Am 23.01.2021 um 15:29 schrieb waldemar_hammel via Philweb:
[Philweb]
wh: „hallo ingo, ich will dir mal was sagen:
ICH HABE RATIONALE ANGST !
der mensch "zwischen krieg und frieden" = der mensch als "krone der
schöpfung" = der mensch als sebstbezeichneter "homo sapiens sapiens",
das ist nach meinem verständnis alles schall und rauch = quatsch,
unsinn, gefährlicher blödsinn ... "
Einmal mehr Blödsinn! Auch wenn man dieser alttestamentarischen
Benennung unserer Spezies nichts abgewinnen kann, sollte man doch
erkennen können, dass sich der Mensch (obgleich als Mängelwesen)
eindeutig durch seinen Verstand, seine Vernunft und insbesondere sein
Vermögen zu kreativem Handeln eindeutig aus dieser Lebenswelt
heraushebt. Was soll denn dieses andauernde Kleinreden des Menschen?
wh" der mensch ist von anbeginn seiner geschichte bis heute nichts als
ein dieb, der ressourcen ausbeutet, und zwar solcherart ausbeutet, wie
keine tierart jemals vor ihm oder während menschheit, wobei mensch ALLES
als ressourcen betrachtet (feuer, erde, wasser, luft, andere
lebewesenarten, sich selbst), dass ihm unter die finger kommt und nur
als dieb und massenmörder an der natur und an sich selbst ist mensch zur
führenden tierart auf diesem planeten geworden, der mensch
kannibalisiert alles und jedes inkl sich selbst, und ohne rücksicht auf
verluste jeglicher art, nur deshalb ist er zur "leit"-tierart auf diesem
planeten aufgestiegen...."
DITO
wh" das "gesetzmäßige im aufstieg des menschen" ist im grund sein
versagen von anbeginn ...
- mensch vermehrt sich grenzenlos (zb ratten sind genies dagegen)
- mensch zerstört das klima dieses planeten, und entzieht damit ALLEN
lebewesen die grundlage, einschließlich sich selbst
- mensch frisst ALLE planetaren ressourcen, und gerade seine intelligenz
ist dabei katastrophal wirksam
- mensch bringt ca 150 lebewesenarten pro 24 stunden (!!!) zum
aussterben (das größte weil auch schnellste massenausterben in der
geschichte des lebens auf diesem planeten), und entzieht sich selbst
damit die lebensgrundlage, denn die natur braucht menschen nicht, wir
aber die intakte umwelt zum überleben
der mensch hat, wie viele andere tierarten auch, eine intelligenz,
nur ist die intelligenz des menschen, in gegensatz zu anderen
intelligenten tierarten, eine selbstmord-intelligenz, die alle lebewesen
dieses planeten mit mensch zusammen in den untergang reißt ...“
DAMNED - we are doomed! Und obendrein noch selbst Schuld daran!
Welchem Gott soll man das denn klagen, angesichts derart missraten
geschaffener Kreaturen hier auf Erden, Waldemar? Sicher zurecht siehst
Du den Menschen (in seiner Masse) als nicht befähigt, die tatsächlichen
Auswirkungen (mit den damit verbundenen Gefahren) einer von ihm
geschundenen, ausgebeuteten und damit kranken Welt zu erkennen,
geschweige denn darauf mit einer veränderten Lebensführung zu reagieren.
Wenn man die potentiellen Gefahren und tatsächlichen Schäden für unseren
Planeten ausschließlich unter dem Aspekt menschlichen Fehlverhaltens
resp. der grundsätzlichen Unzulänglichkeit des Menschen zu sehen hätte,
müsste uns tatsächlich "rationale Angst" (angesichts der in der
Apokalypse offenbarten Strafe Gottes) ergreifen: Die Lebenden werden die
Toten beneiden.
Nun gut, daran glauben sehr viele Weltuntergangs-Propheten (schon) seit
Jahrtausenden, also schon zu Zeiten, wo man den Menschen definitiv noch
keine Schuld an der Zerstörung seines Lebensraums zuschreiben konnte. So
erhebt sich die Frage, inwieweit der Mensch die Schädigung dieser
Lebenswelt und damit die Vernichtung seiner Existenzgrundlage alleine zu
verantworten hat und ob er diese grundsätzlich verhindern kann. Ich
denke, er kann es nicht! Nicht weil er es nicht wollte, sondern weil er
es (aus eigener Kraft und vor allem als Einzelner) per se nicht vermag.
