Hallo,
heute möchte ich ganz kurz einen Gedanken zum Thema "Lügen" ausformulieren.
Die Bewertung der Lüge durch die Moralphilosophen ist eigentlich
erstaunlich klar, wenn man die sonstige Uneinigkeit dieses Standes
bedenkt. Es überrascht aber weniger, sobald man sich ins Gedächtnis
gerufen hat, dass Philosophen eine Gruppe von Menschen sind, die sich
subjektiv der Wahrheit verschieben haben. Das Konzept der Lüge ist
ihnen daher natürlich nicht geheuer.
Es ist jedenfalls klar, dass die Lüge mit ganz unterschiedlichen
Begründungen abgelehnt wird, aber darin sind sich die verschiedenen
Denker einig. Einige argumentieren, die Sprache diene zur Übertragung
von Informationen und Lüge sei eben ein Missbrauch der Sprache.
Die andere folgern aus einer Fiktion, in der alle jederzeit lügen,
dass die Lüge ein Zustand ist, der sich selbst aufhebt.
Will man den Sachverhalt jedoch aus einer eher "naturalistischen"
Sichtweise betrachten, drängt sich einem ein völlig anderer Gedanken
auf:
Die Lüge ist kein Missbrauch oder eine zu kurzfristige Überlegung. Wir
sagen vielmehr eher die Wahrheit, um besser lügen zu können.
Betrachten wir eine Quelle, sei es ein einzelner Mensch oder eine
ganze Organisation, die andauernd und nur lügt. Ihre Äußerungen hätten
keinerlei erkennbaren Bezug zur Realität. Man würde diese Quelle
irgendwann vollständig ignorieren, sie als Informationsrauschen abtun
und sie höchstens für Interessant halten, um etwas über die Absicht
der Lügner zu erfahren.
Permanentes Lügen führt also dazu, dass der Lügner selbst nicht mehr
ernst genommen wird.
Als Kontrast dazu sehen wir uns eine Quelle an, die niemals lügt.
Natürlich wird auch diese Quelle Unwahrheiten verbreiten, aber nur aus
Irrtum, nach besten Wissen und Gewissen.
Diese Quelle hätte sowohl psychologisch als auch rational, man denke
an Bedingte Wahrscheinlichkeiten, eine hohe Vertrauenswürdigkeit.
Der Idealzustand für einen Lügner ist also nicht das ununterbrochene
Lügen, das seinen Ruf runiert, sondern eigentlich der Aufbau einer
hohen Vertrauenswürdigkeit. Erst in dieser Situation gewinnen seine
Lügen einen maximalen instrumentellen Wert.
Langfristig gesehen wird ein Lügner deshalb im Gegenteil versuchen,
immer möglichst wahre oder zumindest glaubwürdige Berichte zu geben,
denn nur auf diese Weg ist sichergestellt, dass er effektiv lügen
kann.
Es ist eine Sache von Wahrscheinlichkeiten.
Was denkt ihr?
Mit freundlichen Gruß
der Ratfrager.
Meine Bitte an alle Teilnehmenden - soweit es Euch möglich ist, schreibt eine kurze Bestätigungsmail, damit ich an der Reaktion das Listserververhalten erkennen kann.
Dank und Gruß! - Karl
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Hallo in die Runde,
als Beitrag zur politischen Philosophie erscheint es mir sinnvoll, einmal die bevorstehende Wahl als grundsätzliche Richtungswahl zu bedenken, in der es wesentlich um die Entscheidung zwischen zwei Perspektiven in der Ausrichtung zukünftiger Politik geht. 1957 ging es um Westbindung vs. Wiedervereinigung, 1969 um Postfaschismus vs. Anti-Faschismus und nunmehr um Postkapitalismus vs. Klimaschutz; kurz: um konservativ-rückwärtsgewandt vs. progressiv-zukunftsorientiert. Die Schweizer hatten bereits die Wahl und sich gegen den Klimaschutz und für den Postkapitalismus entschieden. Meiner Vermutung nach, wird sich die Mehrheit in Deutschland ebenso entscheiden.
