Liebe philweb-Teilnehmer,
hier noch einmal die Zitate, diesmal komplett, also im griechischen Original, der
lateinischen und deutschen Übersetzung - sorry, - ich hatte beim ersten Versand philweb
aus Versehen garnicht als Empfänger, und dachte, als nichts ankam, es liege an zu viel
Text, dann gekürzt etc…
Also, da capo al fine und viele Grüße, Thomas
http://12koerbe.de/pan/met12-2.htm <http://12koerbe.de/pan/met12-2.htm>
kinei de hôde to orekton kai to noêton:
kinei ou kinoumena.
toutôn ta prôta ta auta.
epithumêton men gar to phainomenon kalon,
boulêton de prôton to on kalon:
movet autem sic appetibile et intelligibile;
movent non mota.
horum autem prima eadem.
concupiscibile quidem enim ipsum apparens bonum,
voluntabile autem primum ipsum existens bonum.
(c) Auf solche Weise aber bewegt das Erstrebte und das Intelligible (Erkennbare);
es bewegt, ohne bewegt zu werden.
Von diesen beiden ist das erste (als Prinzipien) dasselbe.
Denn Gegenstand des Begehrens ist dasjenige, was als schön erscheint,
Gegenstand des Willens ist an sich das, was schön ist.
—> Das Erstrebte bewegt das nach ihm Strebende, ohne selbst bewegt zu werden. Das Gute
orientiert ein bewegliches, intendierendes Wollen auf sich, ohne sich selbst zu bewegen.
—> Es gibt selber Adynamisches, das dynamisierend bewegt. Dieses selber Unbewegte
setzt offenbar Bewegung in Gang.
—> Selber unverändert Bleibendes kann (über das Wie dieses Vermögens / Könnens ist
hier nichts gesagt) Veränderung in Gang setzen.
Das setzt eine Einwirk-Möglichkeit des Einen auf das Andere voraus, die Möglichkeit eines
gemeinsamen Teilhabens, einer Kommunikation, in Deinen Worten die Möglichkeit eines
(einseitig und wechselseitig aneinander getätigten) Wirkens, einer Wechselwirkung.
Der Kontrast von {Unbewegtsein und Sich-Bewegen} ist somit in etwas Weiteres eingewoben,
das quer zu Dynamik versus Nicht-Dynamik liegt.
Analog ist im {Wirklichen Mögliches} enthalten, in der Wirklichkeit die Möglichkeit,
wobei das beidem „zu Grunde liegende“ die ousia ist, die ins Lateinische übersetzt
sub-stantia genannt wurde, und die durch Dekontextualisierung als gedanklich-unempirisch
zu weit gehende Herauslösung aus dem oben genannten Bezogen-Sein,
Auf-Anderes-Wirken-Können, dem In-Etwas-Weiteres-Eingewoben-Sein zu einem Feld-freien, als
Alleiniges herausgestelltes unbewegliches Ding und Wesen und Wesen an sich verstümmelt,
vereinzelt, verunwirklicht wurde.
Ousia ist als Einzelding undenkbar, sie ist immer interaktionell zu denken, womit wir
wieder bei Deiner Wechselwirkung sind….
Von welchem Standpunkt aus aber sollte der Rahmen, der „zugleich" {Zeitendes und
nicht Zeitendes} umschließt erkennbar sein?
Das Zeitende gegenüber dem nicht Zeitenden auszuspielen hilft nicht. Eine einseitige
Sicht wie die, die pure Möglichkeit ohne Wirklichkeit konstruiert interssiert Aristoteles
nicht. Er hält sich, ganz Empiriker, unbedingt an die Wirklichkeit.
Aristoteles führt hier als Denkfigur die Erzeugung von Bleiben durch Nicht-Bleiben an,
das Erzeugen von Unverändertem durch Verändern, sprich die selbst-identische Wiederholung,
geometrisch im Kreisen als semantische „Rückkehr“ zu Demselben versinnbildlicht.
Selbst-identisches Wiederholen stiftet also den dem Gleichbleiben-im-Verändern /
durch-Verändern ermöglichenden Rahmen.
Das Identische wiederum ist etwas, das identifiert werden kann, es ist ein
In-Sich-Bleibend- und-Erkennbar-Zusammenhängen, eines Kohärenz.
Wiederholen des Kohärierens stiftet somit Beharren im Werden, im Verändern.
kai esti ti aei kinoumenon kinêsin apauston,
autê d' hê kuklôi
(kai touto ou logôi monon all' ergôi dêlon),
et est aliquid semper motum motu incessabili,
hic autem qui circulo;
et hoc non ratione solum sed opere palam.
und es gibt etwas, das sich immer in unaufhörlicher Bewegung bewegt,
diese Bewegung aber ist die Kreisbewegung.
Dies ist nicht nur durch den Begriff, sondern auch durch die Sache selbst deutlich.
Dein richtiges (wenn ich meine Einschätzung hierzu kundtun darf) Konzept der
Wechselwirkung setzt also (stillschweigend oder ausdrücklich) voraus, dass es
Kohärierendes gibt, und dass es in der verwirklichenden Betätigung durch Wiederholen des
Kohärierens mitsamt seines kohärenten Interagierens die Beständigkeit der die Wirkung /
Wechselwirkung inszenierenden Partner gibt.
