Am 31.10.23 um 10:12 schrieb Rat Frag über PhilWeb
einiges Bemerkenswertes zu dem Absatz, mit dem ich dem Karl schrieb, Rat
Frag tat so, als hätte ihn Karl geschrieben, wahrscheinlich vertippte er
sich nur. Der Absatz wiederholt:
/> .. und schön die vielen Umschreibungen. Die letzten Tage kam ich auf
den Gedanken, zu fragen, wie es denn mit dem Schöpfungsbericht ist, und
suchte und las, ich weiß jetzt nicht mehr so genau warum. Ich dachte,
dass ein Mensch, der noch keine subatomaren Entitäten kennt, sich einen
Schöpfungsbericht ausdenken konnte, dazu brauchte es eigentlich keines
Gottes. Wie würde denn ein moderner Mensch wie du, mit hohen
Programmierkenntnissen, und Kenntnissen von Energiefeldern, sich den
Schöpfungsvorgang vorstellen? Am ersten, zweiten, ...Tag. Derzeit musste
Gott noch mit einem Knochen hantieren, so wie es viel später
Frankenstein versuchte, der nur ein kleiner Nachahmer sein konnte.
Vielleicht stellst du dir vor, dass ein moderner Gott weniger Tage oder
mehr, für die moderne Version der Schöpfung brauchte./
RF:
Einen "modernen" Schöpfungsmythos kreieren
zu wollen macht insofern
keinen Sinn, als der wissenschaftliche Mensch so nicht
mehr denken würde.
Wo er Mythen suchen würde, wäre eigentlich an anderer
Stelle.
Falls ein moderner Schöpfungsmythos gewünscht ist: Er liegt vor euch!
Es gibt diverse Romane, Kurzgeschichten, Filme usw. in denen Aliens
die Menschen erschaffen haben. Seltener noch das Universum.
Der moderne Schöpfungsmythos wäre ergo:
/Am Anfang führten Forscher aus einer anderen Dimension ein Experiment
durch.../
das ist eine gute Idee, nur zweifle ich daran, ob wir Karl damit
umstimmen können, also modernisieren können.
In der zweiten Mail wies RF auf einen überaus interessanten Unterschied
hin, nach meiner Frage:
JH: >> Ich hoffte, Karl, von dir einige Zeilen zu lesen, in denen darauf hin
deuten, dass
eine Schöpfung, also eine Herstellung von fast allem
stattgefunden hat, von einer Instanz, die schon vor dem Geschaffenen
vorhanden war.
Ansatzpunkt 1
RF: > Das ist übrigens auch ein Punkt, von welchen ich annehme, dass er eine
bestimmte Bedeutung haben wird:
Die meisten heidnischen Religionen erzählen uns eine Geschichte vom
undifferenzierten Chaos, welches durch Götterkräfte geordnet wurde.
Beispiele sind Ägypter, Griechen, Babylonier und auch die antiken
Japaner.
Dabei wird das Chaos durchaus als materiell vorgestellt. In manchen
Mythologien erscheinen die Götter selbst einfach oder kommen quasi
durch Zufall zu stande wie im Gaia-Mythos. Das kann man so
interpretieren, dass die Götter entstanden sind oder dass sie schon
immer da waren. Die griechische Mythologie lässt sich eigentlich da
keinen Zweifel, Gaia entstand aus Chaos und ist die Gotter des
Götter-, Riesen- und Menschengeschlechts.
Ansatzpunkt 2:
RF: > Christentum und Islam erzählen uns dagegen eine Geschichte der
"creatio ex nihilo".
Während also die Götter der alten Griechen usw. in letzter Konsequenz
nur Materie neu angeordneten, die aber vorher schon da war, erschuf
der monotheistische Gott die Welt überhaupt erst.
Für so eine Erschaffung aus dem Nichts gibt es kein Beispiel. Meines
Wissens haben weder die klassischen Philosophen solches angenommen,
noch gibt es Mythologien, welche vergleichbares erzählen.
Und auch das Alte Testament (die hebräische Bibel) kommt nicht damit
zurecht: Der Geist Gottes schwebte über den Wässern. Auch hier wird
eigentlich überdeutlich impliziert, dass da schon irgendwas war. Es
mag sein, dass Gott dieses etwas "vermehrt" hat, aber es war quasi
schon etwas da.
Diese Bemerkungen sind für mich höchst bemerkenswert. Und die
Unterscheidung führt zur Frage: Warum Karl, hast du den einen und nicht
den anderen Ansatzpunkt gewählt? Oder amalgamierst du sie nach Manier
des Mannes von der Straße und sagst: Zum Schluss kommt jedenfalls das
Geistige oder Gott ins Denken? Darum scheint es dir doch zu gehen, oder
etwa nicht? Das verstehe ich dann!
Die weitere Erläuterung des RF ist vielleicht nicht erforderlich:
Man mag das auf den Stand der Abstraktion der früheren
Hochkulturen
zurückführen. Genauso wie sich heute die meisten Menschen das Nichts
nur als leeren Raum vorstellen können, konnten damals die meisten
Leute keine Vorstellung von einem Vakuum entwickeln.
Heute gibt es schon einzelne Leute, die erklären würde: "Nein, ein
leerer Raum ist schon wieder mehr als Nichts".
(Dahinter dann die Vorstellung einer leeren Menge oder eines leeren
Wortes.)
Abgesehen von diesen historischen Zugang, gibt es natürlich auch den
philosophischen, indem man einen Gedankensprung macht.
Das Chaos erweist sich als nichts anderes als Nichts.
Das Chaos, so die Argumentation, ist nicht differenzierbar. Nicht
näher bestimmbar (womit es eine eigentümliche Ähnlichkeit zum Gott des
Bilderverbotes annimmt). Und das hat es mit dem Nichts gemein. Nichts
und Chaos sind nicht unterscheidbar, daher das selbe.
Alles in allem ist mir bewusst, dass hier nur ein kleiner Ausschnitt
dessen gedacht wird, der eine Auskunft über Ursprünge ist, die
allgemeine Frage ist schließlich diejenige der Kausalität. Oder etwa
nicht? Denn ich war zwei Monate abstinent, und es könnte sein, dass ich
falsch liege, und schwafle, wie Ingo es gerne sagt. Wohlan, ich habe
nichts dagegen. Gerne wäre ich ein Superschwafler!
Noch was, für ein andermal: Ich gehe nicht von Meinungsaustausch aus,
und auch nicht von Fragen, die A oder B stellen, sondern von Fragen, die
sich stellen, aber das ist eine andere Sache, die hier nicht besprochen
werden braucht. Eine Frage stellt sich "von selbst" zuerst, und dann
kann jemand sie zusätzlich stellen.
JH