1957 gingen die Christen in den Wahlkampf mit dem Slogan „Keine Experimente“. Wenn sie sich nur daran gehalten hätten, denn 1950 begann das Anthropozän und mit ihm das wohl folgenreichste Experiment, das die Menschheit je verfolgt hat. 1969 titulierten die noch von Ex-Nazis, wie Kiesinger, durchsetzten Christen den antifaschistischen Widerstandskämpfer und Emigranten Brandt als Bastard und Vaterlandsverräter. Wahlslogan: „Brand kann Deutschland nicht führen. Darum Bundeskanzler Kiesinger.“ Als ob Deutschland wieder einen Führer brauchte.
Und heute? Ist die Gegenwart das Ende der Vergangenheit oder der Beginn der Zukunft? Im Sofortprogramm von B’90/Grüne heißt es: „Um Abstimmungsprozesse innerhalb der Ministerien zu verschlanken und zu beschleunigen, wird in den ersten 100 Tagen eine Klima-Task-Force der Bundesregierung im Wochenrhythmus tagen. Die Federführung hierfür wird im Klimaschutzministerium liegen. Dieses Ministerium wird zusätzlich mit einem Veto-Recht gegenüber den anderen Ressorts ausgestattet, sollten Gesetze vorliegen, die nicht Paris-konform sind.“ Im Postkapitalismus geht es nicht darum, was produziert wird; was zählt ist der Profit. Aber inwieweit widerspräche dem ein Veto-Recht für den Klimaschutz?
IT
Hallo Liste,
hier nur ein Hinweis:
https://www.philosophie.fb05.uni-mainz.de/fs_schopenhauer_aktuelles/
Vielleicht interessiert es ja den ein oder anderen?
Das einzige, was ich nicht weiß, ist, ob es Online was dazu geben
wird. In Zeiten von Corona kann ich mir ein reines Offline-Event kaum
vorstellen.
Sonst einfach ignorieren.
Gruß
Der, wie immer, Ratlose.
Am 16.09.2021 um 00:12 schrieb Karl Janssen:
> Ach, fällt mir grad noch zu Deiner von Dir zurückgehaltenen Idee einer „Wapon of mass destruction“ ein.
>
> Kennst Du die alte Volksweisheit?:
>
> Wenn jemand beteuert, er hüte ein Geheimnis, so hat er es sogleich verraten!
besser lesen ...
ich habe gesagt, dass meine ideen (egal was) nicht und keinesfalls für
auch nur annähernd militärische entwicklungen zu verfügung stehen (sollen),
und dass ich deshalb bestimmtes für mich behalte und "vergessen habe",
weil ich pazifist bin, und zwar rigoros !
*
ich würde als bundeskanzler, in der stunde meiner wahl noch, ein dekret
erlassen, dass unsere bundeswehr in ein technisches hilfswerk umgebaut
würde,
und zwar sofort, um damit dann weltweit dringend nötige "konstruktive
kriege" führen zu können, statt destruktiver wie heute: aufbau von
infrastrukturen, katastrophenhilfe,
armutsbeseitigung, meerespatrouillen zum umweltschutz, naturschutz an
land, usw
das gäbe auch im land und international massig jungen leuten arbeit, und
sie könnten und würden gerne mitarbeiten und das ganze unternehmen
erweitern, da quasi alle berufe
dafür dauergesucht wären (außer, tut mir leid, wahrscheinlich
"philosophen", aber denen könnte man dann mithilfe dieses THW ein
eigenes "naturschutz-reservat" anlegen,
in dem sie als "seltsame menschtierart", die niemand wirklich braucht,
die aber von der evolution trotzdem mitgeschleppt werden, besonders
geschützt dem zb tourismus dienen könnten,
mit jedem philosophen wieder eine eigene agora, wo er sich nach eigenem
ermessen ergießen und ausfliessen kann, und so sein jeweiliges publikum
delektieren) - aber gibt noch einige andere
"berufe", die niemand braucht, für je extra-reservate, zb politiker,
webdesigner, ökotrophologen, urige jägersleut, genderei- und andere
sprachverwirrer, blogger, leute die nicht anders können
als auf facebook uä. ständig kommentare absondern, verpackungenberater,
mode"schöpfer" samt entouragen, weine-tester, sog "sommeliers" aller
arten, germanistik- und andere studis
ab dem 25.semester, usw
wh.
