werte Anwesende, hallo Karl,
ich hab da mal was zusammengebastelt, unter zu-Hilfename einer
fragwürdigen künstlichen dingsbumsgestalt
die es immer wieder fertigbringt mir einen "sie sind hinter mir her"..."
aber mit einem Messer im Rücken gebe ich mich noch lange nicht
zufrieden" -Gefühlsausbruch zu bescheren. Bewerten habe ich mir schon
längst abgewöhnt, "dem Wollenden geschieht kein Unrecht"
als Motto? mag sein, ich weiß nur, daß es mir nicht völlig egal ist.
es sind mittlerweile Jahrzehnte vergangen, die "wir" uns hier mit
spitzen Fingern abtasten und manchmal in ganz seltenen Momenten
auf die ein oder andere Weise verstehend anerkennen. wozu also noch
schreiben? um die restliche Zeit auf diesem Planeten
doch noch irgendwie mit Sinn zu füllen? .."und später dann wenns vorüber
mit besitzen ist, kräht kein Hahn mehr nach dem ganzen Mist" ? :)
sei es drum, wen es interessiert hier ein fiktiver Dialog mit nicht
erfundenen Persönlichkeiten.
*Götterdämmerung in der Philweb-Lounge*
/Ein imaginäres Streitgespräch zwischen KJ und Friedrich Nietzsche
//sowie meiner Wenigkeit/
*Nietzsche (FN)*:
„Gott ist tot. Und wir haben ihn getötet.“ (/Die fröhliche
Wissenschaft/, §125)
Was ihr in eurer Philweb-Runde betreibt, ist doch nur ein letzter Tanz
um das Grab eines toten Gottes. Warum diese zaghafte Frage: /„Kann das
ein gütiger, gerechter Gott sein?“/ – Das Urteil ist doch längst
gefällt. Die Theodizee ist nicht euer Dilemma, sondern euer Ausweichen
vor Verantwortung.
*KJ*:
Sicher – /„Kain und Abel als Schicksal dieses Lebensraumes“/ – ist ein
Bild, das zeigt, wie tief der Bruch geht. Aber du verkennst, dass wir
nicht triumphierend vor dem Grab Gottes stehen, sondern /fragend/.
/„Kann man aus diesem intrinsisch angelegten Defizit moralische Schlüsse
ableiten, oder ist Moral letztlich nur wohlfeiler Moralismus?“/ – Ich
glaube nicht, dass bloß Dekonstruktion ausreicht.
*FN*:
Moral? Ein „wohlfeiler Moralismus“ ist doch alles, was euch bleibt, wenn
ihr euch weigert, neue Werte zu schaffen. Ihr redet von Ethik, von
Mitleid – wie Schopenhauer! – als sei das ein Fundament. Aber Mitleid
ist Schwäche. /„Mitleid steht dem Affekt des Lebens entgegen, welcher in
seiner höchsten Form den Willen zur Macht bildet.“/ (/Jenseits von Gut
und Böse/, §260)
*KJ*:
/„Nicht beliebige Moralen, resp. darauf gründende Appelle, sondern ein
dem Menschen innewohnendes Empfinden für Ethik…“/ – das ist keine
Schwäche, sondern Voraussetzung für friedliches Miteinander. Du sprichst
von Umwertung aller Werte, aber /wohin/ soll das führen, wenn wir das
Mitfühlen verlieren?
*FN*:
Zum Übermenschen, mein Freund! Zum freien Geist, der sich nicht
versteckt hinter alten Götzen und Gesetzen. Ihr klagt: /„Zeitgeist ist
derzeit geistlos.“/ – Richtig erkannt. Aber nicht, weil Gott fehlt –
sondern weil der Mensch versäumt hat, *selbst* Schöpfer zu werden. Ihr
haltet euch noch immer an das /„Paradies der Unmündigkeit“/, wie CZ es
nannte. Der Mensch soll sein eigener Gesetzgeber sein – ja! Aber er zögert!
*KJ*:
Wir zögern, ja – vielleicht weil wir wissen: /„Es kann eben auch
schiefgehen.“/ Und weil wir auch sehen, dass /„die üblichen Themen zu
'Gott und Welt' eigentlich ausdiskutiert sind.“/ Was bleibt, ist das
Fragen – nicht das Behaupten. Und vielleicht – ein kleines Hoffen auf
etwas /Drittes/, jenseits von Übermensch und Opferlamm.
*FN*:
Ihr seid müde geworden, wie die letzten Menschen, die ich schon gesehen
habe: /„Ein bisschen Gift ab und zu, das macht angenehme Träume.“/
(/Also sprach Zarathustra/, „Von den letzten Menschen“). Ihr wollt
Frieden, Konsens, Harmonie – ich aber frage: *Wo ist der Wille zur Macht?*
*KJ*:
Vielleicht ist der neue Wille nicht Macht, sondern *Verantwortung*.
