Daß Empfindungen, Wahrnehmungen, Erlebnisse eigentlich nur neuronale
Prozesse sind, ist meiner Meinung nach keine diskutable und überprüfbare
Hypothese,sondern mir scheint, wenn man das sagt, hat man seine Gedanken
nicht aufgeräumt.
Nehmen wir an, wenn eine bestimmte Gehirnregion stimuliert wird, sehe
ich alles wie durch einen roten Schleier. Diese Beschreibung, die
unserer Ausdrucksweise entspricht, impliziert, daß ich zwischen
Wahrnehmung und Hirnvorgang unterscheide, denn nur zwischen voneinander
Unterschiedenem können Korrelationen bestehen oder nicht bestehen.
Man könnte auch, abweichend von unserem Sprachgebrauch, von einer
Farbwahrnehmung nur dann reden, wenn der Gehirnvorgang hinzuträte. Dann
könnte man nicht mehr von erfahrungsgemäß auftretenden Korrelationen
zwischen dem einen und dem anderen reden.
Oder man könnte, wie es der eliminative Materialismus anscheinend
nahelegt, von der Wahrnehmung schon dann reden, wenn ein bestimmter
Gehirnvorgang zu beobachten ist. Man würde also "ich sehe alles wie
durch einen roten Schleier" sagen, ganz unabhängig davon, was man (in
unserer Ausdrucksweise) "sieht".
Auch bei dieser Sprachvariante würde man zwischen Hirnvorgang und, wie
wir in unserer üblichen Ausdrucksweise sagen würden, "Gesehenem"
unterscheiden, könnte nach Korrelationen suchen und müsste sich dann nur
für das "Gesehene" einen neuen Ausdruck ausdenken, hätte also im
Verhältnis zu unserer Ausdrucksweise nur die äußere Form der Zeichen
verändert, auf die es ja am wenigsten ankommt.
Grüße, Claus
Am 25.04.19 um 00:10 schrieb Rat Frag via Philweb:
[Philweb]
Am Mi., 24. Apr. 2019 um 14:51 Uhr schrieb Claus Zimmermann
<Zimmermann.Claus(a)t-online.de>de>:
Könnte man nicht sagen, daß "das
Bewusstsein" eine philosophische Erfindung oder Erdichtung ist, die
Descartes zugeschrieben werden kann?
Da habe ich sogar einen interessanten Link:
https://de.wikipedia.org/wiki/Eliminativer_Materialismus
Ich wollte mich tiefer mit dieser Lehre auseinandersetzen. Das Problem
ist nur, Motivationen, Wünsche usw. bleiben bestehen, auch wenn man
sie als Irrtum zurückweist.
Überhaupt scheint die Rede von Motiven, inneren Antrieben und
dergleichen uns einen Eindruck von Tiefe zu vermitteln, ja selbst von
Schmerz oder Freude. Komisch?
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