--
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Hallo,
zum Thema "Zwangsverhalten" und Religion habe ich einmal einen
interessanten Vortrag von Professor Sapolsky auf Youtube gesehen, ich
glaube, es war dieser hier:
https://youtu.be/4WwAQqWUkpI
Der Vortragsstil ist großartig. Eine Wanderung durch
Wissenschaftsgeschichte, Forschungsarbeiten, Filme und Literatur,
sowie Anekdoten.
Das Themengebiet könnte spannender nicht sein. Der Professor stellt
die Spekulation auf, dass religiöses Verhalten (etwa die 616 Mizwars,
deren Verhältnis zu den "Knochen" im Körper und den Tagen im Jahr) und
gewisse natürliche Verhaltensweise und Zwangsstörungen zusammenhängen.
Kurz gesagt: Es handelt sich bei vielen psychischen Syndromen um
missadaptive Ausprägungen von Stressvermeidungsverhalten, wie es uns
bei normalen, gesunden Menschen begegnet. Beispielsweise einen Vortrag
immer auf die selbe Weise anzufangen.
Schizophrenie wurde deshalb evolutionsbiologisch noch nicht schon
lange ausselektiert, weil ein mit Schizophrenie verwandtes Syndrom,
die schizoide Persönlichkeit, evolutionsbiologisch positiv ist. Das
ähnelt sehr der Theorie der Homosexualität als evolutionsbiologisch
positiv für Verwandtenselektion.
Der Schizoide kann damit als Schamane den Stamm dienen, indem er
Initiationsriten mit jungen Männern abhält, Mitgliedern mit Sorgen und
Krankheiten hilft und regelmäßige Zeremonien durchführt.
Ich sehe an dieser Spekulation einige Schwachstellen, u. a. gibt es
Berichte über andere "Nützlichkeiten" von Schizophrenie und Sapolsky
weist ja selbst auf sogenannte "Spandrels" hin, vielleicht ist die
Neigung zu solche Dingen wie Zwangsstörungen und Schizophrenie ja mit
der enormen Leitungsfähigkeit des menschlichen Gehirns einhergehend.
Es betrifft ja auch nicht jeden, sondern nur eine unglückliche
Minderheit.
Schon länger kam mir die Vermutung, dass die erste systematische
Betrachtung zur Mathematik, die über die Bedürfnisse des Handwerks
hinausging, wahrscheinlich von jemanden kam, der sich zwanghaft mit
Zahlen beschäftigt hat.
Die Pythagoreer waren ja auch dafür bekannt, dass sie Numerologie,
Mathematik, Astronomie und Harmonik nicht getrennt haben. Archimedes
von Syrakus soll ja von einem römische Soldaten getötet worden sein,
als er grade Kreise zeichnete.
Zu Goethes Bildern:
Soweit ich weiß hatte Goethe ein anderes Verständnis von Bildern. Er
glaubte an eine Art platonische Idee in Form von Bildern. Im Denken
Goethes gab es zum Beispiel die Vorstellung einer "Urpflanze", nicht
unbedingt zeitlich zu verstehen, der dann die anderen Pflanzen folgen.
Das ist auch das geheimnisvolle Reich, in dem der Faust im 2. Teil das
erste Mal das Bild der Helena sieht, nehme ich an.
Bevor jetzt jemand die populäre Verurteilung von Goethe als
naturwissenschaftlich gänzlich unbegabten Geheimrat wiederholt, "hihi,
er konnte kein Mathe", sei nur folgendes Gesagt:
Vor Evolutionstheorie und Genetik stellte sich die Frage, wieso
Pflanzen ähnlich wachsen, natürlich auch anders.
Und natürlich, Goethe war kein systematisch argumentierender Philosoph
oder Wissenschaftler, sondern Dichter.