Das "mitsamt seines kohärenten Interagierens" ist wichtig: es geht nicht um ein
Isolat, und ein beliebiges anderes. Was zwei Kohärierende miteinander anstellen, ist
Ausfluss / Aktualisierung ihres in sich-und-mit-anderem-Zusammenhängens. Damit ist das
Andere immer und von vornherein mitgedacht, es ist immer Text-im-Kontext, der
Wechselwirkungs-Ansatz ist von vornherein kontextuell.
epei de esti ti kinoun auto akinêton on,
energeiai on,
touto ouk endechetai allôs echein oudamôs.
phora gar hê prôtê tôn metabolôn,
tautês de hê kuklôi:
quoniam autem est aliquid movens ipsum immobile ens,
actu ens,
hoc non contingit aliter se habere nullatenus.
latio enim prima mutationum,
huius autem que circulo;
Nun gibt es aber etwas, was ohne bewegt zu werden selbst bewegt
und in Wirklichkeit (in wirklicher Tätigkeit) existiert;
bei diesem ist also auf keine Weise möglich, daß es sich anders verhalte.
Denn Ortsbewegung ist die erste unter den Veränderungen,
und unter ihr die Kreisbewegung;
<>
tautên [10] de touto kinei.
ex anankês ara estin on:
kai hêi anankêi, kalôs,
kai houtôs archê.
hac autem hoc mouet.
rex necessitate igitur est ens;
et necessitas bene
et sic principium.
diese Bewegung aber wird von jenem ersten Bewegenden hervorgebracht.
Also ist es notwendig seiend,
und inwiefern es notwendig ist, ist es auch so gut
und in diesem Sinne Prinzip.
So viel dazu, wie Aristoteles das Verhältnis von selber Unbewegtem zu sich Bewegendem
reflektiert.
Den beide umspannenden Rahmen kann er nicht benennen, weil hierzu (nicht nur ihm, sondern
uns allen) der über beiden Polen schwebende Standpunkt fehlt.
Auf diesen Rahmen aber reflektiert die Wiederaufnahme der aristotelischen Philosophie
durch den Kölner Albertus Magnus (man kann sein Grab ja in der Dominikanerkirche besuchen)
und seinen Schüler, Thomas von Aquin……
Sorry, wenn ich hier so ausführlich bin, - seit ich zur Schule ging und mich durch
griechische Texte quälen musste, befasse ich mich so gerne mit dem, was darin als
Philosophie enthalten war :-)
Jetzt aber ins Freie, die Sonne scheint…..
Viele Grüße
Thomas
> Am 15.01.2021 um 12:20 schrieb waldemar_hammel <waha3103x(a)googlemail.com
<mailto:waha3103x@googlemail.com>>:
>
>
>
> Am 15.01.2021 um 10:23 schrieb "Dr. Dr. Thomas Fröhlich":
>> Liebe philwebler, gerne nehme ich das freundliche Angebot an, beim Vornamen zu
bleiben - ich heiße Thomas….
>>
>> lieber Waldemar, lieber Karl, liebe andere, zu diesem tiefgründigen Streit habe
ich fürs erste (endlich wieder mehr Zeit...) als ortsverwurzelter Biologe nur eine
Anmerkung: ein aus "kappes und kartoffeln" bestehender molekülehaufen - also,
Kappes und Kartoffeln, das geht garnicht, finde ich, als Kurpfälzer und damit halber
Pfälzer / Saarländer, es muss, wenn, dann ein aus kappes un grumbeere
bestehender…..heißen:-)
>
> na gut, dann halt krumm-beere, und "krumm" noch zu "grum"
verbogen ...
> (oder sollte das etwa von "grundbeere" stammen?)
>
> ich kann da nicht mehr richtig mit-"spreche", weil ich erst nach 50 jahren
wieder nach sobernheim bei kreuznach
> aufgrund einer erbschaft (kleiner bauernhof) zurückkam, sodass mir die leute hier in
sob jetzt ständig einen merkwürdigen dialekt nachsagen,
> selbst wenn ich "sowwerummer platt" sprechen will, ist es mit
aachener/rheinländisch/kölsch gemischt
>
> de grumbeer an sich
>
https://pfl.wikipedia.org/wiki/Kartoffel
<https://pfl.wikipedia.org/wiki/Kartoffel>
> *
> die warnungen vor solanin/solanidin (im kartoffelkraut und grünen kartoffeln) sind
übrigens maßlos übertrieben,
> aber, es wird selbstredend leute geben, die schon beim schieren anblick einer
kartoffel tot umfallen ...
>
>
>> Zu allem Weiteren (ist ja bloß Gott und Welt, sonst nichts… ) versuche ich
später, einen Beitrag zu leisten.
>>
>
> das problem hierbei ist, wir disPutieren "gott mit/in welt" => wie kann
ein wechselwirkungsfreier gott (sonst verlöre er seine attribute),
> der aufgrund ww-freiheit zudem nicht existieren kann, trotzdem mit einer ww-welt
interagieren?,
> anders gesagt, die legende vom unbewegten beweger, oder vom hasen, der hase und
nichthase gleichzeitig ist ...
>
> gruß,
> wh.
>
>
> <https://www.avast.com/antivirus>
> Diese E-Mail wurde von Avast Antivirus-Software auf Viren geprüft.
>
www.avast.com <https://www.avast.com/antivirus>
> <x-msg://143/#DAB4FAD8-2DD7-40BB-A1B8-4E2AA1F9FDF2>