Das gut gemeinte Argument, jeder müsse seine Lebensführung umweltgerecht
gestalten, bewirkt (bezogen auf den Grad der Umsetzung) nur den „Tropfen
auf heißem Stein“. „Tropfen“ hat es mittlerweile zwar viele, doch der
„Stein“ ist zu groß und zu heiß.
Bezogen auf das Fehlverhalten der Menschen, muss man (hinsichtlich des
vom Einzelnen nicht zu vermeidenden und damit letztlich nicht zu
verantwortenden globalen Wachstums) relativierend bedenken, dass im
unabdingbaren Zusammenspiel von Mensch/Technik und Natur sich
mittlerweile ein vielschichtig ökologisch-ökonomisches globales
"Gesamtsystem" entwickelt hat, welches einem Regelkreis mit einerseits
bekannten, andererseits aber auch beliebig unbekannten Regelgrößen
entspricht. Alleine die hinreichende Kompensation (i.W. per geeigneter
Rückkopplung) von Störgrößen kann nicht gelingen, da das hierfür
erforderliche komplexe Wissen nicht vorhanden ist.
Somit hätte der Mensch auch nicht viel eher mit der "Rettung der Umwelt"
beginnen können, da für dieses Ansinnen zunächst hinreichend
überzeugende wissenschaftliche Erkenntnis und demgemäß ein global
gesellschaftlicher Entwicklungsprozess erforderlich ist; eine
Voraussetzung, die erst in letzter Zeit in einem Ausmaß gegeben ist, um
erste Maßnahmen zur Schadensbegrenzung entwickeln und (leider zögerlich
und längst nicht weltweit) angehen zu können.
Grundsätzliche Abhilfe oder absolute Vermeidung von Umweltschäden wird
es allerdings nie geben können, da besagtes Gesamtsystem (Mensch/Technik
und Natur) zwar in sich bestens abgestimmte biologische Regelkreise
(biozönotischer Konnex etc.) hat, deren Prozesse zur Selbstregulation
zum Erhalt hinreichender Homöostase evolutionär optimiert sind, jedoch
für die Regulation des sich global ausgedehnten artifiziellen Systems
Mensch/Technik-Natur nicht verfügbar sind.
Das Faktum „Mensch - Technik“ hat sich als nicht mehr rückkoppelbare
„Störgröße“ des Gesamtsystems entwickelt. Alleine die Deckung der
essentiell nötigen Nahrungsversorgung einer längst viel zu stark
angewachsenen Weltbevölkerung führt unausweichlich zu weiterer
Belastung und Schädigung der Umwelt.
Da hilft auch kein Rückgriff mehr auf Vorstellungen von der
Wiederherstellung eines harmonischen Zusammenspiels zwischen Natur,
Mensch und Tier, zudem die vielbeschworene Harmonie der Natur dort
schlagartig endet, wo auch sie einen brachial-selbstzerstörerischen
„Beitrag“ apokalyptischen Ausmaßes leistet.
Ein durchaus realistisches Katastrophenszenario könnte beispielsweise
ein „Supervulkan-Ausbruch“ sein, etwa Yellowstone, dessen Aschewolken
weite Teile Nordamerikas überdecken und nicht nur dort Millionen
Menschenleben kosten würde, zudem eine bislang kaum berechenbare
weltweite Klimabeinflussung und damit sehr wahrscheinlich verheerende
Auswirkungen auf die Versorgung der Menschheit mit Grundgütern mit sich
bringen würde. Einen „Vorgeschmack“ hat uns beispielsweise die Eruption
des Eyjafjöll, ein Vulkan in Südisland vermittelt, der Unmengen
giftiger Asche in die Atmosphäre geschleudert, partiell Transportwege
beeinträchtigt und temporär signifikante Temperaturverschiebung gebracht
hat. Jederzeit könnten andere Vulkane aktiv werden oder auch weitere
terrestrische Naturgewalten wie Erdbeben (damit Tsunamis) wie auch
extraterrestrisch ausgelöste Katastrophen, wie Einschläge von
Himmelskörpern (Asteroid 2009JF1) unseren Lebensraum nachhaltig
schädigen und ggf. sogar auslöschen.