> Am 16.09.2021 um 23:03 schrieb Karl Janssen <janssen.kja(a)online.de>:
>
> Ja, definitiv zeigt sich, dass die Natur sich nicht vom Menschen in dessen vorgestellte Grenzen zwängen lässt; vor allem nicht grenzenlos, wie sich das jüngst wieder an den Auswirkungen der Unwetter gezeigt hat.
> Die Menschheit kann nur im Einklang mit der Natur existieren und überleben. Hier gilt es noch sehr viel zu forschen, zu lernen und dementsprechend umzusetzen.
Hi Karl,
wie kommen wir aus der Wachstums- in die Kreislaufwirtschaft? Der Frage wird seit den 1970er Jahren nachgegangen und viele Lösungsvorgschläge wurden gemacht. Aber niemand hat es bisher auf einen Versuch ankommen lassen und so steuern wir sehenden Auges in die Katastrophe natürlicher Zwangsbedingungen. Physikalisch sind viele Ökonomien möglich, aber welche außer dem Wachstumskapitalismus wird eine Change eingeräumt? Leider ist das nicht nur eine Machtfrage, sondern auch eine Folge unserer cerebralen Belohnungs- und Abneigungssysteme. Und denen wäre nur durch trickreiche Manipulationen beizukommen. Bisherige Werbekampagnen haben aber gezeigt, dass es zumindest im Negativen möglich ist, den Menschen viel überflüssigen Mist anzudrehen. Warum sollte sich das nicht ins Positive wandeln lassen? Weiter bliebe die Perspektive, vom Wachstumskapitalismus über einen Ökokapitalismus in eine Wohlfahrtsökonomie zu gelangen.
Bevor wir unfreiwillig ins kosmische Zeitalter allgemeiner Auflösung eingehen, sehe ich die Möglichkeit zur Propagierung eines Sonnenzeitalters, wie es schon wiederholt vergeblich versucht worden war. Aber warum es unter heutigem Problemdruck und mit heutigem Wissen nicht noch einmal wagen? Das Sonne-Erde-Mond-System kann annähernd als abgeschlossen angesehen und eine thermodynamische Ökonomie darauf losgelassen werden, in deren Rahmen ein Ökokapitalismus formulierter sein sollte. Aber wo könnte er begonnen werden? Lediglich die Skandinavier fallen mir als hinreichend entwickelte Gesellschaften ein, die allerdings zu klein sind. Toll wäre es, wenn die USA den Aufbruch ins Sonnenzeitalter zum Jahrhundertprojekt ausriefen. Die hätten alle Ressourcen (bzw. könnten sie ersetzen) dafür, wenn da nicht die vielen Reaktionäre das Sagen hätten, die nicht von ihren Pfründen lassen wollen. Immerhin hatte Al Gore 1988 und 2000 sein Glück versucht und das Zeug dafür gehabt, die USA in die richtige Richtung zu leiten. Biden hat noch die Altlasten abzuarbeiten, aber nach ihm könnte es dann noch gerade rechtzeitig besser werden …
… weiter träumend grüßt,
IT
Am 15.09.21 um 23:49 schrieb Karl Janssen via Philweb:
> Mathematik sei „nur eine Sprache“, glaubst Du das wirklich Waldemar?
> Wenn ja, dann hast Du (neben vielem Anderen) auch Mathematik nicht verstanden!
> Das hängt vermutlich mit Deiner Blindheit hinsichtlich jeglicher philosophischer Betrachtung zusammen. Namhafte erste Philosophen waren allesamt der Mathematik zugewandt und zwar nicht als „Spreche“, sondern als grundlegendes System, gewissermaßen als das Ur-Axiom schlechthin.
nicht "nur eine Sprache", 1:0 für dich gegen Waldemar, argumentum ad
hominem jedoch nicht so recht passend,
mit "grundlegendes System" und erst recht "als Ur-Axiom" habe ich enorme
Schwierigkeiten. Mathematik als System von Sachen, in diesem Fall von
Wörtern, Formeln, strengen guten Regeln, fast immer Logik beachtend,
Eigenreinigungskräften, so dass der sie denkende, der mit ihr denkende
ständig gemaßregelt wird, vermutlich daraus folgend eine sehr schwierige
Ebene, wenn sie höher sie geht und viel abverlangt. Mathematik ist wohl
die hervorragendste denkbare Ebene, die zudem aufgeschrieben werden
kann. Die Korrespondenzen zu vielen anderen Ebenen, so dass eine
Vorhersage in diesen möglich wird, ist sozusagen etwas, das dazu kommt,
und zusätzlich bemerkenswert ist.
