Am 19.12.22 um 19:36 schrieb Karl Janssen über PhilWeb
so einiges zur Benutzung des Wortes Ideologie.
Erinnerung von Bekanntem:
Wenn eine Person zu einer Sache kommt, egal wie abgeschlossen sie diese
sieht, geht es ihr vielleicht darum, zu sehen, was die Sache ist. Sie
kann sie auch kategorisieren. Wenn sie nur einen Gegenstand vor sich
hätte, könnte sie versuchen, zu sagen, welche Farbe dieser hat. Die Wahl
der Kategorie Farbe ist dann bei ihr von Interesse, das kann schon mal
vom Betrachter gesagt werden. Wenn die Person eine Schublade für rote
Sachen hätte, könnte sie diese in eine bestimmte Schublade legen. Nun
fragt sich der Betrachter: Ist das eine gute Sortierung? Hätte die
Person nicht zuerst die Form der Sache sehen können, und in diese in die
entsprechende Schublade legen können? Der Betrachter könnte auch vor
einer binär denkenden Person sein, wenn sie vor einem Satz stehen würde,
und bei jedem Satz fragen würde: Ist er wahr? Und dann könnte sie diesen
entsprechend in eine Schublade der wahren Sätze aufnehmen. Sie könnte
auch fragen: Ist dieser Satz ideologischer Natur, und ihn dann in die
Schublade der ideologischen Sätze legen. So weiter gedacht ergibt sich
eine große Zahl von Einteilungsmöglichkeiten.
Fragen:
Wegen der Wahlmöglichkeit entsteht der Person auf ihrem Weg vielleicht
die Frage: Hilft mir Kategorisierung mit dem Kriterium A insgesamt? Gibt
es eine korrekte Reihenfolge bei den Kategorisierungen? Wenn ich
Vorsachen für eine aktuell vorliegende Sache suche, erlaube ich mir
dann, die Absicht X der Politiker zu dem Zeitpunkt t als Vorsache
anzusehen? Wenn ich Absichten in der Ursachekette erlaube, muss ich dann
sagen können, wann ich etwa Absichten annehme, wann Triebe, Umstände,
Handlungen, Geschehnisse? Diese Antwort muss ich dann geben können. Wenn
ich das Wort Ideologie gebrauche, dann habe ich doppelt so viel Arbeit,
denn ich muss bei jeder Stelle fragen, ob sie etwas Ideologisches
enthält oder nicht. Nebenbemerkung: Es gibt auch andere Gründe, das Wort
Ideologie nicht zu benutzen. Insgesamt kann es sein, dass allgemein
darauf verzichtet werden kann.
Das ist mein Hinweis darauf, wie schwer es mit fällt, im Gespräch mit
dir, Karl, und auch mit vielen anderen mitzumachen. Ich kann auch nicht
kunterbunt einmal Ursachen in der Vergangenheit suchen, und dann
gleichzeitig die Sache sehen, wie sie jetzt ist, etwa aktuell, im
aktuellen Tag, Jahr. Wenn zu diesem Moment zu viel Fossiles verbrannt
wird, muss doch jemand jetzt da sein, der das aktuell tut, und es kann
sich die Frage der Alternativen für ihn stellen. Das Angeben von
Vorsachen (Ursachen) hilft dann absolut nicht. Ein Beispiel: Ein Arzt,
der vor einem Alkoholkranken ist, kommt mit der Frage, ob zu viel
Trinken eine Ideologie ist, nicht zur korrekten Therapie. Und auch nicht
mit der Frage, ob der Patient denn Sorgen hatte, bevor das Trinken
begann. Die Beispielkrankheit Krebs ist vielleicht besser: Wenn diese
Krankheit mal am Laufen ist, hat es keinen Zweck, die Ursache in der
Vergangenheit für die beste Therapie überhaupt zu berücksichtigen.
Sekundär mag das Kennen der Ursachen nützlich sein. Auch wenn eine
gewichtige Person als Patient da ist, ist sie jetzt vorhanden, und nur
jetzt kann sie behandelt werden, die Vergangenheit ist gemäß
Zeitmaschinenunmöglichkeit nicht von Interesse.
Vielleicht habe ich mit alledem gezeigt, warum ich das Wort Ideologie
nicht brauche und nicht nutze, und dass das nicht darin begründet ist,
dass es viele Bedeutungen hat. So ähnlich ging es ja auch bei dem
Gespräch zu einem Text, bei dem gefragt wurde, warum das Wort Gott darin
nicht vorkam, hier schön beschrieben:
https://www.fu-berlin.de/presse/publikationen/tsp/archiv/2009/ts_20090207/t…
Weil das mir alles so schwer fällt, bewundere ich alle, die so schön
kunterbunt vom einen zum anderen gehen können, und so viele Wörter
benutzen. Ich komme jedoch leider bei weitem nicht auf den Wortschatz
von über Hunderttausend, den gute Literaten haben. Im Gespräch schaffe
ich es nicht einmal zur üblichen Zahl der Wörter. Zu der Zahl der Wörter
der Paper-Schreiber komme ich selbstverständlich niemals.
JH