Hallo,
das Wort "Weltanschauungspsychologie" mag vielleicht unglücklich sein,
aber, wie ich denke, ist es eine präzise und kurze Beschreibung.
Ich wollte den Fokus in Sachen gewisser metaphysischer, philosophischer
oder eben "weltanschaulicher" Fragen weg von den rationalen Begründungen
für diese, hin zur psychologische Bedeutung für das Individuum trage. Der
Gedanke ist nicht neu.
Schon Carnap hat geschrieben, dass Metaphysik keine Lehre von *"überweltlichen"
*Sachverhalten sei, sondern ein Lebensgefühl ausdrücke. Und letzteres
schlechter als ein Künstler oder Dichter es tun könnte. Blei schrieb
irgendwo, dass Metaphysik niemals wahr oder falsch sei, sondern nur schön
sein könnte.
Der psychoanalytisch orientierte Psychiater Bleuler zog ähnliche Schlüsse
über Wunschdenken in der Weltanschauung.
Man macht es sich aber meines Erachtens zu einfach, wenn man nur zwischen
Wunschdenken und klare Erkenntnis unterscheidet. Die Annahme, dass die Welt
unendlich sei und keinen Anfang in der Zeit habe etwa ist auch attraktiv,
weil sie Fragen nach einer *ersten Ursache* oder *Ursache der Welt*
befriedend umgeht. Die "Ewige Wiederkehr" wird ja aus ähnliche Gründen
präferiert.
Wobei die moderne Physik da schon einige Tatsachen zu Tage gefördert hat,
die ein rationaler Denker nicht beiseite wischen kann, etwa die
Rotverschiebung durch die Hubble-Expansion.
Am Do., 8. Juli 2021 um 16:28 Uhr schrieb Claus Zimmermann <
mail(a)clauszimmermann.de>gt;:
Information und Recherche sind natürlich
unverzichtbar, wenn es um
Sachfragen geht, helfen aber nicht weiter, wenn es darum geht, die Gedanken
zu ordnen. Z.B. bei der Verwechslung von Körpervorgängen und Erleben und
der Annahme, an letzteres duch immer genauere Beobachtung des ersteren
immer näher heranzukommen. "Aber ich kann doch feststellen, ob jemand lebt,
indem ich seinen Puls fühle." Das ist gesichertes Erfahrungswissen, an dem
wir so lange festhalten, wie wir nichts abweichendes beobachten.
Es gibt natürlich das weit verbreitete Problem, tatsächliche Sachverhalte
so zu sehen, wie man sie gern sehen möchte. Aber auch das der Denkfaulheit,
wo die Tatsachen gar nicht umstritten sind, vermutlich teils aus ähnlichen
Gründen. Das sind wahrscheinlich zwei Fälle von
"Weltanschauungspsychologie".
Claus