man das nicht auch erst im Nachhinein? Nachdem man die Erfahrung gemacht hat, dass auf gefletschte Zähne z.B. ein Angriff folgt? Und dann das eine, obwohl an sich und ohne weitere Erfahrung nichtssagend, mit dem anderen verknüpft hat?Aber sprechen Gesichter nicht doch ganz anders zu uns als Naturvorgänge?
Zumindest sprechen wir zu ihnen anders. Wenn wir es mit Naturphänomenen zu tun haben, verwenden wir keine Zeichen. Das Verhältnis erschöpft sich in gegenseitiger physischer Beeinflussung (technisch betrachtet, Naturschönheit ist ein anderes Thema).
Beim Zähnefletschen werden die Waffen gezeigt, die gleich zum Einsatz kommen, vielleicht ursprünglich sogar ohne symbolische Absicht auf dem Sprung zur anschließenden Aktion. Zum Zeichen wird es in dem Maß, in dem es sich verselbständigt. Damit eröffnen sich dann auch Möglichkeiten wie Warnung und Täuschung. Man verlässt den Bereich der bloß physischen Einwirkung aufeinander und betritt den der Kommunikation. Möglich wird das dadurch, dass wir uns einen Zusammenhang merken können. Das ist auch die Voraussetzung für die Beobachtung von Kausalzusammenhängen. Hier findet aber so etwas wie zeichenhafte Verselbständigung nicht statt. Die Natur warnt oder täuscht uns nicht.
-------- Ursprüngliche Nachricht --------Von: Claus Zimmermann <Zimmermann.Claus(a)t-online.de> Datum: 12.08.17 03:22 (GMT+01:00) An: Philweb(a)lists.philo.at, Claus Zimmermann <Zimmermann.Claus(a)t-online.de> Betreff: Re: [Philweb] Fwd: Re: Brauchen wir einen digitalen Habeas Corpus?
Nehmen wir nur den Unterschied zwischen Ursachen und Wirkungen, durch die wir die Abläufe in Mechanismen oder Organen verstehen und natürlichen Zeichen, durch die wir das Zusammenspiel von Lebewesen verstehen.
Eine im Nachhinein als solche erkannte Ursache enthält, ohne Erfahrungswissen betrachtet, keinen Hinweis auf eine Wirkung. Die Wirkung kann nur durch Beobachtung festgestellt werden. Eine Ursache drückt auch nichts aus.
Ein natürliches Zeichen drückt etwas aus - eine Stimmung, einen Wunsch, einen Befehl - und man kann ihm ansehen, was es ausdrückt.
> Am 16.08.2017 um 15:16 schrieb Ingo Tessmann <tessmann(a)tu-harburg.de>:
>
>
>
>> Am 14.08.2017 um 16:47 schrieb waldemar hammel <waha3103x(a)googlemail.com <mailto:waha3103x@googlemail.com>>:
>>
>>> „Die Ehe ist der erfolglose Versuch, einem Zufall etwas Dauerhaftes zu geben, sie ist eine Sklaverei in einem kulturellen Gewande.“
>>
>> diesen satz unterschreibe ich übrigens DICK !
>> wobei der große einstein aber auch nicht ganz ohne war: soviel ich las, gab er sein behindertes kind fort ? und er war sowas wie ein möchtegern fremdgänger, zumindest in jüngeren jahren.
>
>
> Hi Waldemar,
>
> nicht nur ein Möchtegern und Fremdgänger in jungen Jahren. Auf junge Frauen wirken berühmte wie verschrobene Wissenschaftler immer wieder ausnehmend anziehend, seien sie nun Künstlerin, Tänzerin, Bibliothekarin, Krankenschwester oder Sekretärin. Endlich ist auch einmal eine Serie über mein Idol erschienen:
>
> http://www.nationalgeographic.de/video/tv/genius-einstein <http://www.nationalgeographic.de/video/tv/genius-einstein>
>
> Und womit hebt sie publikumswirksam an? Mit der Affäre zwischen Albert und Betty, wobei Albert ein passendes Statement zur Ehe in den Mund gelegt wird: „Monogamie ist unnatürlich. Sie ist ein Konstrukt religiöser Autoritäten. Und der törichte Glaube an Autoritäten, meine Liebe Betty, ist der schlimmste Feind der Wahrheit.“ Eine Dreierbeziehung war dem Genie leider nicht vergönnt und so musste er weiter in den Sternen suchen, was ihm auf Erden versagt blieb.
