Liebe Listenteilnehmer,
als kleine Kostprobe eine aktuelle Einreichung zu einer Systemtheorie-Zeitschrift -
zweites Review läuft….
Leider wieder auf Englisch - ich wüsste allerdings nicht, wo ich solche Beiträge in
deutschsprachigen Zeitschriften „unterbringen“ könnte.
Liebe Grüße, freue mich auf Reaktionen,
Thomas
Abstract
Based on process ontology, semantic systems theory describes meaning as emerging from and
construed by systematic interactions. A semantic system’s horizon is limited by the ranges
of process effects and may be considered to define a process-rooted semantic space,
interacting in a systematized dynamic. The structured and structure-generating interactive
convergence of processes requires them to structurally delve into each other. This leads
to an adaptive, concrescence-generating restructuring, realizing a mutually interpretive
understanding of the participating processes. Interaction-generated semantic times and
spaces may converge to enlarged or condensed semantic systems. The system and its elements
may engage in system- and place-transcending structured interaction, allowing systematized
meaningful structures to grow organically. Initial steps required to apply the theory are
to address objects as potentials and to consider these potentials’ realizations as having
the form of structured interpretive interactions. These enact unintentional
trans-individual, perspectival agency and perspectivity.
Introduction
Semantic systems theory introduces empirical multi-perspectivity into traditionally
homogenizing approaches,
like those of metric science. The latter, far beyond a simple object approach in its most
abstract forms, applies
the sophisticated formulation of parallel and sequential continuity in algebraic and
numerical terms. However, in
the modern world’s common understanding, the object approach is predominant, suggesting
experimentally or
logically decontextualized static items as founding the world’s structure. In contrast to
this model, philosophical
approaches which conceptualize a process-based ontology have been developed. To be able to
understand the
trans-momentary agency of any coherent processing, logically distinguishing an
underpinned, momenttranscending
capacity and its momentary realization was common practice before cartesian
presence-fixation
became dominant. Claiming multi-perspectivity requires a concept of distinct agency
emerging from a
momentary, potential-sourced specific. It also necessitates a model of tacit information
exchange concerning
shareable aspects. The latter eventually allows processes and their perspectives to
converge without abandoning
their potential-sourced individuality. Effective implementation of information, acquired
under the guidance of
the own perspective, results from dialogical information exchange allowing for an eventual
convergence in
transiently shared understanding. The confluence of distinct traditions of thought merges
in a theory addressing
dynamic interrelatedness right from the beginning. In essence, the narrowing of the scope
of metaphysics
eventually thought to apply only in the humanities is reconsidered and reversed into
application in a widened
horizon. This structurally reestablishes ancient, but valid empiric approaches as applied
to both φυσικά and τὰ
μετὰ τὰ φυσικά (physiká and ta metá ta physiká, that is, physics and metaphysics) in
Aristotelian and scholastic
thought.
Am 25.09.2023 um 13:11 schrieb Karl Janssen über
PhilWeb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
Thomas und Claus ermuntern zum Erhalt von philweb und ich danke Euch beiden dafür. Ja und
auch bin überzeugt davon, dass philweb in dieser Form einer Mail-Liste ein
Alleinstellungsmerkmal hat, vornehmlich jenes des Diskussionsstils, denn hier finden sich
z.B. keine persönlichen Anwürfe (sog. Flames etc.), wenngleich manche persönliche Meinung
bisweilen „robust“ verteidigt wird. Obendrein lockert Ingo Mack die Szene immer wieder mal
mit einem schönen Gedicht auf, so wie er es vom Listenbeginn an getan hat.
Nun ist philweb sicher kein „digitales Kaffeekränzchen“ wo man nette Stories aus der
Philosophiegeschichte austauscht, eher doch – wie Claus es sagt – eine Art Stammtisch für
in die Jahre gekommene Diskutanten, zumindest jene also, die seit Anfang der Liste in den
späten 90er Jahren dabei sind und daher zum Gründerkreis gehören.