> Nachdenken darüber ergibt lebenspraktisch, dass ich sehr wohl die
> Temperatur von Wasser messen kann und bisweilen auch muss: vermutlich
> warst Du nie in der Situation, das Badewasser für ein Baby messen zu
> müssen, um das Kerlchen nicht zu verbrühen.
Das wäre schlimm gewesen, fürwahr, oh Schreck, wenn ich nur daran denke.
Es sind bei so einer Sache viele Ebenen im Spiel, nicht nur Mathematik.
Hoffentlich habe ich dir jetzt nicht widersprochen.
> Wie weltfremd bist Du doch geworden, Waldemar! Frage mich nur, wie das Deine Viecher (solchermaßen bayerisch liebenswert ausgedrückt) mit Dir aushalten. Vermutlich hältst Du ihnen zum ausgleichend tröstlichen Beistand jeden Tag eine Predigt nach dem Vorbild des Franz v Assisi.
Schön dein väterliches Von-oben-herab, hätte ich auch gerne. Nur die
Fischpredigt ist immer ein aktuelles Thema, wer hört wem denn noch zu?
Alle wollen zuerst die Macht, oder so etwas wie Bert Brecht es schreibt,
oder erst mal in den Urlaub fliegen oder zwei Squads kaufen.
> Ich denke, wenn Du an Mathematik schlicht nur als Sprache definierst, übersiehst Du den Unterschied zwischen Semantik und Symbolik, was hinsichtlich Deiner früheren Beiträge hier äußerst erstaunlich ist!
Ich sehe da nicht nur eine Sprache, komme mit den Wörtern Semantik und
Symbolik sehr wenig vorwärts, vielleicht analog zum Elementenbeispiel,
das ich vorhin gab, bis zur Zahl 100, hier jedoch vielleicht nur bis zur
Zahl 2, das semantische Dreieck ist mir kein Rätsel, das mich zum
Staunen bringt, es verwirrt mich nicht einmal, es verwirrt sich selbst.
Danke wenn die Predigt bis jetzt ausgehalten wurde.
Joseph
Am 28.08.2021 um 21:25 schrieb wwr.hammel:
>
>
> Am 26.08.2021 um 18:03 schrieb Claus Zimmermann:
>> Hallo Waldemar,
>>
>> Ich beschränke mich auf folgende Aussage:
>>
>> "meine meinung kennst du ja,
>> dass alle dinge, zumindest der lebewesenwelt, aus summen von
>> eigenschaften = qualia, bestehen =
>> ding = {summe von qualia}"
>>
>> Das hast du ja schon ein paar mal gesagt. Mir kommt es wie eine
>> Selbstverständlichkeit vor.
>>
>> Wie erklärt man Bezeichnungen? Indem man Begriffsmerkmale angibt,
>> denen auf der Seite des bezeichneten Gegenstands Eigenschaften
>> entsprechen. Das kann man dann noch weiter auflösen bis zu dem Punkt,
>> an dem eine verbale Erklärung nicht mehr möglich ist und z.B. ein
>> Muster präsentiert wird.
>> Eine Beschreibung des Gegenstands wäre im Prinzip auch nur mit diesen
>> elementaren Ausdrücken möglich. Die Bezeichnung bündelt das ganze
>> praktischerweise in einem einzigen Wort.
>>
>>
>
>
> hallo claus,
>
> ein "ding", zb ein apfel, ist für uns "wahrnehmbar", indem in unserer
> wahrnehmung dann eine reihe von eigenschaften = attributen = qualia =
> semantiken erscheinen,
> zb rot, sauer, knackig, rund usw, also
> "ding" = summe {eigenschaften}
> die wir dann mit einem wort = begriff belegen, im beispiel halt "aha,
> ein apfel",
> einen "urapfel" ohne eigenschaften
> apfel = summe eigenschaften {leer}
> können wir uns nichtmal vorstellen
>
Hallo Waldemar,
Mir ist verständlich: wenn wir "Apfel" sagen, ist das eine Abkürzung für
rot, sauer, knackig, rund etc. In diesem Punkt stimmen wir
möglicherweise überein. Wir werden ja wohl wissen können, was wir uns
zur Vereinfachung der Verständigung selbst ausgedacht haben.
