Am 31.08.2025 um 04:28 schrieb Karl Janssen über PhilWeb:
Absolut erfreulich, dieser rege Austausch hier in unserem philweb!
Offen gesagt, habe ich „alle Hände voll zu tun“, um den Diskursen hier
zu folgen. Geschweige denn, auf den einen oder anderen Beitrag näher
einzugehen und in einen Dialog einzutreten.
Ratfrag hinterfragt eine alte Klage:
rf: Es ist eine alte Klage. "Wieso gibt es so viele Meinungen, wenn es
doch nur eine Wahrheit gibt?
wahrheiten/unwahrheiten sind stets spektral, weil sie stets nicht nur
vom argument, sondern auch von den kontexten abhängen (ww!), in die das
jeweilige argument eingebracht wird (eine grüne birne ist im sonnenlicht
grün, in anderem kontext zb grünlicht aber weiss)
Das lässt mich an unsere ausgiebigen Diskussionen über
Wahrheitstheorien denken und meinerseits die Frage aufwerfen, warum
der Begriff von Wahrheit hinsichtlich seiner Beweisbarkeit immer aufs
Neue hinterfragt wird. Wahrheit muss beweisbar sein, doch wie steht es
um Wahrheit, die nicht als solche erkennbar, greifbar oder ermessbar ist?
ganz einfach: eine wahrheits/unwahrheits-behauptung über eine sache, die
"nicht erkennbar, greifbar, ermessbar " ist, ist schlicht als argument
ungültig (gutes beispiel: "gott")
Sofern Wahrheit lediglich behauptet wird, muss im
Zweifel diese
Behauptung mit Anspruch eben auf ihre Faktizität bewiesen werden und
nur für den Fall eines hinreichend gültigen Beweises entspricht das
Behauptete der Wirklichkeit, ist somit ein Wahrmacher der Aussage.
die sog. "wirklichkeit" ist kein gültiges kriterium für
wahrheit/unwahrheit
Meinungen entsprechen zunächst subjektiven Denkmustern
und sind nur
dann wahrheitsgemäße Aussagen, wenn ihre Plausibilität intersubjektiv
zu belegen, resp. objektiv nachzuweisen sind. Eindeutige Kriterien zur
Wahrheitsfindung sind somit plurale Intersubjektivität unter Einbezug
der Methode des Fallibilismus.
ebenso ist "intersubjektivität", das also etwas
intersubjektiv-als-wahr-gilt, kein kriterium für wahr/unwahr (sonst wäre
etwa die nazi-ideologie der hitler-ägide zumindest während dieser zeit
wahr gewesen)
Doch gerade dieses erkenntnistheoretische „Werkzeug“
kann eben auch
keine absolute Wahrheitsaussage im Sinne einer Letztbegründung
tätigen, da immer noch die Möglichkeit eines letzten Irrtums besteht.
"absolute wahrheiten" sind nicht deshalb unmöglich, weil "immer ein
letzter irrtum" darinstecken kann, sondern weil letztbegründungen (für
was auch immer), und zwar prinzipiell, unmöglich sind, weshalb ich den
wahrheitsbegriff gänzlich vermeiden würde, und stattdessen von
wahrscheinlichkeit P(x) reden würde, zb nicht "1+1=2 ist wahr (P=1)",
sondern "unter den rand- und zusatz- bedingungen xyz ist 1+1=spektral-wahr"
Philosophisch könnte die Idee der Stoa hilfreiche
Stütze gegenüber
aller überbordenden Geschwätzigkeit, Fake-News, KI-generierten
Narrativen usf. bieten, da sie tief in menschliche Psyche eindringt
und geradewegs dem unstillbarem menschlichen Bedürfnis nach Neuigkeit,
nach Klatsch und Tratsch die besonnene, nüchterne, faktenbezogene und
somit wahrheitsgemäße Wirklichkeit entgegen stellt.
mit dem entscheidenden nachteil jeder "wahrheitsgemässen wirklichkeit",
dass diese als illusion/illusionäre verkennung, jeweils in unserem hirn
erzeugt/zusammengebastelt wird, und wir dann als hilfskonstrukt noch als
weitere (unmotivierte und in der sache falsche) wahrheitsbehauptung
benötigen, die "wirkliche wirklichkeit" würde mit unserem darüber
erzeugten hirnkonstrukt übereinstimmen
Ein „Werkzeug“ also, das auf diese philosophische
Weisheit aufbaut und
somit einen Weg zu hinreichender Selbsteinschätzung weisen kann, etwa
nach dem Beispiel des Marc Aurel, dessen Denkmodell von einer
Allnatur, dieser EINHEIT als einzige WAHRHEIT meiner Vorstellung von
kosmischer Intelligenz entspricht, als eben diesem Gefühl von
Allgeborgenheit „JAHWE“ - ich bin da, oder eben mein ICH als Teil
dieser Ganzheit: Partizipation als Strukturprinzip des Menschen an sich.
zu bedenken: auch ein marc aurel hat (so sehr ich sein geschriebenes
auch schätze) nur mit wasser gekocht, und "kosmische
intelligenz"/vernunft der natur/innere logik alles seienden/usw sind
lediglich die uralten götter, heute auf moderne sprachregelungen etc
up-gedated und neu poliert als menschen-zuschreibungen (wie an eine
leere wand angehefteter zettelchen-kram/memos) an eine natur, die
zweckeFREI, absichtenFREI, logikenFREI, intelligenzFREI, endzielFREI
ist, und gerade auch deshalb "als leere wand" bestens mit "menschlichen
memorabilien" bekleistert werden kann, welche immer wieder erneut zu
passen nur-scheinen --- dass wir die natur dennoch ständig mit
hirn-erzeugten und dann auf sie projizierten eigenschaften aufladen, ist
für uns allerdings -subjektiv- überlebenswichtig
Diese Ganzheit ist aus irdischer Perspektive nicht als
Wahrheit
erkennbar und somit von Menschen nicht beweisbar. Wer nun (einen) Gott
als diese Ganzheit, als die Wahrheit annimmt, wird diesen nicht
beweisen können. Es bleibt nur das Gefühl von Allheit, oder eben von
Allgeborgenheit. Wer sich ihr anvertraut, kann auf diesbezüglich
unzählige Meinungen, Deutungen verzichten, eben im Vertrauen auf
göttliche Allgeborgenheit. „Solo Dios basta“ (Teresa v. Avila).
du, karl, wirst von deinen geglaubten mythen und legenden, deinen
memo-zettelchen an der leeren natur-wand, wohl nicht mehr loskommen,
obwohl das alles, weil in hirn und psyche festgeklopft, da somit weit
mehr als illusionäre verkennungen, wahn-analoge vorstellungen und ideen sind
* theresia von avila ist mein lieblings-nönnchen, weil sie
(k.h.deschner/kriminalgeschichte d. christentums) aus gott-ergebenheit
ua. das erbrochene von aussätzigen getrunken haben soll, analog dazu
habe ich keine staubsauger mehr, sondern lecke die fussböden und den
hühnerstall mit der zunge sauber (DEUS VULT!), um in den himmel zu kommen
wh.
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