>
> Über Einsteins Privatleben ist viel spekuliert worden. Ich las seinerzeit: "Die geheimen Leben des Albert Einstein“, ein Buch für Voyeure liebenswerter Schürzenjäger, wie die „Berliner Zeitung“ titelte. Vom Fortgeben eines behinderten Kindes fand ich nichts darin. Soweit bekannt, hatte Einstein drei Kinder mit Maric: Lieserl, Hans-Albert und Eduard. Lieserl starb womöglich früh an Scharlach oder wurde zur Adoption freigegeben. Hans-Albert wurde Professor für Hydraulik und bei Eduard wurde frühzeitig Schizophrenie diagnostiziert. Er verbrachte den Rest seines Lebens in einer Nervenklinik.
>
> Das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern wird gern ideologisch wie moralisch ausgeschlachtet, um Menschen zu diskreditieren, besonders in Deutschland mit seiner faschistischen Vergangenheit. Noch heute werden z.B. Mütter dafür kritisiert, wenn sie ihr Berufsleben nur kurz unterbrechen und ihr Kind sogleich in die Krippe geben. Einer rationalen Ethik folgend, lässt sich schwerlich eine Pflicht dafür begründen, dass und wie sich Eltern um ihre Kinder zu kümmern haben. Abtreibung, Babyklappe, Adoption, Kinderheim, Kinderkrippe, Kindergarten, Kindermädchen oder Vollzeiteltern sollten neutral als gleichermaßen mögliche Handlungsweisen von Eltern akzeptiert werden.
>
>
> Es grüßt,
>
> Ingo
>
>
>
>
Immerhin kann man Waldemar zugute halten, dass er eine Aussenseiterposition vertritt und dass er aufgrund seines Hangs zum Dagegensein vielleicht auch auf den Barrikaden wäre, wenn sie sich durchsetzte und wir Verhältnisse wie in den 50ern oder z.B. heute in Russland oder islamischen Ländern mit Hetzjagden auf andere harmlose Aussenseiter bekämen.
Grüße, Claus
null
Hi Waldemar,
läster Du hier nur weiter ab, hinsichtlich der Ehe halte ich es mit meinem großen Idol Einstein: „Die Ehe ist der erfolglose Versuch, einem Zufall etwas Dauerhaftes zu geben, sie ist eine Sklaverei in einem kulturellen Gewande.“ Insofern wundert es mich, dass auch so selbstbestimmt scheinende LGBTIs eine staatlich sanktionierte Lebensform erstreben: „Die Ehe wird von zwei Personen verschiedenen oder gleichen Geschlechts auf Lebenszeit geschlossen.“, heißt es seit 1.7.17 im deutschen Eherecht. Meine Variante geht natürlich etwas weiter: „Die Ehe wird unbefristet von mehreren unverwandten oder verwandten Personen verschiedenen oder gleichen Geschlechts geschlossen.“ Denn warum sollten nicht auch Verwandte heiraten dürfen? Und warum nicht z.B. Bisexuelle zwei Personen ehelichen können? Erleben werde ich eine derartige Liberalisierung des Eherechts nicht mehr. Aber die gänzliche Abschaffung des Eherechts dürfte noch unwahrscheinlicher sein.
Mit Sommergrüßen aus Hamburg,
Ingo
> Am 13.08.2017 um 22:35 schrieb waldemar hammel via Philweb <philweb(a)lists.philo.at>:
>
> [Philweb]
>
> Von: waldemar hammel <waha3103x(a)googlemail.com <mailto:waha3103x@googlemail.com>>
> Betreff: Aw: [Philweb] zum selbst-bewusst sein
> Datum: 13. August 2017 um 22:39:26 MESZ
> An: Rat Frag <rat96frag(a)gmail.com <mailto:rat96frag@gmail.com>>, Philweb(a)lists.philo.at <mailto:Philweb@lists.philo.at>
>
>
> zudem, falls geschlecht ein fiktives soziales konstrukt ist,
> ist dann die jetzt "ehe für alle" bedenklich.