> daraus leite ich ab, dass alle dinge (und verhältnisse), die wir von
> welt mitbekommen, in wahrheit immer nur summen von eigenschaften sind,
> auch etwa temperaturen, die wir selbst nicht wahrnehmen können,
> stattdessen sind immer nur temperaturunterschiede "wärmer/kälter"
> wahrnehmbar,
> oder heller/dunkler, süßer/weniger süß, usw
Temperaturen scheinen mir gerade keine Summen zu sein. Wer sie nicht
kennt, den kann man nicht durch eine Aufzählung von Eigenschaften mit
ihnen bekannt machen wie mit einem Regenschirm.
Man kann eine lauwarme Flüssigkeit durch Mischung einer heissen mit
einer kalten herstellen und insofern kausale Summanden angeben. Aber
würde eine sensorisch Unbegabter, der das weiss, dadurch verstehen, wie
es sich anfühlt? Wäre er jetzt in der Lage, es ohne Messung durch
Anfassen festzustellen?
>
> das gilt auch für abstrakte dinge,
> was wissen wir zb von einem "elektron"? doch nur seine eigenschaften,
> und immer, wenn uns genau diese summe von eigenschaften begegnet,
> schließen wir "aha, ein elektron", es gibt, für uns, kein "ur-elektron
> ohne eigenschaften" = kein elektron an sich, und wenn in der
> eigenschaftensumme,
> die wir als "elektron" sprachlich zusammenfassen, auch nur eine einzige
> eigenschaft fehlt oder anders ist, ist es kein elektron mehr, zb in der
> eigenschaftensumme
> vertausch der elektrischen ladungseigenschaft von minus nach plus, dann
> haben wir kein "elektron" mehr, sondern ein positron
>
Es ist weiss, es ist ein Pferd, also ist es ein Schimmel, denn das ist
es, was ich einen Schimmel nenne. Ich gehe, wie es sich für einen
logischen Schluss gehört, nicht über die Voraussetzungen hinaus. (In
diesem Punkt hatte ich mich in der Antwort an Josef Hipp übrigens vertan.)
Ich nehme an, daß das beim Begriff "Elektron" nicht anders sein wird und
er nicht so ein uneindeutiges Zwitterwesen ist wie möglicherweise das
Elektron.
> dasselbe, wenn die raumzeit-eigenschaft in der eigenschaftensumme sich
> ändert, zb das elektron oder der apfel bewegt sich von a nach b, dann
> sind elektron/apfel
> in b nicht mehr dieselben, wie elektron/apfel in a gewesen sind
> (vergangenheit), was in unserer gewöhnlichen wahrnehmung aber nicht
> ankommt, weil unsere
> wahrnehmung eben raumzeit-unterschiede nicht detektieren kann = sie
> detektiert nur zeitunterschiede und raumunterschiede als getrennte, zb
> der apfel lag -gestern-
> -irgendwo anders- ("raumzeit" ist etwas völlig anderes, als raum+zeit)
Die Identität eines Apfels oder sonstigen Gegenstands spielt im Alltag
z.B. eine Rolle, wenn man wissen möchte, ob er gestohlen wurde. Die
Identität einer Person z.B., wenn man sicherstellen möchte, daß man der
Person antwortet, die einen gefragt hat. In diesen Fällen macht man sich
den Umstand zunutze, daß physische Objekte unter normalen Umständen ihr
Aussehen nicht plötzlich ändern. Sieht das Ding so aus wie das, das
geklaut wurde? Sieht die Person so aus wie die, die mich gefragt hat?
Wenn wir sagen, daß eine Person nach einem Spaziergang dieselbe ist wie
vorher, bedeutet das nur, daß sie nicht durch einen Doppelgänger ersetzt
wurde.