Wenn ich die hier an den Stammtischen der Landgaststätten (Gott sei Dank gibt es sie
noch!) sitzenden Mannsbilder so beobachte, gehen die Diskussionsrunden meist recht
friedlich ab, außer, wenn es dann um Fussball oder Politik geht. Da wird es dann bisweilen
auch recht „robust“. Und die Zenzi oder Anni - wie auch immer die Bedienung heisst – ist
hochverehrt, auch ohne Anwendung von gendergerechter Ansprache, sorgt sie doch für Zucht
und Ordnung; Wer das nicht beherzigt, kriegt eine Watschn (und sei sie nur verbal
verabreicht: „du Hirsch, hoit dei Pappn!“
Soviel zum Thema Stammtisch (in realitas).
Und unser „Stammtisch“ philweb – wie sollten wir ihn künftig gestalten, wenn er denn
weiter bestehen soll?
Letzteres kann er definitiv, bezogen auf seine technische Infrastruktur, denn der
Serverplatz wird von der phil. Fakultät der Uni Wien bereitgestellt, wofür man gar nicht
genug danken kann!
Da steht also ein kompetentes EDV-Team selbstlos im Hintergrund und bietet uns dieses
Forum, wo wir uns – möglichst doch öfter als nur ein- bis zweimal pro Jahr zu thematisch
offenen, aber dennoch an Philosophie orientieren Fragen austauschen können.
Warum ausgerechnet an Philosophie orientiert, möchte man fragen und ich denke deshalb,
weil das ganze Leben eigentlich Philosophie ist: Wie die Liebe zum Leben, sollte auch die
Liebe zur Weisheit befördert sein. Nun kann längst nicht jeder Beitrag hier „von Weisheit
getragen“ sein uns so trägt der Austausch an Meinungen und selbst auch ein Disput immer
wieder zu persönlichem Erkenntnisgewinn (welcher Art immer) bei. Dabei ist es zunächst
unerheblich, ob man aktiv oder eher passiv hier teilnimmt.
Kränkungen sollten natürlich in keiner Form stattfinden, auch wenn einfach nicht
auszuschließen ist, dass eine Wortwahl auch mal in diese Richtung geht. Das geschieht
vornehmlich dann, wenn ideologisch entgegengesetzte Ansichten diskutiert werden. Nichts
entzweit mehr, als sich widerstrebende Ideologien. Doch sollte man deshalb jeglichen
diesbezüglichen Dialog einstellen, resp. diesen vermeiden, schließlich gar nicht aufkommen
lassen?
Manchmal erreichen mich als Listadmin persönliche Mails, wo auf das bisweilen sehr
theoretische Niveau der Beiträge hingewiesen wird, was es Teilnehmenden der Liste schwer
macht, darauf einzugehen. Sehr wahrscheinlich bin geradewegs ich selbst einer derer, die
Beiträge zu lang, zu komplex und eben zu theoretisch abfassen. Das kann man nicht einfach
mal so nebenher lesen, geschweige denn beantworten (wenn es überhaupt auch einer Antwort
wert wäre).
Die Antwort darauf, denke ich, hat Claus gegeben: „wenn vielleicht ein, zweimal im Jahr
etwas vernünftiges dabei herauskommt. Ist doch besser als Geschwurbel. Vielleicht taucht
ja auch noch mal jemand mit neuen Ideen hier auf oder jemand, der seine Ideen hier
entwickelt.“
Was ist vernünftig? könnte man nun fragen oder eben gleich als zentrale Frage der
Philosophie der Philosophie im Sinne Kants formulieren. Das Beste an philweb ist, so
glaube ich, dass hier keine wissenschaftlichen Beschreibungen, keine Definitionen gegeben
werden müssen, sondern man sich lediglich im Kontext von Philosophie (als der Liebe zur
Weisheit – oder eben auch zum „was kann ich wissen?“) austauschen kann. Das sollte nun
auch meinerseits Aufmunterung an möglichst viele Teilnehmende der Liste hier sein, ohne
Scheu eine „neue Idee“ in philweb vorzustellen oder einfach auch nur eine diesbezügliche
Diskussion anzustoßen, wie wir es von RatFrag kennen.
Soweit hierzu und für den Augenblick.
Mit bestem Gruß in diese Runde! - Karl
Am 25.09.2023 um 07:21 schrieb Dr. Dr. Thomas
Fröhlich über PhilWeb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
Liebe Teilnehmer,
den Austausch / die Liste bitte unbedingt beibehalten!