Allgegenwärtig also die Vorstellung der Apokalypse!
Sollte man angesichts dieser potentiell angelegten
Weltuntergangs-Szenarien wieder zurückfallen müssen in die Furcht
unserer Ahnen oder in Fluchtphantasien (Marsbesiedelung) investieren,
schlicht und brav ein Plätzchen auf der Arche Noah erhoffen oder einfach
nur in „rationale Angst“ verfallen?
Ich denke, man kann die biblische Offenbarung der Apokalypse als
metaphorische Erzählung beiseite lassen und sich auf die heute
verfügbaren Fakten wissenschaftlicher Forschung stützen, die uns konkret
ein weitgehend gültiges Zustandsbild unserer Lebenswelt liefert.
Nicht beiseite lassen sollte man deshalb das Erkennen der eigenen
Verantwortung für die Umwelt und eine daraus resultierende Lebensführung
(dieses unbeschadet einer anzunehmenden unzureichenden globalen Auswirkung).
Dieses Bewusstsein breit in der Gesellschaft zu verankern, über
Umweltverhalten, Verantwortung von Industrie und Wirtschaft,
Gesellschaft und Politik (z.B. Überbevölkerung) etc. zu diskutieren, ist
das eine.
Das andere ist (vornehmlich von sog. Aktivisten) zu erkennen, dass purer
Aktionismus eher die Fronten derer verhärtet, die sich dieser
Problematik entweder nicht wirklich bewusst oder diese willentlich (aus
vielfältigsten Gründen) schlichtweg leugnen. Als Beispiel für
fehlgeleiteten Aktionismus würde ich Greta nennen wollen, deren durchaus
berechtigtes (und wirklich nicht nur ihr) Anliegen, mit nahezu
unerträglich penetranter Omnipräsenz in allen Medien und auf allen
erdenklichen Foren, geschadet und damit verschlissen wurde.
Wer will schon immerzu die Posaune des Todesengels hören!?
Das meint Ingo wohl, wenn er Dir, Waldemar, anrät, anstatt ständig
destruktiv, eher mal konstruktiv die Situation eines Menschen auf der
Erde im nächsten Jahrhundert auszumalen.
Vielleicht nicht für das nächste Jahrhundert, aber gewiss für die
weitere Zukunft sehe ich unsere Erde als einen Lebensraum, der durch
ständige (wenngleich verlustreiche und schmerzhafte)
Optimierungsprozesse eine bisher kaum vorstellbare Realisierung von
hoher Lebensqualität (für Natur, Mensch und Tier) erreichen wird.
Dieses wird durch Menschen erreicht, die gelernt haben werden, ihr
jeweiliges Ego sinnvoll zu positionieren, also nicht durch Preisgabe
eines lebensnotwendigen Ich-Bewusstseins, sondern im Verzicht auf
Eigennützigkeit in all ihren negativen Ausprägungen; quasi als ein
Phasenübergang vom destruktiv egozentrischen ICH auf ein konstruktiv
wirkendes WIR. Mit diesem Paradigmenwechsel verliert sich die
jämmerliche Angst um das „eigene“ ICH, mit der bislang ganze Völker in
Kriege, in vermeintliche Himmel und Höllen geschickt wurden und werden.
In diese Richtung würde ich gerne in einen weiteren Beitrag gestalten
wollen. Anreize hierzu finden sich zu meiner Freude hier in philweb
mittlerweile zuhauf.
Ach ja, Ingo! Zwar habe ich keine Vision von Parthenogenese (und das
als Katholik!), bestenfalls Kenntnis von diesbezüglich antiken Mythen –
und diese lehren uns ebenso:
Leben war und ist zu jeder Zeit – nahezu in jedem Augenblick –
lebensgefährlich.
Und doch hören und leben wir gerne Milvas Schlager der 80er: „Hurra wir
leben noch!“
Bester Gruß in die Runde! - Karl
PS: Sloterdijks Sphären-Trilogie kenne ich nur vom „Hörensagen“; was das
Volumen dieses Buches anbelangt gilt also: nomen est omen. Gibt es eine
Zusammenfassung dieses gigantischen Werks?