Wenn die Messung das Messergebnis beeinflusst, was ja im Alltag nicht so
der Fall ist - ein Mensch verwandelt sich unter meinem Blick nicht in
etwas völlig anderes - könnte es schwierig sein, von Identität und
Identifizierbarkeit zu reden.
>
> deshalb müssen wir den eigenschaftensummen, die für uns
> "dinge/verhältnisse" etablieren, immer auch die raumzeit-eigenschaft als
> unabdingbar hinzuaddieren,
> also
> "dinge" = summe {eigenschaften abcd... + raumzeit-eigenschaft}
> womit das ganze denkerische geschwafele zu "emergenzen/imergenzen" und
> große teile der "synergetik" als blödsinn entfallen,
Um das zu verstehen, müsste man vermutlich die allg. RT kennen, deren
Thema ja nicht die menschliche Erfahrung ist, von der ich geredet habe.
>
> zb ein grüner apfel a gestern, und heut ist er = apfel b, rot, ist dann
> keine "emergenz" usw, sondern einfach nur modifkation der raumzeit in
> der eigenschaftensumme,
> die "apfel" ist, was bedeutet, apfel a und apfel b haben einen
> semantischen abstand voneinander = damit sind sie nicht dieselben,
> obwohl beide äpfel gestern und heut an derselben stelle liegen mögen,
> woraus unsere wahrnehmung falscherweise schließt "ist derselbe apfel"
>
> und mikro-gesehen bleibt ua wegen der raumzeit-eigenschaft in der
> eigenschaftensumme ein "ding" keine sekunde dasselbe (planckzeit,
> wechselwirkungen),
> indem es 10 hoch 44 mal/sekunde gegen ein anderes wechselwirkend
> vertauscht wird, was unserer wahrnehmung völlig entgeht =
> der apfel jetzt und eine sekunge später ist also 10 hoch 44 mal bereits
> ein anderer apfel geworden = nimmt man die planckzeit-einheit als
> sematischen abstand 1,
> denn hat der apfel a vor einer sekunde von dem jetzigen b eine sekunde
> später den semantischen abstand von 10 hoch 44 =
> das heißt konkret und ganz real, dass zwischen a und b 10 hoch 44 andere
> tatsächlich-existierende äpfel gewesen sind = das habe ich zwar jetzt
> gesagt,
> aber die natur hats gemacht, ich kann nix dafür ...
>
> ---
>
> oben, deins:
>
> " Wie erklärt man Bezeichnungen? Indem man Begriffsmerkmale angibt,
> denen auf der Seite des bezeichneten Gegenstands Eigenschaften
> entsprechen. Das kann man dann noch weiter auflösen bis zu dem Punkt, an
> dem eine verbale Erklärung nicht mehr möglich ist und z.B. ein Muster
> präsentiert wird.
> Eine Beschreibung des Gegenstands wäre im Prinzip auch nur mit diesen
> elementaren Ausdrücken möglich. Die Bezeichnung bündelt das ganze
> praktischerweise in einem einzigen Wort. "
>
> ja, genauso ists,
> "wald" = eigenschaften {bäume, feucht, kühl, moose, usw}
> und dann kann ich die einzelnen eigenschaften der summe weiter
> auf-splitten,
> zb "bäume" = {kiefern, buchen, eichen usw}
> und auch diese eigenschaften einzeln weiter aufsplitten, bis ich zuletzt
> tatsächlich zu nur noch mustern käme, und diese muster sind in unserem
> hirn tatsächlich
> evolutionär-bedingt vor-angelegt, zb "bewegung" = wenn ein löwe getarnt
> irgendwo herumliegt, entgeht unserer wahrnehmung das muster, sobald er
> sich aber bewegt,
> ist es für unsere wahrnehmung ein heimspiel "achtung, löwe" zu detektieren
Das ist nicht die Art vom Mustern die ich meinte. Im Gegensatz zu Farbe,
Temperatur, Melodie können sie ja verlustfrei beschrieben werden. Daß
sie sich im Gedächtnis aufgrund bestimmter damit verbundener Erfahrungen
festgesetzt haben, möchte ich nicht bestreiten.