Kränkungen sind bei offenen Listen unvermeidbar, das gehört halt leider dazu. Auf
Englisch würde man den Diskussionsstil dann „robust“ oder „rough“ nennen, aber da kommt
man durch, mit etwas Rugby-Training…..
Ich möchte auch bald wieder etwas beitragen, werde diese Woche über den Stand unseres
Modells der biopsychosozialen Interaktion vortragen - berichte dann.
Liebe Grüße
Thomas
Am 25.09.2023 um 02:04 schrieb Claus Zimmermann
über PhilWeb <philweb(a)lists.philo.at <mailto:philweb@lists.philo.at>>:
Ich würde verstehen, dass man eine zwar einmalige, aber wenig genutzte Liste stillegen
würde, wenn der Betrieb mit erheblichen Kosten und erheblichem Wartungsaufwand verbunden
wäre. Ist das so? Wenn nicht: lasst die server doch laufen und freut euch, wenn vielleicht
ein, zweimal im Jahr etwas vernünftiges dabei herauskommt. Ist doch besser als
Geschwurbel. Vielleicht taucht ja auch noch mal jemand mit neuen Ideen hier auf oder
jemand, der seine Ideen hier entwickelt.
Eine vergleichbare deutschsprachige Liste ist mir nicht bekannt. Vielleicht gibt es ja
keinen Bedarf dafür. Aber man sollte doch in die Jahre gekommenen Herrschaften nicht ohne
Not ihren Stammtisch wegnehmen, sonst radikalisieren sie sich noch im Internet.
Claus
Am 25. September 2023 00:21:38 MESZ schrieb "Karl Janssen über PhilWeb"
<philweb(a)lists.philo.at <mailto:philweb@lists.philo.at>>:
„philweb ist tot“ schreibt mir Waldemar (als quasi Gründungsmitglied bei philweb, der
sich stillschweigend schon aus unserer Liste ausgetragen hat und er meint, eine
funktionierende Liste dieser Art sollte sich auf Philosophie im klassischen Sinn
zentrieren, anstatt alltägliche oder naturwissenschaftliche Themen zu diskutieren.
Sind wir, immerhin noch ca. 70 in diese Mailing-Liste Eingetragene wirklich tot?
„Philweb ist tot, bleibt tot! Und wir haben diese Liste getötet! Vielleicht trifft das in
Anlehnung an Nietzsches Feststellung zur Beziehung der Menschen zu einem Gott auch auf
diese Mail-Liste zu.
Ist diese Sprachlosigkeit der gesellschaftlichen Situation geschuldet, dass über moderne
digitale Medien eine Unmenge an Kommunikationsmöglichkeiten verfügbar sind und damit eine
kaum noch zu beherrschende Informationsflut den Alltag durchsetzt. Soziale Netze, E-Mails,
SMS, Messaging, Videochats usf. wirken – sofern man sich diesen Medien aussetzt, bzw.
beruflich darauf ausgerichtet sein muss – gewissermaßen im Minutentakt auf Menschen ein
und bestimmen, bisweilen zwanghaft, die gesellschaftliche Kommunikation.
Ich denke, es ist nicht nur das ZUVIEL an materiellen Gütern, es ist definitiv auch das
ZUVIEL an Information, die auf Menschen der Industrie-Gesellschaften einwirkt und deren
inneres Gleichgewicht stört, in nicht wenigen Fällen auch zerrüttet.
Worüber sollte man sich dann also noch in philweb austauschen, wo doch per digitaler
weltweiter Vernetzung Zugang zu nahezu jeder Information (Websites aller Art,
Online-Bibliotheken, Datenbanken, Foren, Blogs) möglich ist?
Manchmal dachte ich, es sei in philweb der Mühe wert, zu bestimmten Themen eine Art
Exzerpt aus all diesem Wust an Information zu erstellen, über den es sich diskutieren
ließe und es ist ja nicht so, dass dieses nicht immer auch mal versucht und angeboten
wurde. Doch Reaktionen blieben bis auf jene der üblich wenigen Protagonisten hier aus.
So also meine Frage in diese Runde, ob man die philweb-Liste schlichtweg abschalten
sollte, ob überhaupt noch Interesse daran gegeben ist.
Bester Gruß in eben diese Liste! - Karl
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