> denn gibt ca 15% homosexuelle männer, und ca 5% lesbische frauen, und damit gemeint,
> manifeste, also nicht die unendlich vielen fakultativen und opportunistischen aberranten.
> dann wird "ehe für alle" einen zukünftigen anstieg der homosexuellen beider lager bringen,
> da ihre adoptivkinder dann ja keine auswahl m oder w anhand der eltern mehr haben,
> was sie zu werden gedenken. insoweit ist die "ehe für alle" also ein angriff gegen die freie
> geschlechtswahl des nachwuchses?.
> dann noch mehr damen mit bartwuchs, und herren mit gynäkomastien ...
> nicht mehr dann "ich bin neben der kappe, denn ich wuchs in einem streng katholen elternhaus auf",
> sondern "ich wuchs in einem homo-elternhaus auf, herr richter".
> oh je, oswald spengler "untergang des abendlandes".
>
> aber auch schande über mich, ich bin als rüde geboren, und habe das dann einfach so hingenommen,
> ohne nachzudenken und mich kundig zu machen, jetzt bin ich alter mann,
> und zu spät zum aussuchen, was ich vielleicht gerne anderes wäre, zb eine süße unkin ...
>
>
> Am 13.08.2017 um 09:52 schrieb Rat Frag:
>> Hallo liebe Liste,
>>
>> mir scheint, man hat beim Thema "Gender" grundsätzlich die Wahl.
>> Entweder man nimmt das Thema ernst oder man tut es nicht.
>> Im letzteren Fall sind alle weiteren Argumente, Überlegungen, Beweise
>> usw. überflüssig, dann hilft nur noch das Mittel der Satire, der
>> beissenden Parodie, um die Leute zum Nachdenken zu zwingen.
>>
>> Wenn man dagegen die Idee mit der gesellschaftlichen Konstruktion der
>> Geschlchter (jaja, ich weiß, das ist nicht alles beim Thema "Gender")
>> ernst nimmt, dann sollte man zumindest auf die Argumente der
>> Gegenseite eingehen.
>> Was mir auffällt, ist häufig so eine seltsame Mischung aus beidem.
>>
>> Soweit ich weiß bestehen die Hauptargumente der Gender-Theoretiker darin:
>> - Es gibt tatsächlich Menschen, die sozusagen "geschlechtlich
>> Undefiniert" zur Welt kommen. Also Menschen, die beide
>> Geschlechtsmerkmale haben.
>> - Es wird argumentiert, dass sich sowohl der Hormon-Spiegel im Laufe
>> des Lebens änder als auch Chromosome kein definitive Entscheidung
>> bringen können, da es XX-Männder und XY-Frauen gebe.
>> - Am Ende verweist man dann mit allen Leuten, die sich mit ihrer
>> geschlechtlichen Identität unwohl fühlen sollen, sei es weil sie "im
>> falschen Körper" sind oder weil sie mit irgendeinem Aspekt des
>> traditionellen Rollenbildes nicht einverstanden sind.
>>
>> Das Argument läuft also, wenn ich das so zusammenfassen darf, darauf
>> hinaus, dass es einige Ausnahmen gibt, bei denen die Unterscheidung
>> zwischen Männlich und Weiblich nicht weiterkommt und dass dies damit
>> diese Unterscheidung widerlegt.
>> Hier scheint man auf der Suche nach besonders "reinen", klar
>> abgegrenzten Begriffen zu sein. Ein Fehler liegt meines Erachtens
>> darin, dass es in der Biologie solche "scharfen" Grenzen zumeist nicht
>> gibt. Immer gibt es Übergangsstadien, Ausnahmen oder Sonderfälle.
>> Deshalb geben wir aber nicht den Begriff z. B. von Larve und
>> ausgewachsener Form auf, bloß weil es Sonderfälle wie den *Axolotl*
>> gibt.