>
> es gibt abbruchbedingungen für dieses immer weitere aufsplitten, die
> praktischer natur, konventioneller und kultureller arten usw sind,
> wollte ich zb erklären, was "tholine" sind, würde ich sagen "matschig
> verklumpte polymere kohlenwasserstoffe, mögliche lebensvorstufen", und
> würde dann abbrechen
Wir beenden die Erklärung nicht irgendwann mehr oder weniger
willkürlich, sondern an dem Punkt, an dem sie nicht mehr möglich ist.
>
> ( https://de.wikipedia.org/wiki/Tholine )
> ( https://de.wikipedia.org/wiki/Leben_auf_Titan )
>
> die welt findet für uns statt, läuft ab, auf der grundlage und basis von
> in unserem hirn evolutionär vorgefertigten schablonen = mustern, das ist
> ein riesenvorteil
> für unsere wahrnehmung, bei zb potentiellen gefahren, aber ein geradezu
> fürchterlicher nachteil, wenn wir welt, so wie sie "wirklich" ist
> wahrnehmen/begreifen wollen,
> weil alles und jedes, das wir über unsere sensoriken (körpersensoren und
> extern-arbeitende) als inputs aus welt bekommen, auf diesen vorfertigten
> schablonen abgebildet wird =
> mit ihnen irgendwie (durch hirnarbeit) kompatibel gemacht werden muss,
> ehe wirs "be-greifen" = mit unseren geistigen händen und fingern
> anfassen, können =
> das allermeiste von welt, so wie sie wirklichen sein mag, entgeht uns
> daher, kriegen wir einfach nicht mit, und werden es niemals mitkriegen,
> weil unser hirn schablonen nutzt und nutzen muss, und wir können nur
> hoffen, dass diese schablonen aufgrund ihrer evolutionären entstehung
> wenigstens einigermaßen
> auf welt tatsächlich passen mögen, wobei aber auch dies eingeschränkt
> ist darauf, als dass nur irgendwie lebens/überlebens-wichtiges derart
> schlablonisiert in unseren hirn
> vor-abgelegt ist, da evolution als "anpassung an ..." eben nicht mehr
> hergibt !
>
Ich bestreite ja nicht Zusammenhänge zwischen physiologischen Prozessen
und dem Erleben. Das ist auch keine so neue Erkenntnis. Daß man nichts
mehr sieht, wenn man die Augen schliesst, wusste man schon immer. Heute
weiss man es eben genauer.
Wenn man sich dafür interessiert und nicht für das Erleben, ist dagegen
ja auch nichts einzuwenden. Für den medizinischen Fortschritt bringt
eine Untersuchung des Erlebens rein gar nichts.
> um real zu bleiben sollten wir also erstmal davon ausgehen, nur das von
> welt mitzukriegen, was für menschtier als zumal selbstreferentes
> lebewesen (wie alle anderen auch)
> irgendwie im weitesten sinn überlebenswichtig ist, das würde unseren
> menschentypischen größenwahn ganz erheblich dämpfen, und auch unsere
> wirklichen erkenntnisfähigkeiten,
> die uns selbst (eben weil selbstreferent) natürlich geradezu unendlich
> dünken, auf natürliches = kleines, reales maß beschränken,
> denn jede wanze (ebenfalls selbstreferentes lebewesen) hat über ihre
> wanzenwelt ebenfalls geradezu unendliche erkenntnisfähigkeiten, weil
> eben auch sie evolutionär angepasst
Eine Wanze, die über ihre Wanzenwelt oder sich selbst nachdenkt, wäre
ein naher Verwandter.
Claus
>
> immer gilt halt das
> "copyright and powered by evolution, (but) with all evolutionary limits
> inclusively",
> auch für menschtier, und wir können noch so wursteln und denkenwollen,
> auch wir kommen aus diesen begrenzungen nicht und niemals heraus, obwohl
> wir schraubenzieher erkennen und benutzen können, und die wanze halt
> nicht (dafür bleibt uns vieles,
> das eine wanze in ihrer welt treibt, rätselhaft bis völlig unbekannt).
>
> wh.
>
>
>
>