Liebe Lesende,
ich weiß nicht wo ich las, dass alle hier sich mit den Regeln der guten
Gespräche auskennen, auskennen müssten, und dass diese überall leicht
zugänglich sind. Ich versuchte, herauszufinden, ob dem so ist. Dabei
wollte ich nicht von oben herab zu dem entsprechenden Thema schreiben,
so als wüsste ich alles besser. Zudem will ich nicht polemisch sein. Ich
wollte einen ganzen Monat kommentieren, kam aber schon nach sieben
Beiträgen von vier Teilnehmern in 27 Stunden zur psychischen
Erschöpfung, zum Nervenzusammenbruch. Hoffentlich muss ich mich nicht
von der Runde trennen.
Es ging an dem Tag implizit um so etwa wie das pro-contra zu
natalistischen-biologischen/psychosozialen Ursachen, welche bestimmen,
wie eine Person in Bezug auf ihre sexuelle Unterschiedlichkeit
definiert. Dabei wurde das Erfordernis von Regeln beim Diskutieren als
Thema gestreift, bzw. die Art und Weise der Debatten. Das Thema
Gegnerschaft gegen gefestigte Meinungen/Darlegungen wurde aber übergangen.
Zudem suchte ich nach der "Art und Weise der Debatten". Hierbei fand ich
zehn Punkte, definierte sie in etwa, und gab dann an, wo sie nochmals
vorkamen. Mir geht es absolut nicht darum, die "Arten und Weisen" den
Personen zuzuordnen, oder um herauszufinden, wer denn Fehler macht, und
wer nicht. Es ist schließlich auch offensichtlich, dass derjenige, der
nichts während der Zeit schrieb, auch keine Fehler begehen konnte.
x1 Ein Satz beschreibt das Geschriebene des Vorgängers mit einem
einzigen Satz, von oben herab, das ist gegen die Regel, nach der eine
Person auf die Teile dessen eingehen sollte, was geschrieben steht.
Voraussetzung ist jedoch das Verstehen der Teile und die Fähigkeit, aus
den Teilen das zu folgern, das der Vorgänger folgerte. Und irgendwo
einen Fehler zu finden, nicht in der Gesamt-Abweisung.
x2 So ungefähr: Das Geschriebene des Vorgängers wird als unwahr erklärt,
entspricht nicht der Realität, der andere wird zwar selbst nicht
abgewertet, aber er kann sich das so denken. Es ist das bekannte Schema:
Vor Gericht darf nicht gesagt werden, der Gegner sei dumm, aber es darf
gesagt werden, dass die gesagten Sätze unwahr sind. Es bleibt dem Gegner
zwar offen, zu denken, ob er würdevoll bleibt wenn das Geschriebene
würdelos war, dumm ist, weil er der Autor des Geschriebenen war, das
dumm erachtet wurde usw. Demnach ist die ein rhetorischer Kunstgriff,
wenn nicht genau nachgefragt wird, wo und wie das Geschriebene
entstanden ist, zusätzlich zu x1. Inwieweit dieser x2 mit dem Argumentum
ad hominem verbunden ist, ist offen, jedenfalls ist x2 kein reines
Argumentum ad hominem.
x3 Verallgemeinerung: Ein Beispiel für die Fragwürdigkeit der
psychosozialen Ursachen, statt die Sache als Ganzes und in Teilen zu
diskutieren, eine rhetorische Figur, Gegenbeispiel, pars pro toto
x4 Beschreibung der natalistischen Ursachen in Beispielen, Ignoratio
elenchi in der engen Bedeutung gegenüber den psychosozialen Ursachen,
Übergehen des Gesagten, mit etwas anderem anfangen.
x5 Hierbei wird ein Satz oder mehrere, die zur Sache geschrieben wurden,
ignoriert, auf dem eine Wendung, ein Satz des Vorgängers hervorging, und
in Frage gestellt, ohne das in Frage zu stellen, das den Satz bewirkte.
Eine Betonung der psychosozialen Ursachen bedarf keiner Zuspitzung, weil
eine Betonung nicht unbedingt auf ein „nur“ hin deutet.
x2
x6 Obwohl Sätze zu den psychosozialen Ursachen abgewiesen wurden, teils
negiert wurden, werden sie hier wieder implizit anerkannt, mit einem
neuen zusammengesetzten Wort, psycho kommt zu sozial dazu, und das Ganze
soll dann differenzierter gesehen werden. Hier kann der von Schopenhauer
gedachte Meinungsaustausch gedacht werden: Jeder streitet, und geht doch
mit der Meinung des anderen nach Hause.
x7 ungenau, undifferenziert, wo ist das denn der Fall? Nur im Beispiel?
x7 gilt dieses Orientierungsproblem nur für einen Bruchteil, oder auch
alle anderen eventuellen Beispiele nur für einen Bruchteil? Welche
anderen Behauptungen?
x7 welche?
x3
x3
x2, zu weit weg vom Thema, Überbewertung des Beispiels des V
x8 Neues Thema, expliziter Gang zu einem transzendenten Bereich zu dem
vorherigen Thema, das wäre ok, wenn es denn diskutiert würde, hier aber
nicht. Der Satz des Vorgängers wurde im Vormonat geschrieben.
x1, zusätzlich Negativismus,
x8 stellt Verständnisfrage nur zu einem Beispiel, das kann ok sein,
aber es tut nichts zur Sache, dadurch schweift es noch mehr vom Thema ab.
x3
x3
x9 rhetorische Frage
x2 Abwertung von gründlichem Denken
x3, x8
x7, x8
x10 Rahmensprengung zu großer Beitrag, dann eine Diskussion von einem
anderen Monat angehängt, etwa 14 Bildschirmseiten
x2
x7- ungenau - ging es nicht um natalistische und psychosoziale Ursachen?
Was sonst war das Angesprochene?
x4 - ein neues Thema?
Gut ist hier jedenfalls, dass dieses Thema einiger Überlegungen
bedurfte, noch tiefer als die besprochenen Ursachen hinein.
x4 - wieder ein neues Thema oder eher zum Natalismus geschrieben, bzw.
den biologischen Besonderheiten im Laufe der Zeit, das ist ok, und war
in der dualistischen Version fälschlicherweise nicht vorgesehen. Nicht
x3, jedoch ausgeführtes Beispiel.
x8 - hier kann ich nicht weitermachen, weil es ein Sprung rückwärts auf
den Vormonat wäre und ein Sprung vorwärts, zur Annahme eines anderen Themas.
Meine Schlussfolgerung lautet: Wenn so viele fragwürdige Arten und
Weisen der Debatten innerhalb von einem Tag vorkommen, dann ist es
offensichtlich, dass sie sich zu irgend einem Punkt zuspitzen, ganz
einfach mache ich auch eine beispielhafte Analogie und mache zusätzlich
damit den Fehler x3 der Verallgemeinerung, wo ich jedoch die
Wahrscheinlichkeit meine: Wer jeden Tag mit 180 durch die Gegend fährt,
der wird irgendwann behindert, von etwas - vielleicht sogar wenn er ein
hohes Niveau der Fahrkunst hat. Er kann sich jedenfalls nicht wundern,
wenn er angefahren kommt, und die meisten suchen das Weite.
Gruß
Joseph Hipp