Am 15.04.2021 um 01:17 schrieb K. Janssen via Philweb
<philweb(a)lists.philo.at>at>:
Interessant, dass Ingo T. in diesem Fall keine Quellenangaben einfordert, wenn Du die
Behauptung aufstellst, 50 Mrd Euro würden jährlich durch die kath. Kirche (da die
Lutheraner ihre Finanzen wohl nicht mit dem Papst teilen) nach Rom transferiert. Sollte
diese von Dir angegebene, ungeheuerliche Summe zutreffend sein, könnte man keinem
Katholiken den Austritt verübeln.
Hi Karl,
es wäre erfreulich, wenn meine Appelle zur Angabe von Quellen ebenso fruchteten wie das
Befolgen der Cliffordschen Maximen zur intellektuellen Redlichkeit. Ich hatte mir nach dem
Lesen des Buches der WDR-Journalistin Eva Müller: „Gott hat hohe Nebenkosten“, 2013
zusammenfassend notiert: Finanzierung mit 65 Mrd. jährlich, davon 64 Mrd. für
Krankenhäuser, Kindergärten, Schulen u.ä.; Ausnahmeregeln in Gesetzen, Ausnahmeregeln in
Parteiprogrammen. 34% der Deutschen sollen seinerzeit "ohne Bekenntnis“ gewesen sein.
Warum werden Gesundheits-, Erziehungs- und Bildungsausgaben nicht direkt für staatliche
Institutionen ausgegeben, sondern nach wir vor die Indoktrination der Menschen von der
"Krippe bis zur Bahre“ finanziert?
Bei ver.di ist zu lesen: "Die größten Arbeitgeber in Deutschland nach dem
öffentlichen Dienst sind die evangelische und katholische Kirche mit ihren
Wohlfahrtsverbänden Diakonie und Caritas. Etwa 1,8 Millionen Menschen arbeiten dort, davon
rund 1,3 Millionen in den Unternehmen unter dem Dach der beiden Wohlfahrtsverbände. Die
Finanzierung der Arbeit erfolgt fast ausschließlich aus Sozialversicherungsbeiträgen und
staatlichen Steuermitteln, ganz genauso wie bei nichtkonfessionellen Trägern.“
Mit wie vielen Mrd. die Kirchen in Deutschland tatsächlich direkt oder indirekt gefördert
werden, weiß niemand genau, da Staat und Kirchen offensichtlich innig verfilzt sind. Die
Kirchen sind jedenfalls nach dem öffentlichen Dienst hinsichtlich der Beschäftigten der
zweitgrößte Unternehmensverband in der BRD. Damit sind (einschließlich der Angehörigen)
mehrere Mill. Menschen direkt von den Kirchen abhängig.
Für mich sind die Kirchen aber nur ein Beispiel dafür, wie Herrschaft im Patriarchat
dauerhaft verschleiernd organisiert wird. Alles das, was besteht und wovon viele
profitieren, ist schwer zu überwinden. Dazu tragen neben den Reichtümern auch die
Traditionen bei, an denen natürlich die besonders festhalten, die Vorteile daraus ziehen.
Dabei ist das Festhalten an Traditionen, Bräuchen und Gewohnheiten in den Kulturen der
wesentliche Grund für die Krisen und Katastrophen, die sich in diesem Jahrhundert
dramatisch zuspitzen werden. Was wir brauchen, ist kein Festhalten an zerstörerischen
Kulturen, vielmehr ein Aufbruch in eine nachhaltige Zivilisation.
Nicht nur die Pfaffen und die ihnen nachlaufenden Schafe, viele Männer insgesamt reagieren
zunehmend gereizt auf die berechtigten Zweifel an ihren Privilegien. Wer von Ungleichheit
jahrtausendelang profitiert hat, wird es groteskerweise auch noch als ungerecht empfinden,
wenn Gleichberechtigung nunmehr tatsächlich eingefordert wird. Die Feministin Sophie
Passmann bspw. hat viele Pöbeleien und üble Nachrede über sich ergehen lassen müssen, nur
weil sie sich über alte weiße Männer lustig gemacht hat. Geschlechter-, Rassen-, Klassen-
und Religionskämpfe wird es so lange geben wie es Menschen gibt; sie werden aber verstärkt
dadurch, dass die Unterschiede jeweils eher verschärft als vermindert werden. Zur
Entschärfung der Kulturen tragen Künste und Wissenschaften bei, nicht Religionen und
Traditionen; schließlich müssen wir in der Zukunft leben und nicht in der Vergangenheit.
Aber ich wiederhole mich …
IT