>>
>> Der Mainstream-Anhänger der Gender-Theorie ist auch nicht so sehr an
>> biologischen Relativierungen interessiert, sondern unterscheidet im
>> Gegenteil zwischen /Sex/ als Ausdruck für das biologische Geschlecht
>> und eben "Gender". Wobei letzteres die sozialen Aspekte meint.
>> Hier sind es den meist die Kritiker, die diese Unterscheidung widerlegen wollen.
>>
>> Wobei die Wahrheit in dem Fall wahrscheinlich in der Mitte liegt.
>>
>> P.S: Werden die Mails eigentlich immer noch im Webarchiv auf der Seite
>> gespiegelt?
>
>
> ---
> Diese E-Mail wurde von Avast Antivirus-Software auf Viren geprüft.
> https://www.avast.com/antivirus <https://www.avast.com/antivirus>
>
>
>
> _______________________________________________
> Philweb mailing list
> Philweb(a)lists.philo.at <mailto:Philweb@lists.philo.at>
> http://lists.philo.at/listinfo/philweb <http://lists.philo.at/listinfo/philweb>
Hallo liebe Liste,
mir scheint, man hat beim Thema "Gender" grundsätzlich die Wahl.
Entweder man nimmt das Thema ernst oder man tut es nicht.
Im letzteren Fall sind alle weiteren Argumente, Überlegungen, Beweise
usw. überflüssig, dann hilft nur noch das Mittel der Satire, der
beissenden Parodie, um die Leute zum Nachdenken zu zwingen.
Wenn man dagegen die Idee mit der gesellschaftlichen Konstruktion der
Geschlchter (jaja, ich weiß, das ist nicht alles beim Thema "Gender")
ernst nimmt, dann sollte man zumindest auf die Argumente der
Gegenseite eingehen.
Was mir auffällt, ist häufig so eine seltsame Mischung aus beidem.
Soweit ich weiß bestehen die Hauptargumente der Gender-Theoretiker darin:
- Es gibt tatsächlich Menschen, die sozusagen "geschlechtlich
Undefiniert" zur Welt kommen. Also Menschen, die beide
Geschlechtsmerkmale haben.
- Es wird argumentiert, dass sich sowohl der Hormon-Spiegel im Laufe
des Lebens änder als auch Chromosome kein definitive Entscheidung
bringen können, da es XX-Männder und XY-Frauen gebe.
- Am Ende verweist man dann mit allen Leuten, die sich mit ihrer
geschlechtlichen Identität unwohl fühlen sollen, sei es weil sie "im
falschen Körper" sind oder weil sie mit irgendeinem Aspekt des
traditionellen Rollenbildes nicht einverstanden sind.
Das Argument läuft also, wenn ich das so zusammenfassen darf, darauf
hinaus, dass es einige Ausnahmen gibt, bei denen die Unterscheidung
zwischen Männlich und Weiblich nicht weiterkommt und dass dies damit
diese Unterscheidung widerlegt.
Hier scheint man auf der Suche nach besonders "reinen", klar
abgegrenzten Begriffen zu sein. Ein Fehler liegt meines Erachtens
darin, dass es in der Biologie solche "scharfen" Grenzen zumeist nicht
gibt. Immer gibt es Übergangsstadien, Ausnahmen oder Sonderfälle.
Deshalb geben wir aber nicht den Begriff z. B. von Larve und
ausgewachsener Form auf, bloß weil es Sonderfälle wie den *Axolotl*
gibt.
Der Mainstream-Anhänger der Gender-Theorie ist auch nicht so sehr an
biologischen Relativierungen interessiert, sondern unterscheidet im
Gegenteil zwischen /Sex/ als Ausdruck für das biologische Geschlecht
und eben "Gender". Wobei letzteres die sozialen Aspekte meint.
Hier sind es den meist die Kritiker, die diese Unterscheidung widerlegen wollen.
Wobei die Wahrheit in dem Fall wahrscheinlich in der Mitte liegt.
P.S: Werden die Mails eigentlich immer noch im Webarchiv auf der Seite
gespiegelt?