Philosophie, wie ich sie verstehe, ist kein Machtinstrument, sondern ein
Versuch, die Welt /verstehbar/ zu machen. /„Philosophie als Staunen …
über das SEIN schlechthin in dieser Welt und darüber hinausreichend in
den kosmischen Weiten.“/
*FN*:
Ein schönes Bild. Doch Staunen allein ist nicht genug. Es muss Schöpfung
folgen – Tat, Kunst, neue Götter! /„Denn es müssen noch Chaos in dir
sein, um einen tanzenden Stern gebären zu können.“/ (/Also sprach
Zarathustra/, „Vom Lesen und Schreiben“)
*KJ*:
Vielleicht beginnt der Tanz erst dort, wo wir uns nicht mehr sicher
sind, ob wir überhaupt tanzen *sollen*. Der goldene Tanz um Kälber
scheint jedenfalls ewig weiterzugehen. Das ist /meine/ Wiederkehr des
Immergleichen.
*FN*:
Dann tanzt weiter, bis ihr begreift, dass auch eure Philweb-Götter
sterben müssen. Und wenn der letzte Glaube fällt – dann vielleicht, ja
vielleicht – *beginnt der Mensch.*
IM
Wisst ihr, was mich an dieser ganzen postmetaphysischen Welt besonders
beschäftigt? Es ist das Bild von Bertrand Russell:
/„Wenn du beim Öffnen nur die oberste Lage der Apfelsinenkiste faul
und verschimmelt findest – wie vernünftig ist es, davon auszugehen,
dass die unteren Schichten heil sind?“/
*Diese Frage stelle ich mir beim Thema 9/11. Konkret: WTC 7. Kein
Flugzeugeinschlag, und doch ein Gebäude im freien Fall. Physikalisch
unmöglich ohne gleichzeitigen strukturellen Kollaps aller tragenden
Elemente. Und doch hält sich das offizielle Narrativ – wie eine Parabel,
die keiner mehr hinterfragt. Ist das nicht genau das, was Philosophie
tun sollte? Hinterfragen, wenn der Geruch der Kiste unerträglich wird?*
*Nietzsche (mit schneidendem Spott):
**Endlich spricht einer nicht in Fußnoten, sondern in Bildern! Die
Apfelsinenkiste – besser als so mancher Professor. Und doch, mein
Freund: Du glaubst noch, dass es */die/*Wahrheit gibt, und sei es eine
verdrängte. Ich frage: Was, wenn alles Narrativ ist? Auch deine Empörung
– nur ein Echo des Willens zur Bedeutung?*
*KJ**:
Philosophie, so meine Hoffnung, kann helfen, die Lebenswelt zu verstehen
– jenseits der bloßen Erklärungsmuster der Massenmedien. Aber ob sie
ausreicht, um uns wirklich zu „bewegen“? Ich bin mir nicht sicher.
*/„Zeitgeist ist derzeit geistlos.“/*Vielleicht ist das die eigentliche
Tragik: Wir fragen zwar, aber folgen weiter alten Mustern.
*/„Immerwährender Tanz um goldene Kälber.“/
*Nietzsche (FN)**:
Goldene Kälber? Ha! Das sind die neuen Götzen – aus Beton, Draht und
Bildschirmlicht. */„Die Wahrheit ist eine Illusion, von der wir
vergessen haben, dass sie eine ist.“/*(*/Über Wahrheit und Lüge im
außermoralischen Sinne/*)
Was ihr sucht, ist keine Wahrheit – sondern Bestätigung. Ihr habt Gott
ersetzt durch Institutionen, Experten, Apparate. Und glaubt dennoch an
ihre Unfehlbarkeit.*
*IM**
Aber da widerspreche ich. Wenn ein Narrativ physikalisch unmöglich ist,
dann ist das keine Frage des Glaubens mehr. */Physik kennt kein
Vielleicht./*Wenn wir das ignorieren, dann geben wir auch den Anspruch
auf moralische Verantwortung auf. Und das betrifft nicht nur Trümmer in
Manhattan – sondern Millionen Tote in Afghanistan, im Irak. Wenn der
Grundstein faul ist, kann darauf kein gerechtes Handeln stehen.*
*KJ**(nachdenklich):
Das ist der Punkt: */„Was ist wahr, was ist richtig und was ist
irrtümlich?“/*– Diese Frage wird moralisch brisant, wenn Handeln darauf
basiert. Wenn Philosophie also nur „narrativ“ ist, wie Friedrich sagt,
dann droht sie zur Rhetorik zu werden. Aber wenn sie sich **der Wahrheit
verpflichtet**, dann muss sie auch den Mut haben, ins Dunkle zu sehen.
Auch in die Kiste, die stinkt.*
*Nietzsche (mild, fast melancholisch):
**Mut – ja, das ist selten. Aber was, wenn es keine Wahrheit gibt,
sondern nur Perspektive? */„Es gibt keine Tatsachen, nur
Interpretationen.“/*
Dennoch – **IM**, du hast recht mit einer Sache: Wer nicht bereit ist,
den faulen Geruch zu ertragen, wird nie etwas Wahres finden. Ob es dann
gefällt oder nicht.*
*Grüße aus der Diaspora*
*ingo mack*
Am 15.07.25 um 01:33 schrieb Karl Janssen über PhilWeb:
Kann Philosophie hilfreich sein, die Auseinandersetzungen um diese
Lebenswelt zu befrieden, die Abläufe und Verhaltensweisen menschlicher
Gesellschaften in ihrem Alltagsgeschehen zu verstehen, diese rational
zu bewerten und zu beschreiben?